Bistum

75. Jähriges Kirchenjubiläum

Redaktion am 13.10.2025

Info Icon Foto: Christian Weishäupl
Bischof Stefan Oster feierte gemeinsam mit Ortspfarrer Yohan Injumala und Dekan Magnus König den 75. Weihetag in der festlich geschmückten Kirche. Im Bild links: Kirchenpfleger Franz Friedsam.

„Und wieder steht im Wälderkreis ein Bischof heut‘, in Rot und Weiß“ – Mit diesen Versen wurde im Oktober 1950 Bischof Simon Konrad Landersdorfer im Grenzort Philippsreut begrüßt, um das neuerrichtete Gotteshaus unter dem Patronat des Hl. Karl Borromäus zur Seelsorgskirche für die Expositurgemeinde Philippsreut zu weihen. Und auch am vergangenen Sonntag wurde der Vers zitiert: Bischof Stefan Oster feierte den 75. Weihetag der Kirche gemeinsam mit den Philippsreutern.

Von einem Tag der Dank­bar­keit und der Freu­de sprach Kir­chen­pfle­ger Franz Fried­sam bei der Begrü­ßung in der fest­lich geschmück­ten Kir­che. Seit 75 Jah­ren kom­me hier die Gemein­de in Chris­ti Namen zusam­men, um Got­tes­dienst zu fei­ern, Freu­de zu tei­len oder Trost zu fin­den und die Sakra­men­te zu emp­fan­gen. Seit 75 Jah­ren haben sich zudem immer wie­der Ehren­amt­li­che und Enga­gier­te gefun­den, die das Ver­mächt­nis jener Gene­ra­ti­on gepflegt haben, wel­che einst unter größ­ten Opfern die­se Kir­che errich­tet hat, um Gott eine wür­di­ge Heim­stät­te in ihrer Mit­te zu geben, so der Tenor des Festtages.

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Ein Jubeltag für den Erbauer der Kirche: Expositus Max Brandner empfing am 10. Oktober 1950 Bischof Simon Konrad zur Weihe der Kirche.

Der Kir­chen­bau in schwe­rer Nach­kriegs­zeit war not­wen­dig gewor­den, weil die ursprüng­li­che, erst 1928 fer­tig­ge­stell­te Expo­si­tur­kir­che in den letz­ten Tagen des Zwei­ten Welt­kriegs voll­ends zer­stört wur­de. Ende April 1945 stand der klei­ne Grenz­ort meh­re­re Tage lang unter hef­tigs­tem ame­ri­ka­ni­schen Artil­le­rie­be­schuss. Die her­an­rü­cken­de Sie­ger­macht hat­te – und zwar gar nicht zu Unrecht – ver­mu­tet, dass sich im Dorf und in den umlie­gen­den Wäl­dern Res­te geschla­ge­ner SS-Ein­hei­ten ver­schanz­ten, wel­che die zur Kapi­tu­la­ti­on berei­te Bevöl­ke­rung zum Wider­stand auf­het­zen wollten. 

Über drei Tage und Näch­te hin­weg hat­te man bereits immer wie­der Geschütz­feu­er nach Phil­ipps­reut abge­setzt, der Groß­teil des Beschus­ses ging jedoch in die Wie­sen unter­halb des Dor­fes oder in Rich­tung Böh­men, ohne grö­ße­re Schä­den anzu­rich­ten. Am 27. April aber, abends gegen 20.30 Uhr, lan­de­te eine Gra­na­te in der Kir­che, die dabei völ­lig zer­stört wur­de. Expo­si­tus Max Brand­ner (wirk­te von 1944 bis 1951 in der Gemein­de) erleb­te den Ein­schlag als Augen­zeu­ge. Unter höchs­ter Gefahr begab er sich mit zwei Nach­barn bei anhal­ten­dem Beschuss zur zer­stör­ten Kir­che, um das Aller­hei­ligs­te aus den Trüm­mern zu bergen.

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Kirchenbau in schweren Nachkriegszeiten: Im Herbst 1948 war der Rohbau des Gotteshauses fertiggestellt.

