Kirche vor Ort

550 Jahre - Weihjubiläum der Altöttinger St. Michaelskirche

Yvonne Haderer am 25.09.2019

News_2019_St.-Michael-Innenraum Foto: Roswitha Dorfner
Innenraum der St. Michaelskirche in Altötting

Sie ist eine der ältesten Kirchen der Wallfahrtsstadt und trägt den Namen eines berühmten Erzengels – in Altötting jedoch wird die St. Michaelskirche gerne mal übersehen. Dies hat mit ihrer geografischen Lage etwas abseits des Kapellplatzes zu tun ebenso wie mit ihrer maßgeblichen Bestimmung als „Friedhofskirche“. Dabei bietet die Kirche, die vor 550 Jahren, am 28. September 1469, geweiht wurde, so manche Schmuckstücke – und auch der Name kommt nicht von ungefähr.

Er stürzt den Dra­chen (Satan) in den Abgrund und führt die himm­li­schen Heer­scha­ren an – Micha­el ist sehr häu­fig als der Erz­engel mit dem Schwert in der Hand dar­ge­stellt (sie­he auch Sei­te 5). Viel wich­ti­ger für die Men­schen aber ist Micha­els Rol­le nach dem Tod: Bil­der zei­gen ihn oft, wie er mit der See­len­waa­ge“ in der Hand Gut gegen Böse abwägt. Dem christ­li­chen Glau­ben nach erstellt der Erz­engel ein Ver­zeich­nis der guten und schlech­ten Taten der ein­zel­nen Men­schen und legt die­ses Gott für des­sen Urteil vor. Zu sei­nen vie­len Patro­na­ten zählt daher auch jenes für die Armen See­len, Ster­ben­den und Friedhöfe“.

St. Micha­el ist also ein sehr pas­sen­der Name für eine Kir­che, in deren Ein­gangs­be­reich und an deren Nord­wand wert­vol­le Grab­stei­ne von ihrer Bestim­mung zeu­gen. Eine Fried­hofs-kir­che vor allem für die über vie­le Jahr­hun­der­te dem Stift Alt­öt­ting zuge­ord­ne­ten Bür­ger der Nach­bar­stadt Neuöt­ting (erst nach der Auf­lö­sung des zwei­ten Stifts im Zuge der Säku­la­ri­sa­ti­on 1803 wur­de der Fried­hof bei St. Micha­el allei­ni­ger Alt­öt­tin­ger Fried­hof) bestand offen­bar schon lan­ge vor dem heu­te noch bestehen­den, 1469 geweih­ten Bau: eine St. Micha­els­kir­che wur­de bereits 1383 erst­mals urkund­lich erwähnt, als ihr eine Wit­we aus Neuöt­ting eine täg­li­che Mes­se stif­te­te; drei Jah­re spä­ter ver­lieh ihr Bischof Pil­grim aus Salz­burg einen Ablass. Der neu­en“ Kir­che weih­te im Jahr 1511 Bischof Ber­told von Chiem­see einen Got­tes­acker“ – ver­mut­lich eine Erwei­te­rung eines bereits bestehen­den Friedhofs.

Inter­es­sant für Wall­fah­rer und Tou­ris­ten aber ist die Kir­che selbst. Die äußer­lich schlich­te Hal­len­kir­che an der Neuöt­tin­ger­stra­ße nörd­lich des Kapell­plat­zes impo­niert vor allem durch ihren stil­rei­nen Geist der Spät­go­tik. Im hel­len Innen­raum mit einem fili­gra­nen Netz­rip­pen­ge­wöl­be befin­den sich so eini­ge Kunst­wer­ke: Aus der Zeit um 1500 stammt die Dar­stel­lung des Jüngs­ten Gerichts“ im Gie­bel­feld einer der pfei­ler­um­rahm­ten Sei­ten­ni­schen; die Sec­co-Male­rei“ wur­de erst wie­der 1969 im Rah­men einer auf­wän­di­gen Restau­rie­rung und Reno­vie­rung der Kir­che frei­ge­legt. Beson­de­re Sehens­wür­dig­kei­ten sind außer­dem das vom Chor­bo­gen her­ab­hän­gen­de Kru­zi­fix mit einem leben­dig gestal­te­ten Cor­pus aus der Mit­te des 16. Jahr­hun­derts, eine spät­go­ti­sche Sebas­ti­ans­fi­gur im drit­ten Joch der Süd­sei­te, eine Plas­tik St. Micha­els als Dra­chen­be­zwin­ger aus der Renais­sance im ers­ten Joch der Süd­sei­te, eine früh­ba­ro­cke Mater Dolo­ro­sa, ein Sakra­ments­häus­chen (Stein­metz­ar­beit aus dem spä­ten 15. Jahr­hun­dert) an der Nord­sei­te des Cho­res und zwei Ölge­mäl­de (Anna Selb­dritt und Pie­ta) über dem Nord- und Südportal.

Eine aus Metall getrie­be­ne St. Micha­els­fi­gur, die frü­her an der Süd­wand der Kir­che hing und heu­te beim Roma­ni­schen Por­tal der Stift­s­pfarr­kir­che zu fin­den ist, war ver­mut­lich ein­mal eine Bru­der­schafts­fi­gur der Alt­öt­tin­ger Michae­li­bru­der­schaft. Die dem gro­ßen Him­mels­fürs­ten und Schutz­pa­tron der Ster­ben­den“ geweih­te Gemein­schaft fei­ert ihr jähr­li­ches Haupt­fest tra­di­tio­nell am 29. Sep­tem­ber, dem Gedenk­tag des Erz­engels Micha­el (sie­he Kas­ten). Heu­er wird die Bru­der­schaft auch dem 550-jäh­ri­gen Jubi­lä­um der St. Micha­els­kir­che gedenken.

Text: Micha­el Glaß
Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

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