
Am Pfingstwochenende fand wieder einmal die berühmte Holzkirchener Kerzenwallfahrt statt – in diesem Jahr mit einem ganz besonderen Jubiläum: Auf eine 550-jährige Tradition kann das immaterielle Kulturerbe Bayerns bereits zurückblicken.
Ein außergewöhnliches Glaubenszeugnis hat sich auch in diesem Jahr zu Pfingsten wieder ereignet: Aus dem kleinen Ort Holzkirchen im Landkreis Passau machten sich zahlreiche Gläubige auf den 75 Kilometer langen Weg zum Bogenberg im Landkreis Straubing-Bogen – im Mittelpunkt der traditionsreichen Wallfahrt: eine riesige, rote Kerze, die sogenannte „lange Stange“.
Diese besondere Kerze ist ein rund 13 Meter langer, fast 50 Kilogramm schwerer und mit rotem Wachs umwickelter Fichtenstamm. Ihre Herstellung erfordert große handwerkliche Präzision, Teamarbeit und viel Erfahrung. Gemeinsam tragen immer zwei Wallfahrer das gewichtige Symbol Schritt für Schritt bis zur Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem heiligen Berg Niederbayerns – mit besonderer Vorsicht, denn laut überliefertem Volksglauben darf die Kerze keinesfalls zerbrechen: Andernfalls drohe Unheil und Krieg, so war es zumindest vor dem ersten und zweiten Weltkrieg.
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Die Ursprünge dieser Wallfahrt reichen weit zurück. Eine erste schriftliche Erwähnung findet sich in einer Handschrift aus dem Jahr 1518, die aus dem Kloster Oberaltaich stammt. Darin ist festgehalten, dass die Holzkirchner bereits seit einiger Zeit zum Bogenberg pilgern. Wann und warum die Tradition ihren Anfang nahm, lässt sich heute nicht mehr genau belegen. Doch über Jahrhunderte hinweg wurde das Gelübde Jahr für Jahr eingelöst – getragen vom festen Glauben und der tiefen Verbundenheit zur Gottesmutter.
Seit 2022 ist die Kerzenwallfahrt als immaterielles Kulturerbe des Freistaats Bayern anerkannt – eine Würdigung, die dem Engagement und der Treue der Holzkirchener Rechnung trägt. Wallfahrtsleiter Thomas Haslinger zeigte sich in diesem Jahr besonders erleichtert, dass die Kerze trotz widriger Wetterverhältnisse wohlbehalten auf dem Bogenberg ankam: „Ich bin sehr erleichtert — vor allem, weil ich mich nicht daran erinnern kann, dass es den Berg hinauf schon mal so stark gestürmt und geregnet hat.“

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Auch der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer erwies den Wallfahrern große Anerkennung. Er begleitete sie das letzte Stück des Weges zu Fuß und feierte anschließend die festliche Andacht in der Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt. In seiner Ansprache würdigte er besonders das Engagement der Holzkirchner: „Die Kerzenwallfahrt ist ein lebendiges Glaubenszeugnis – und ein starkes Zeichen außergewöhnlicher Treue.“
So bleibt die Kerzenwallfahrt nicht nur gelebte Volksfrömmigkeit, sondern ein spirituelles Band, das Generationen verbindet und den Glauben sichtbar und erfahrbar macht – Jahr für Jahr, Schritt für Schritt, Meter für Meter.