
Madeleine Delbrêl schreibt in einem ihrer Gedichte: „Geht hinaus in euren Tag ohne verfasste Ideen, ohne Plan von Gott, geht so auf die Begegnung mit ihm zu…“ Inspiriert von den Worten der großen Mystikerin unserer Zeit machten sich 18 Frauen, vorwiegend aus dem Bistum Passau auf nach Paris und wandelten auf den alten Pfaden großer Frauen durch die Stadt.
Organisiert wurde die Reise vom Bayerischen Pilgerbüro in Kooperation mit dem KDFB-Diözesanverband Passau. Die Reiseleitung hatte Frau Maria Hartl, als Geistliche Begleitung war Hildegard Weileder-Wurm dabei. Die Reise startete von Passau nach München, wo wir mit dem TGV am frühen Nachmittag Paris erreichten. Und los gings mit einer Stadtrundfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt: Opernviertel, Champs- Èlysèes, Arc de Triumphe und Eiffelturm.
Am Tag 2 machten wir uns zunächst auf den Weg ins Musèe d’Orsay. Bei der Führung durch das Museum mit Werken von Manet, Matisse, Van Gogh und vielen anderen, widmeten wir uns der Frage wie das Frauenbild sich im Laufe der Zeit gewandelt hat. Am Nachmittag begaben wir uns auf die Spuren von Madeleine Delbrêl (1904 – 1964). Mit dem Zug ging es nach Ivry-sur-Seine, ihrem Lebens- und Wirkungsort. Wir besuchten das Wohnhaus von Madeleine, das sie zusammen mit einer kleinen Gemeinschaft von gleichgesinnten Christinnen bewohnt hat. Ein Freundeskreis kümmert sich heute noch liebevoll um „das Erbe“ von Madeleine Delbrêl. Wir erfuhren von ihrem großen Engagement, mit dem sie sich um die sozial benachteiligten Menschen in dem Vorort von Paris kümmerte und lernten ihre selbstverfassten Schriften und Gedichte kennen. „Gott einen Ort sichern“ in unserer Welt, dort wo wir hingestellt sind, als ChristInnen leben und wirken, das war Madeleines Berufung und ihr Auftrag für uns Christen heute. Mit einer Andacht in der Kirche von Ivry-sur-Seine endete ein eindrucksvoller Tag unserer Reise.
Am Tag 3 verbrachten wir den Vormittag am Montmartre, dem ehemaligen Künstlerviertel von Paris und besichtigten die Basilika Sacre-Coeur. In der Kirche Saint Pierre, der ältesten Kirche auf dem Montmartre verbrachten wir eine besinnliche Zeit mit Liedern aus Taize. Anschließend erfreuten wir uns an wunderbaren Ausblicken auf die Stadt mit einer Schifffahrt auf der Seine. Am späten Nachmittag stand ein Besuch bei „Unserer lieben Frau von Notre-Dame“ auf dem Programm. Staunend und ehrfürchtig betraten wir die Kathedrale, die nach dem großen Brand 2019 nun wieder für alle Gläubigen zugänglich ist.
Am Tag 4 führte uns ein Ausflug nach Chartres. Hier besichtigten wir die beeindruckende, hochgotische Kathedrale mit dem berühmten Labyrinth von Chartres. Wir nahmen an einer Heiligen Messe in der Krypta teil und stimmten uns ein auf die Begehung des Labyrinths. Es war ein besonderer Moment als wir einzeln begannen durch das 261 Meter lange Labyrinth aus dem frühen 13. Jahrhundert zu schreiten: Es ist ein Hin und Her, ein Vor und Zurück, der Weg verläuft nicht geradlinig, sondern über viele Windungen und Kurven, aber er führt auf jeden Fall zum Ziel.- Die Wegsymbolik als Sinnbild für meinen eigenen Lebensweg, an dem ich mich immer wieder nach Gott, meiner Mitte ausrichten darf.-
Am Tag 5 hieß es Abschied nehmen von Paris, aber den Vormittag verbrachten wir noch auf dem bekannten Friedhof Père Lachaise. Zusammen mit einer Führerin besuchten wir die Grabstätten von berühmten Persönlichkeiten wie der Philosophin Heloise oder der Sängerin Maria Callas.- Nach der Führung durch den Friedhof hieß es: „Au-revoir Paris“. Vom Bahnhof Gare de l‘Est ging die Reise mit der Bahn über München und Passau zurück nachhause.
Neben dem ansprechenden, kulturellen Programm mit wertvollen Informationen zu Paris durch die Reiseleiterin Frau Maria Hartl vom bayerischen Pilgerbüro machten auch die spirituellen Einheiten diese Reise so besonders. Geistliche Reisebegleiterin Hildegard Weileder-Wurm hatte für jeden Tag eine Andacht vorbereitet. Ein Morgenlob in der Kirche nahe dem Hotel gebetet, gesungen oder getanzt, stand jeden Tag auf dem Programm. Unvergesslich die Andacht in der Kirche in Ivry-sur-Seine, der Kirche, die Madeleine Delbrêl fast jeden Tag besucht hat, wo wir die Texte von Madeleine mit unserem eigenen Leben verknüpften.
Text: Hildegard Weileder-Wurm