Bistum

Identität als Kind Gottes

Stefanie Hintermayr am 02.07.2025

Foto: Stefanie Hintermayr/pbp
In einer feierlichen Reliquienprozession zog die Festgemeinschaft vom Valentinssaal am Domplatz vorbei am Priesterseminar St. Stephan in den Stephansdom, in dem Bischof Stefan Oster die Pontifikalmesse zelebriert hat.

Mit einer geistlichen Feier wurde der Heilige Valentin, Hauptpatron unseres Bistums, am 1. Juli im Rahmen der Maria-Hilf-Woche besonders geehrt. Nach dem Kurzvortrag von Archivdirektorin Prof. Hannelore Putz führte eine Prozession über den Domplatz in den Stephansdom, in dem Bischof Stefan Oster SDB die Pontifikalmesse zelebriert hat.

Ein Verkünder des frühen Christusglaubens

Auf­takt der geist­li­chen Fei­er zum Hei­li­gen Valen­tin, dem Haupt­pa­tron des Bis­tums Pas­sau, war ein his­to­risch-geist­li­cher Kurz­vor­trag von Prof. Han­ne­lo­re Putz im Valen­tins­saal am Dom­platz. Sie gewähr­te einen Ein­blick in das Leben und Wir­ken des Hei­li­gen, der als Ver­kün­der des frü­hen Chris­tus­glau­bens in der ers­ten Hälf­te des 5. Jahr­hun­derts gilt und an einem 7. Janu­ar um das Jahr 480 n. Chr. ver­starb. Sie ver­wies zunächst dar­auf, den Hei­li­gen Valen­tin von Räti­en nicht mit dem Hei­li­gen Valen­tin von Ter­ni, dem Für­spre­cher für Lie­ben­de, zu ver­wech­seln. Dass unser Hei­li­ger Valen­tin von Räti­en viel­mehr Bei­stand ist – unter ande­rem bei Epi­lep­sie oder Vieh­seu­chen –, ist heu­te ins­ge­samt wenig bekannt.“

Lei­der gebe es nur sehr weni­ge gesi­cher­te his­to­ri­sche Quel­len über Valen­tin. Als Bischof von Räti­en wirk­te er ver­mut­lich in der ers­ten Hälf­te des 5. Jahr­hun­derts im Gebiet zwi­schen Inn und Iller, Bren­ner und Donau. Wo genau sein Bischofs­sitz war, ist nicht bekannt. Auch ein direk­ter Bezug zu Pas­sau (ehe­mals Bata­vis) las­se sich nicht sicher nach­wei­sen. Hier gebe es ledig­lich münd­li­che Über­lie­fe­run­gen sei­nes Schü­lers, des Pas­sau­er Pries­ters Lucil­lus, die auf eine Ver­bin­dung schlie­ßen las­sen. Er beschrieb Valen­tin als enga­gier­ten Bischof, klu­gen Leh­rer und guten Orga­ni­sa­tor. Das deu­te auf ein star­kes Wir­ken wäh­rend sei­nes Lebens hin – bis zu sei­nem Tod am 1. Juli 475, den wir heu­te als Gedenk­tag feiern. 

Putz erin­ner­te außer­dem an die Über­füh­rung sei­ner Reli­qui­en um das Jahr 764 in den Pas­sau­er Ste­phans­dom. Das sei eines der weni­gen his­to­risch beleg­ba­ren Ereig­nis­se im Zusam­men­hang mit dem Hei­li­gen, der uns in vie­ler­lei Hin­sicht Vor­bild sein kann. Im Hei­li­gen Valen­tin kön­nen wir also einen christ­li­chen Ver­ant­wor­tungs­trä­ger in der Welt erken­nen, der von den Zeit­ge­nos­sen und von der Nach­welt für sein Tun so hohe Ach­tung erfuhr, dass er in einer münd­li­chen Erzähl­tra­di­ti­on über Jahr­hun­der­te über­lie­fert wur­de. Und gleich­zei­tig erken­nen wir einen Bischof und Glau­bens­bo­ten, der sich im Span­nungs­feld von Aske­se, Gebet, Almo­sen und welt­li­cher Lebens­füh­rung so zu ver­hal­ten wuss­te, dass Schü­ler wie Lucil­lus sich um ihn ver­sam­mel­ten und ihn über sein Leben hin­aus tief verehrten.“

