Foto: Stefanie Hintermayr / pbp
Der Diözesanrat des Bistums Passau nahm am zweiten Tag seiner Herbstvollversammlung die Schöpfungsverantwortung in den Blick. Anhand konkreter Beispiele wurden Umwelt und Gemeinwohlorientierung sowie Zukunftsperspektiven für Schöpfungsspiritualität im Bistum thematisiert.
Laudato si, die Enzyklika des verstorbenen Papstes Franziskus zur Schöpfungsverantwortung der Christen, war das bestimmende Thema bei der diesjährigen Herbstvollversammlung des Diözesanrats des Bistums Passau. Das Werk feiert schließlich dieses Jahr auch ihr 10-jähriges Jubiläum. Nach dem Einstieg am Freitag stand auch der darauffolgende zweite Tag im Zeichen von Laudato si und war ganz auf Umwelt und Gemeinwohlorientierung sowie Schöpfungsspiritualität im Bistum Passau ausgerichtet. Ganz konkret lenkten die Gremienmitglieder den Blick auf die Vergangenheit auf das, was war, auf die Gegenwart auf das, was ist, und in die Zukunft auf das, was kommt. Das Fazit am Ende der Vollversammlung, die von den beiden stellvertretenden Diözesanratsvorsitzenden Angelika Görmiller und Dr. Peter Seidl geleitet wurde, lautetet schließlich: Dank einer guten Basis und der ökologischen Leitlinien wurden im Bistum gute Projekte vor Ort in den Pfarreien umgesetzt, doch muss es auf diesem Weg jetzt auch weitergehen!
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„Was war, …“
Zuerst ergriff Bischof Stefan Oster SDB das Wort und betonte, dass das Thema Laudato si neben allen Herausforderungen und weiteren Themen der Kirche von Passau zu den zentralen Themen gehört, was Angelika Görmiller nur bestätigte. „Laudato si im Bistum Passau hat eine lange Geschichte“, meinte sie und verwies auf die „Anfangstäter“, die Sachausschüsse Schöpfung und Umwelt sowie Berufs- und Arbeitswelt, die sich gezielt dieses Themas annahmen. Das hätte auch den Anstoß für das Engagement für die Gemeinwohlökonomie und die Überarbeitung der ökologischen Leitlinien durch die Arbeitsgruppe (AG) Laudato si gegeben, so Görmiller. Diese Aktualisierung sei Zündung für gemeinwohlorientiertes Handeln gewesen, betonte der ehemalige Umweltreferent des Bistums Josef Holzbauer, der darauf verwies, wie wichtig es ist, Ökologie und Gemeinwohlorientierung stets weiterzuentwickeln. Welch große Rolle die soziale Gerechtigkeit beim Thema Schöpfungsverantwortung spielt, betonten Christine Krammer, Referentin Mission und Weltkirche, und Helmut Degenhart, Vorsitzender des Sachausschusses Mission, Entwicklung, Frieden. Vernetzung sei im Umweltengagement die Basis, so Degenhart. Schließlich hänge Alles mit Allem zusammen. Herbert Schwoshuber, Sachausschussvorsitzender Schöpfung und Umwelt, gewährte dann noch einen Ausblick. „Wir müssen das Thema Laudato si wieder verstärkt nach vorne bringen und die Leitlinien weiterentwickeln.“ Jetzt gehe es darum, so Schwoshuber, das vorhandene Potential zu nutzen, Umweltengagierte im Bistum zu unterstützen und sich untereinander zu vernetzen.
„Was wirkt, …“
Wie Schöpfungsverantwortung und die Umweltleitlinien des Bistums Passau ganz konkret in die Praxis umgesetzt werden, wurde dann in den fünf Workshops mit Best-Practice-Beispielen genauer in den Blick genommen. So erklärte Barbara Schmidt, Direktorin der Landvolkshochschule (LVHS) Niederalteich, wie der Grundsatz von Laudato si im Bildungshaus durch ein entsprechendes Bildungsangebot, Gastfreundschaft und spirituellen Angeboten praktisch umgesetzt wird. Welch große Rolle die soziale Gerechtigkeit beim Thema Schöpfungsverantwortung spielt, erklärte Christine Krammer in ihrem Workshop. Pfarrer Markus Krell gewährte am Projekt „Seine Schöpfung! Deine Zukunft!“ in seinem Pfarrverband Tiefenbach einen Einblick, wie Schöpfungsspiritualität mit verschiedensten Aktionen gelebt und erlebt wird. Angelika Görmiller ging auf die einzelnen Facetten gemeinwohlorientierten Handelns ein. Und Herbert Schwoshuber zeigte kirchliches Umweltmanagement am Beispiel Photovoltaik-Anlagen.
„Was kommt?!“
Mit seinem Fachvortrag eröffnete Lic. theol. M.A. Mattias Kiefer, Leiter der Abteilung Umweltarbeit im Erzbistum München und Freising und Sprecher der diözesanen Umweltbeauftragten auf Landes- und Bundesebene, Zukunftsperspektiven für die Umweltarbeit vor dem Hintergrund des 10-jährigen Jubiläums der Enzyklika. Er ging auf Erfolgsfaktoren und Hindernisse, die Gegenwart und Chancen für die Zukunft ein. Grundsätzlich, so betonte er zu Beginn, müsse bei diesem Thema beachtet werden: „Umweltarbeit speist sich aus einer inneren Haltung.“ Im Rückblick könne Laudato si als Erfolg gesehen werden. So fühlten sich Wissenschaftler mit dieser Enzyklika gesehen, Verbände wertgeschätzt und Laudato si hätte das ökumenische Miteinander bestärkt. Als zentrale Erfolgsfaktoren definierte er u. a. zunehmendes kirchliches und gesellschaftspolitisches Engagement, bei dem „drängende Zeichen der Zeit“ aufgegriffen wurden, die klare Formulierung der Enzyklika mit einer Einladung zum Dialog und die weltkirchliche Dimension des Werks. Trotz allen kirchlichen Engagements aber, so Kiefer, sei der Klimawandel weiter vorangeschritten und würde bis Ende des Jahrhunderts gravierende globale Folgen haben, wenn so weitergemacht würde wie bisher. „Die Intention von Laudato si, die Welt wachzurütteln, hat leider nicht gewirkt.“ Was ihn aber trotzdem hoffnungsvoll stimme, sei der Wechsel des Pontifikats auf Papst Leo XIV., der das Erbe von Franziskus mit großem Engagement weiterführe. „In den nächsten Jahren wird es darum gehen, die Menschen stark zu machen“, fasste der Theologe mit Blick auf die Zukunft zusammen. „Das Entscheidende für mich ist unsere starke Gemeinschaft als Volk Gottes, dem die Schöpfung anvertraut wurde.“
„Wir können Gott, den wir nicht sehen können, nicht lieben und gleichzeitig seine Geschöpfe verachten. Wir können uns auch nicht als Jünger Jesu Christi bezeichnen, ohne seine Sicht auf die Schöpfung und seine Sorge um alles zu teilen, was zerbrechlich und verwundet ist.”
„Was bedeutet das?!“
Was all die Erkenntnisse der Herbstvollversammlung konkret für das Bistum Passau bedeuten, beschäftigte die Gremienmitglieder in der Schlussrunde. So zeigte Angelika Görmiller als stellvertretende Vorsitzende nochmals Erfolge, aber auch Rückschritte bzw. Stillstand in der Umweltarbeit auf. Unbedingt überarbeitet werden müssten in einem nächsten Schritt die ökologischen Leitlinien, die laut Görmiller künftig eine Dreiteilung aufweisen werden: Leitlinien (Haltung) – zeitlos, Maßnahmen (Umweltprogramm) – konkret und verbindlich, positive Beispiele – auf einer Plattform. „Wir wollen das Feuer, das wir durch die ökologischen Leitlinien im Bistum Passau entzündet haben, am Brennen halten, (…) sodass wir die Antreiber beim Thema Laudato si sind.“ Doch sei hier auch die Bistumsleitung gefragt. Eine mögliche Maßnahme, meinte Bischof Oster darauf, sei die Vernetzung Umweltauditoren untereinander und deren Verknüpfung mit den pastoralen Räumen. Auch Generalvikar Josef Ederer teilte den Umweltauditoren eine Schlüsselrolle zu, die das Thema in die Fläche tragen könnten. Der Generalvikar bot dem Diözesanrat schließlich seine bestmögliche Unterstützung für die Umsetzung von Maßnahmen an, was nicht zuletzt Angelika Görmiller sehr begrüßte. Sie verwies schließlich auf den nächsten Schritt der Evaluation, zusammen mit den Sachausschüssen und der AG Laudato si und in Kooperation mit der Universität Passau, auf deren Basis dann die ökologischen Leitlinien überarbeitet und planmäßig im Herbst 2026 vorgestellt werden. „Das ist der Weg, den wir gehen können.“
Foto: Stefanie Hintermayr / pbp




