Bistum

Du wirst nicht sterben

Susanne Simperl am 02.11.2025

Was bedeutet es, jemanden zu lieben? Darauf gibt der französische Philosoph Gabriel Marcel eine Antwort: Es bedeutet, zu jemandem zu sagen: Du wirst nicht sterben. Doch wie ist das zu verstehen? Und was hat das mit Allerseelen zu tun? Darüber sprach Bischof Stefan Oster in seiner Predigt am Allerseelentag 2025 im Passauer Stephansdom.

Der Bischof stell­te das Evan­ge­li­um von der Auf­er­we­ckung des Laza­rus in einen grö­ße­ren bibli­schen Zusam­men­hang. Betha­ni­en sei für Jesus ein Ort per­sön­li­cher Freund­schaft gewe­sen; dort leb­ten Mar­tha, Maria und Laza­rus, die ihm beson­ders nahe­stan­den. Als Jesus nach dem Tod des Laza­rus ein­trifft, kommt Maria, die eine beson­ders inni­ge Bezie­hung zu Jesus gehabt habe, ihm ent­ge­gen – und sie weint vor ihm. Dies zei­ge deut­lich: Gott lässt sich von mensch­li­cher Trau­er berüh­ren. Die Trä­nen und das Gebet der Men­schen bewe­gen Chris­tus dazu, Laza­rus ins Leben zurückzurufen.

Zen­tral ist ein Gedan­ke des fran­zö­si­schen Phi­lo­so­phen Gabri­el Mar­cel: Jeman­den lie­ben bedeu­tet, zu ihm sagen: Du wirst nicht ster­ben.“ Von dort aus wid­met sich Oster der Fra­ge, was Lie­be im christ­li­chen Ver­ständ­nis bedeu­tet. Der Begriff sei viel­schich­tig und wer­de oft ober­fläch­lich gebraucht; wah­re Lie­be gehe jedoch tie­fer. Er zitiert Tho­mas von Aquin: Lie­be heißt, das Gut des ande­ren zu wol­len.“ Und zwar nicht nur äuße­res Wohl­erge­hen, son­dern sei­ne inne­re Wahr­heit, sei­ne Rei­fung und sein Heil. Lie­be wol­le, dass ein Mensch behei­ma­tet sei in Gott: Ich will, dass du inner­lich nach Hau­se kom­men kannst, dass du behei­ma­tet bist in dem, der dich geschaf­fen hat, der dein Schöp­fer ist. Gut dem ande­ren gut wol­len bedeu­tet, ihm sein Leben wol­len, sein ewi­ges Leben wollen.“

Jeman­den lie­ben bedeu­tet, zu ihm sagen: Du wirst nicht sterben.”

Gabriel Marcel

Lie­be sei des­halb nicht blo­ße Sen­ti­men­ta­li­tät, son­dern ent­hal­te auch Wahr­haf­tig­keit und Ver­ant­wor­tung. In die­sem Sinn erin­nert Oster an ein Wort des Phi­lo­so­phen Nicolás Gómez Dávila, nach dem Lie­ben bedeu­te, zu ver­ste­hen, war­um Gott einen Men­schen in sei­ner Ein­zig­ar­tig­keit geschaf­fen hat.

Es bedeu­tet, ver­ste­hen zu ler­nen, dass die­se Per­son einen ein­zig­ar­ti­gen Platz und damit auch Auf­trag in die­ser Welt hat, der nicht ersetz­bar ist – und zu wol­len, dass die­se Per­son ist und bleibt.“ Dies bedeu­te, zu jeman­dem zu sagen: Du wirst nicht sterben.

Damit ver­bin­det er die Situa­ti­on der Maria: In ihren Trä­nen und ihrer Trau­er steht sie vor Chris­tus – und Jesus lässt sich bewe­gen und ruft den ver­stor­be­nen Laza­rus wie­der ins Leben zurück. Chris­tus lässt sich auch durch unse­re Für­bit­te für Ver­stor­be­ne bewe­gen. Zum Abschluss betont der Bischof: Die Kir­che hat immer gewusst, dass authen­ti­sches Gebet für den Ver­stor­be­nen dazu bei­tra­gen kann, dass er ins grö­ße­re Leben fin­det. Und das wol­len wir heu­te in beson­de­rer Wei­se für unse­re Ver­stor­be­nen erbitten.“

Hier die Predigt als Video:

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Nach dem Schluss­ge­bet stieg der Bischof gemein­sam mit dem lit­ur­gi­schen Dienst hin­ab in die Kryp­ta, um für die ver­stor­be­nen Bischö­fe zu beten. Die Kryp­ta ist noch bis zum 08. Novem­ber geöffnet. 

Musi­ka­lisch ein­drucks­voll gestal­tet mit Aus­zü­gen aus dem Requi­em von W. A. Mozart wur­de der Pon­ti­fi­kal­got­tes­dienst durch die Solis­ten, Dom­chor und dem Domor­ches­ter unter der Lei­tung von Dom­ka­pell­meis­ter Andre­as Unter­gug­gen­ber­ger. An der Orgel beglei­te­te Dom­or­ga­nist Lud­wig Ruckdeschel.

Lei­tung: 

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