Über­ra­schend schnell waren sich sowohl Kir­chen­ver­wal­tung als auch Ordi­na­ri­at einig, die zer­stör­te Kir­che nicht wie­der auf­zu­bau­en, son­dern ein grö­ße­res Got­tes­haus in unmit­tel­ba­rer Nähe des Pfarr­hofs zu errich­ten. Eine Ent­schei­dung, die nicht selbst­ver­ständ­lich war: Wer hät­te es der klei­nen Gemein­de ver­den­ken kön­nen, wenn man in Anbe­tracht all der Not und Ent­beh­run­gen der Nach­kriegs­zeit, der vie­len durch den Krieg zer­ris­se­nen Fami­li­en und der nicht enden wol­len­den Flücht­lings­strö­me aus dem Osten, die durch den Ort zogen und not­dürf­tig ver­sorgt wer­den muss­ten, den Neu­bau der Kir­che noch etwas hin­aus­ge­scho­ben hät­te? Seit den Kriegs­ta­gen hat­ten Not und Elend um sich gegrif­fen, die Wirt­schaft lag am Boden, die Wäh­rung war wert­los. Waren und damit auch Bau­stof­fe waren streng kon­tin­gen­tiert, und nach der Wäh­rungs­re­form von 1948 fehl­te es vor allem an Geld.

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Die Expositurkirche St. Karl Borromäus Philippsreut heute.

An die­se Wid­rig­kei­ten knüpf­te auch Bischof Oster, der den Fest­got­tes­dienst zum 75. Wei­he­ju­bi­lä­um der Kir­che gemein­sam mit Dekan Magnus König aus Frey­ung und Orts­pfar­rer Yohan Inju­ma­la zele­brier­te, in sei­ner Pre­digt an: Den Men­schen sei damals, nach den bit­te­ren Erfah­run­gen von Krieg, Dik­ta­tur und Ter­ror, Gewalt und Leid wich­tig gewe­sen, ein Zeug­nis für Gott in ihrer Mit­te zu haben, eine Ori­en­tie­rung, die ihnen Ant­wort auf die Fra­gen gege­ben habe: Woher kom­men wir, wo gehen wir hin?

Bischof Oster spannt dabei auch den Bogen in die Gegen­wart und Zukunft: Seit nun­mehr acht Jahr­zehn­ten sei der gesell­schaft­li­che Wohl­stand ste­tig gestie­gen, wäh­rend gegen­gleich Glau­be und Kir­chen­bin­dung jäh zurück­ge­gan­gen sei­en. Wel­che Rol­le spie­le also Kir­che in der heu­ti­gen Zeit? Hier­zu zitier­te Bischof Oster das Dik­tum des Rechts­phi­lo­so­phen Böcken­för­de, wonach der frei­heit­li­che, säku­la­ri­sier­te Staat von Vor­aus­set­zun­gen lebe, die er selbst nicht garan­tie­ren kön­ne, etwa einem gewis­sen Bil­dungs­grad, der Bereit­schaft zum sozia­len Enga­ge­ment oder der Ver­mitt­lung von Wer­ten im respekt­vol­len Umgang unter­ein­an­der. Dies sei­en die Auf­ga­ben von Kir­che in Anbe­tracht der Par­ti­ku­lar­kräf­te, von denen moder­ne Demo­kra­tien her­aus­ge­for­dert wer­den. Hier­zu sei aber auch die Erin­ne­rung an das Fun­da­ment, auf dem eine Gesell­schaft ste­he, essen­zi­ell. Bischof Oster dank­te den Phil­ipps­reu­tern, die­se Erin­ne­rung so ein­drucks­voll zu pfle­gen und Kir­che in ihrem Ort auf viel­fäl­tigs­te Wei­se leben­dig zu halten. 

In den Got­tes­dienst wur­de auch das Geden­ken an die lang­jäh­ri­gen Seel­sor­ger BGR Max Richts­feld (wirk­te von 1967 bis 2006) und Pfar­rer Alo­is Kai­ser (wirk­te von 2006 bis zu sei­nem frü­hen Tod 2022) ein­ge­schlos­sen. Der Fest­tag klang mit einem gemüt­li­chen Bei­sam­men­sein im Pfarr­saal aus, wobei sich Bischof Oster viel Zeit für Gesprä­che mit den Phil­ipps­reu­tern nahm. 

Text: Chris­ti­an Weishäupl

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