Bild: Symbolbild Opferstock_KI-Bild_Gemini_Generated
Insgesamt wurden im Monat September 15 Kirchen Ziel bislang unbekannter Täter. Dabei wurden unter anderem Opferstöcke aufgebrochen, Türen und Fenster beschädigt; in einem Fall wurde ein Weihwasserkessel entwendet, oder z. B. auch die Sterne einer Madonnenfigur gestohlen. Das Polizeipräsidium Niederbayern ermittelt in alle Richtungen. Und auch die Bistumsleitung rät zu Achtsamkeit.
Die katholische Kirche beklagt einen „zunehmend tabulosen“ Vandalismus in Gotteshäusern, wie Ende August in den Medien berichtet wurde. Zitiert wurde hier auch der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Ende August war die Situation im Bistum Passau eher unauffällig – doch gerade im abgelaufenen Monat September hat sich die Lage zugespitzt. In insgesamt 15 Kirchen wurde allein im Monat September eingebrochen. Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, Günther Tomaschko, bestätigte auf Anfrage: „Derzeit kommt es vermehrt zu Opferstockaufbrüchen im Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern. Betroffen davon sind aktuell insbesondere der Bereich Rottal, Vilstal sowie der Bayerische Wald, insbesondere im Bereich Regen, Viechtach, Freyung-Grafenau.“ Im Grunde im kompletten Bistumsgebiet. Der Beuteschaden steht in der Regel nicht im Verhältnis zum Sachschaden, heißt es in der Pressemitteilung. „Mit Blick auf den Sachschaden ist der Beuteschaden relativ gering bzw. auch gar nicht vorhanden. Teilweise wird auch der gesamte Opferstock entwendet, ohne ihn vor Ort aufzubrechen. Häufig scheitern die Täter auch am Opferstock, und die Tat bleibt lediglich versucht“, so Günther Tomaschko. In mehreren Fällen wurden Opferstöcke aufgebrochen oder gar in Gänze gestohlen. Es wurden auch Ausstattungsgegenstände in der Kirche gestohlen, die nicht gesichert waren. Bei den Einbrüchen wurden Türen und Fenster beschädigt; in einem Fall wurde sogar ein Weihwasserkessel entwendet und auch auf die Sterne einer Madonnenfigur hatten es die Diebe abgesehen. „Das führte in Summe dann zu einem Schadensaufkommen im unteren fünfstelligen Bereich“, bilanzierte der Finanzdirektor im Bistum Passau, Dr. Josef Sonnleitner, die Einbruchserie im September.
Pressesprecher Günther Tomaschko (Polizeipräsidium Niederbayern) und Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner (Bistum Passau) im Interview
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Die Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit seien durchaus besorgniserregend, so der Finanzdirektor: „Wir haben ja sonst in einem ganzen Jahr ungefähr fünfzehn bis zwanzig Einbruchsfälle zu verzeichnen, und jetzt haben wir aktuell nur im Monat September bereits fünfzehn Fälle, die uns gemeldet wurden. Das ist schon sehr besorgniserregend.“ Er rät den Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort in den Kirchen und Kapellen arbeiten: „Zunächst ist es wichtig, einfach wachsam zu sein. Vorfälle und Verdächtiges bitte umgehend melden. Es ist sicher auch wichtig, dass man alle Opferstöcke zeitnah leert und dass man nicht gesicherte Ausstattungsgegenstände in der Kirche versucht wegzusperren oder zu entfernen, soweit sie für den Gottesdienst nicht gebraucht werden.“ Polizeisprecher Günther Tomaschko teilte in Blick auf die laufenden Ermittlungen mit, dass die jeweiligen Polizeidienststellen in sämtliche Richtungen ermitteln. „Inwieweit die Taten aus einer möglichen Organisationsstruktur heraus begangen wurden, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen. Ausgeschlossen werden kann es nicht.“ Die Bistumsleitung hat unterdessen alle Fälle gemeldet: „Wir erstatten überall Strafanzeige, damit seitens der Polizei Ermittlungen anlaufen können. Dann wird intern das Referat Versicherungen bei uns in der Diözese im Ordinariat damit befasst, damit wir dort, wo wir versicherungsleistungen abrufen können, auch eine Entschädigung für die einzelnen Kirchenstiftungen erwirken können. Leider ist es nicht überall möglich“, so Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner.
Die Chancen, dass hier die Täter ermittelt und gefasst werden, sind nicht sehr hoch – das zeigt der Blick auf die Vergangenheit in ähnlichen Fällen, so Josef Sonnleitner weiter: „Es ist meist schwierig, zumal unsere Kirchen ja offen sind und auch offen bleiben sollen und auch, weil in den Fällen meist nur wenige Spuren vorhanden sind. Viele Taten geschehen nachts und es gibt keine Zeugen. Zu den Beweggründen – da kann man vielleicht eine Einschätzung abgeben, dass es auf der einen Seite oft Jugendliche sind, die aus Übermut und Langeweile irgendetwas in einer Kirche anstellen. Bei den Vorkommnissen, die wir jetzt hier verzeichnen, liegt die Vermutung schon nahe, dass hier etwas sehr organisiert abläuft.“
Auch wenn gerade im September die Zahl der Einbrüche im Gebiet des Bistums Passau rapide angestiegen ist, geht die Polizei im Blick auf das noch laufende Jahr 2025, im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Niederbayern, von einem leichten Rückgang der Einbrüche in Kirchen bis zum Jahresende aus. „Im Vergleich zu Jahr 2024 bis Ende September 2025 ist festzustellen, dass die Gesamtfallzahlen insgesamt um rund 30 Straftaten zurückgegangen sind. Bei den einfachen Diebstählen ist für 2025 eine leichte Steigerung erkennbar; hingegen sind die Fallzahlen im Bereich des schweren Diebstahls stark rückläufig. Die Sachbeschädigungen sind im Vergleichszeitraum identisch“, heißt es in der Mitteilung des Polizeipräsidiums Niederbayern.
Text: Thomas König / pbp