Prozession und Pontifikalgottesdienst

Nach dem Kurz­vor­trag zog die Fest­ge­mein­schaft in einer fei­er­li­chen Pro­zes­si­on über den Dom­platz zum Ste­phans­dom, in dem dann der Pon­ti­fi­kal­got­tes­dienst mit Bischof Ste­fan Oster gefei­ert wur­de. Die­se Reli­qui­en­pro­zes­si­on mit den Reli­qui­en eines Hei­li­gen ist inzwi­schen eine Sel­ten­heit im Bis­tum Pas­sau und inso­fern etwas Beson­de­res. Im Dom ange­kom­men ver­wies der Bischof zuerst auf das Datum des Fest­tags. Im Bis­tum Pas­sau sei bewusst der 1. Juli gewählt wor­den, abwei­chend vom Gedenk­tag am 7. Janu­ar, da hier der Bis­tums­pa­tron neben den Weih­nachts­fei­er­lich­kei­ten zu wenig Beach­tung fän­de. Er stell­te auch die beson­de­re Bedeu­tung des Hei­li­gen Valen­tin her­aus: Wir fei­ern heu­te einen Mann, der den Glau­ben in beweg­ten Zei­ten ver­kün­det hat.“ In den auch heu­te beweg­ten Zei­ten für die katho­li­sche Kir­che könn­ten wir uns gera­de von ihm stär­ken lassen.

Identität als Kind Gottes

In sei­ner Pre­digt the­ma­ti­sier­te der Bischof die Iden­ti­tät als Kind Got­tes“. Wie bereits ein­gangs bei sei­ner Begrü­ßung ver­wies er zuerst auf die beweg­ten Zei­ten, in der der Hei­li­ge Valen­tin gelebt und gewirkt hat­te, eine Zeit der Umbrü­che mit dem Fall des west­rö­mi­schen Reichs, Völ­ker­wan­de­run­gen, dem Kir­chen­kon­zil von Chal­ce­don und dem Kon­zil von Nicäa. Bei die­sen bei­den Kon­zi­len wur­de die Fra­ge gestellt: Inwie­fern ist Chris­tus zugleich Mensch, wenn er doch zuerst Gott selbst war? In Nicäa hat die Kir­che zu For­mu­lie­run­gen gefun­den, dass Chris­tus (…) wah­rer Gott ist. Er ist wirk­lich Gott. Er ist eins mit dem Vater.“ Die­se Fra­ge, wer der Mensch und was sei­ne Iden­ti­tät sei, stel­le sich auch in unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft, so der Bischof. Vie­le ver­such­ten auch, sich bewusst von ande­ren abzu­gren­zen. Wenn es alle mög­li­chen ver­meint­li­chen Iden­ti­tä­ten gibt, dann glau­ben wir, dass sich christ­li­ches Selbst­sein im tiefs­ten Sinn ent­fal­tet, zunächst mal in dem Bewusst­sein Ich bin ein gelieb­tes Kind des Vaters’.“ In der Wirk­lich­keit Got­tes gehe es ums Zusam­men­wach­sen. Der Mensch, der von der Lie­be Got­tes berührt wird, wird mehr geeint, das heißt, er fin­det tie­fer in sei­ne eige­ne Iden­ti­tät.“ Wie bereits Valen­tin im 5. Jahr­hun­dert, so könn­ten auch wir heu­te ande­re im Glau­ben prä­gen. Bis heu­te sind wir Men­schen, die in ihrer Iden­ti­tät des Glau­bens so drin­ste­hen, dass sie ande­re berüh­ren kön­nen, tie­fer in die eige­ne Iden­ti­tät zu fin­den als Kin­der Gottes.“

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Den Got­tes­dienst musi­ka­lisch fei­er­lich gestal­tet haben die Diö­ze­san­blech­blä­ser unter der Lei­tung von Dom­kan­tor Maxi­mi­li­an Jäger und Dom­or­ga­nist Lud­wig Ruck­de­schel. Sei­nen Aus­klang fand der Fest­tag schließ­lich im Dom­in­nen­hof, wo noch zu Emp­fang und Aus­tausch ein­ge­la­den wurde.

Maria-Hilf-Woche 2025

Der Fest­tag zu Ehren des Hei­li­gen Valen­tin wur­de im Rah­men der zehn­ten Maria-Hilf-Woche des Bis­tums Pas­sau ver­an­stal­tet. Alle Infor­ma­tio­nen hier­zu mit dem detail­lier­ten Pro­gramm fin­den Sie hier:

Maria-Hilf-Woche 2025

Die Maria-Hilf-Woche 2025 des Bistums Passau war die zehnte Festwoche zu Ehren der Gottesmutter. Hier finden Sie alle Informationen und Artikel im Rückblick, zu den Veranstaltungen der Maria-Hilf-Woche, vom 27. Juni bis zum 06. Juli. 

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