Am Hochfest Allerheiligen, am 01. November 2025, gedachte Bischof Stefan Oster gemeinsam mit den Gläubigen aller Heiligen, die bereits im Himmel vollendet sind. Bereits in seiner Begrüßung betonte er, dass dieses Fest zu Ehren aller bekannten und unbekannten Heiligen gefeiert werde. „Nicht die Heiligen haben es nötig, dass wir ihrer gedenken“, so der Bischof. „Sondern wir brauchen es.“ Davon sei der folgende Allerseelentag zu unterscheiden: Hier gelte unser Gebet den Verstorbenen, die uns bräuchten, weil sie noch nicht vollendet seien.
In seiner Predigt stellte Bischof Oster drei Leitfragen, die er mit den Gläubigen durchdachte: Was ist ein Swiftie? Was ist ein guter Mensch? Und was ist ein Christ?
Swifties – Fans der Sängerin Taylor Swift – seien Menschen, die sich stark mit ihrem Idol identifizieren. Sie wüssten nahezu alles über ihren Star, erkennten sich gegenseitig als Gemeinschaft und pilgerten zu Konzerten, die geradezu großen Festgottesdiensten vergleichbar seien. Dieses Bild diente dem Bischof als Einstieg, um die beiden anderen Fragen zu vertiefen.
Über die Frage, was ein guter Mensch sei, bestehe wahrscheinlich ziemliche Einhelligkeit: „Das ist einer, der sich nicht nur um sich selbst kümmert, sondern auch um die anderen. Vielleicht sogar vor allem um die, die es brauchen, die Not haben. Einer, der sich gut in die Gemeinschaft hineinfindet. Vielleicht auch einer, der anständig ist und sich nicht dauernd hervortut.“ Solch ein guter Mensch könne man insbesondere durch Vorbilder werden.
Der Pharisäer im Tempel zeige uns jedoch, dass man hier nicht stehen bleiben könne: Er erzähle Gott, was er alles Gutes macht; von außen könne man auch ohne Weiteres sagen: Das ist ein guter Mensch. Dabei sei aber die Innenwelt des Menschen mit seinen widerstreitenden Gefühlen, mit Zorn und Ängsten noch nicht im Blick. Und wer anständig sein wolle, sei dadurch noch nicht davor gefeit, in Stolz und Selbstgerechtigkeit zu verfallen.
„Die Heiligen, die wir heute verehren, die sehnen sich danach, dass wir zu ihnen gehören.”
Deshalb müsse man sich die Frage stellen, was im Vergleich zu einem solchen guten Menschen ein Christ sei. Für seine Antwort ging der Bischof vom Tagesevangelium aus, den Seligpreisungen Jesu in der Bergpredigt, in welcher der Herr die selig preist, die arm sind vor Gott. Das bedeute: „Das Wichtigste im Leben, was einem zu einem wirklichen, zu einem von Gott erlösten, befreiten Menschen macht, kann man nicht aus sich selbst, sondern zuerst und vor allem von Gott erwarten.“ Als Christ mache man die Erfahrung, die entscheidenden Veränderungen im Leben nicht sich zu verdanken, sondern dem, der für die Heilung unseres Herzens gestorben sei. Wer von ihm her alles empfange, der werde selig – man könne auch sagen glücklich. Deshalb könne man fragen, so der Bischof abschließend, ob man selbst in seinen Unvollkommenheiten überhaupt ein Christ sei. Von einem großen Mann habe er einmal den Satz gehört: „Manchmal denke ich, ich bin noch nicht einmal in der Grundschule.“ Der Bischof setzte hinzu: „Die Heiligen, die wir heute verehren, die sehnen sich danach, dass wir zu ihnen gehören. Und ich hoffe und bete darum, dass in mir und in uns allen die Sehnsucht wächst, zu ihnen zu gehören. Warum? Dann kann Christus die beste Version aus uns heraus lieben, die er uns hineingelegt hat, so dass wir alle miteinander in der Gemeinschaft der Heiligen unterwegs sind. Bin ich ein Christ? Herr, erbarme dich meiner! Und liebe Geschwister im Himmel, betet für mich und für uns alle. Amen.“
Zum Ende des Pontifikalamtes wies der Bischof darauf hin, dass die Bischofsgruft im Dom bis zum 9. November öffentlich zugänglich sei. Die feierliche Liturgie zum Festtag wurde musikalisch von Domchor, Domorchester und Solisten gestaltet, gesungen wurde die „Große Credomesse“ (KV 257) von Wolfgang Amadeus Mozart.



