
Mit einer geistlichen Feier wurde der Heilige Valentin, Hauptpatron unseres Bistums, am 1. Juli im Rahmen der Maria-Hilf-Woche besonders geehrt. Nach dem Kurzvortrag von Archivdirektorin Prof. Hannelore Putz führte eine Prozession über den Domplatz in den Stephansdom, in dem Bischof Stefan Oster SDB die Pontifikalmesse zelebriert hat.
Ein Verkünder des frühen Christusglaubens
Auftakt der geistlichen Feier zum Heiligen Valentin, dem Hauptpatron des Bistums Passau, war ein historisch-geistlicher Kurzvortrag von Prof. Hannelore Putz im Valentinssaal am Domplatz. Sie gewährte einen Einblick in das Leben und Wirken des Heiligen, der als Verkünder des frühen Christusglaubens in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts gilt und an einem 7. Januar um das Jahr 480 n. Chr. verstarb. Sie verwies zunächst darauf, den Heiligen Valentin von Rätien nicht mit dem Heiligen Valentin von Terni, dem Fürsprecher für Liebende, zu verwechseln. „Dass unser Heiliger Valentin von Rätien vielmehr Beistand ist – unter anderem bei Epilepsie oder Viehseuchen –, ist heute insgesamt wenig bekannt.“
Leider gebe es nur sehr wenige gesicherte historische Quellen über Valentin. Als Bischof von Rätien wirkte er vermutlich in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts im Gebiet zwischen Inn und Iller, Brenner und Donau. Wo genau sein Bischofssitz war, ist nicht bekannt. Auch ein direkter Bezug zu Passau (ehemals Batavis) lasse sich nicht sicher nachweisen. Hier gebe es lediglich mündliche Überlieferungen seines Schülers, des Passauer Priesters Lucillus, die auf eine Verbindung schließen lassen. Er beschrieb Valentin als engagierten Bischof, klugen Lehrer und guten Organisator. Das deute auf ein starkes Wirken während seines Lebens hin – bis zu seinem Tod am 1. Juli 475, den wir heute als Gedenktag feiern.
Putz erinnerte außerdem an die Überführung seiner Reliquien um das Jahr 764 in den Passauer Stephansdom. Das sei eines der wenigen historisch belegbaren Ereignisse im Zusammenhang mit dem Heiligen, der uns in vielerlei Hinsicht Vorbild sein kann. „Im Heiligen Valentin können wir also einen christlichen Verantwortungsträger in der Welt erkennen, der von den Zeitgenossen und von der Nachwelt für sein Tun so hohe Achtung erfuhr, dass er in einer mündlichen Erzähltradition über Jahrhunderte überliefert wurde. Und gleichzeitig erkennen wir einen Bischof und Glaubensboten, der sich im Spannungsfeld von Askese, Gebet, Almosen und weltlicher Lebensführung so zu verhalten wusste, dass Schüler wie Lucillus sich um ihn versammelten und ihn über sein Leben hinaus tief verehrten.“
Prozession und Pontifikalgottesdienst
Nach dem Kurzvortrag zog die Festgemeinschaft in einer feierlichen Prozession über den Domplatz zum Stephansdom, in dem dann der Pontifikalgottesdienst mit Bischof Stefan Oster gefeiert wurde. Diese Reliquienprozession mit den Reliquien eines Heiligen ist inzwischen eine Seltenheit im Bistum Passau und insofern etwas Besonderes. Im Dom angekommen verwies der Bischof zuerst auf das Datum des Festtags. Im Bistum Passau sei bewusst der 1. Juli gewählt worden, abweichend vom Gedenktag am 7. Januar, da hier der Bistumspatron neben den Weihnachtsfeierlichkeiten zu wenig Beachtung fände. Er stellte auch die besondere Bedeutung des Heiligen Valentin heraus: „Wir feiern heute einen Mann, der den Glauben in bewegten Zeiten verkündet hat.“ In den auch heute bewegten Zeiten für die katholische Kirche könnten wir uns gerade von ihm stärken lassen.
Identität als Kind Gottes
In seiner Predigt thematisierte der Bischof die „Identität als Kind Gottes“. Wie bereits eingangs bei seiner Begrüßung verwies er zuerst auf die bewegten Zeiten, in der der Heilige Valentin gelebt und gewirkt hatte, eine Zeit der Umbrüche mit dem Fall des weströmischen Reichs, Völkerwanderungen, dem Kirchenkonzil von Chalcedon und dem Konzil von Nicäa. Bei diesen beiden Konzilen wurde die Frage gestellt: Inwiefern ist Christus zugleich Mensch, wenn er doch zuerst Gott selbst war? „In Nicäa hat die Kirche zu Formulierungen gefunden, dass Christus (…) wahrer Gott ist. Er ist wirklich Gott. Er ist eins mit dem Vater.“ Diese Frage, wer der Mensch und was seine Identität sei, stelle sich auch in unserer heutigen Gesellschaft, so der Bischof. Viele versuchten auch, sich bewusst von anderen abzugrenzen. „Wenn es alle möglichen vermeintlichen Identitäten gibt, dann glauben wir, dass sich christliches Selbstsein im tiefsten Sinn entfaltet, zunächst mal in dem Bewusstsein ‘Ich bin ein geliebtes Kind des Vaters’.“ In der Wirklichkeit Gottes gehe es ums Zusammenwachsen. „Der Mensch, der von der Liebe Gottes berührt wird, wird mehr geeint, das heißt, er findet tiefer in seine eigene Identität.“ Wie bereits Valentin im 5. Jahrhundert, so könnten auch wir heute andere im Glauben prägen. „Bis heute sind wir Menschen, die in ihrer Identität des Glaubens so drinstehen, dass sie andere berühren können, tiefer in die eigene Identität zu finden als Kinder Gottes.“
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Den Gottesdienst musikalisch feierlich gestaltet haben die Diözesanblechbläser unter der Leitung von Domkantor Maximilian Jäger und Domorganist Ludwig Ruckdeschel. Seinen Ausklang fand der Festtag schließlich im Dominnenhof, wo noch zu Empfang und Austausch eingeladen wurde.
Maria-Hilf-Woche 2025
Der Festtag zu Ehren des Heiligen Valentin wurde im Rahmen der zehnten Maria-Hilf-Woche des Bistums Passau veranstaltet. Alle Informationen hierzu mit dem detaillierten Programm finden Sie hier: