Foto: KDFB
Begleitete Wege durch die Trauer: Unter diesem Leitgedanken hat der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in der Diözese Passau im Jahr 1995 ein Angebot entwickelt, das damals wie heute Trost spendet, Halt gibt und Begegnung ermöglicht. Das 30-jährige Jubiläum der Trauerarbeit beging der Frauenbund gemeinsam mit geladenen Gästen bei einem Festakt im Evangelischen Zentrum St. Matthäus. Im Mittelpunkt stand das wertvolle Engagement der ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen, die fachlich fundiert und empathisch Menschen in ihrer dunkelsten Zeit beistehen.
Sie haben es redlich verdient, gefeiert zu werden. Ihre Arbeit ist wertvoll, hilfreich und ein Segen für alle Trauernden“, betonte die stellvertretende KDFB-Diözesanvorsitzende Erika Schäffner-Hofbauer in ihrem Grußwort. Den ehemaligen und aktiven Trauerbegleiterinnen sei es zu verdanken, „dass sich Menschen in Trauer aufgehoben, verstanden und begleitet fühlen.“ Gertrud Ströbele vom Bildungswerk des KDFB-Landesverbands stellte in einer Videogrußbotschaft heraus, dass die Trauerarbeit einen wichtigen Platz innerhalb des Verbandes einnimmt. Ströbele betreut seit mehr als 30 Jahren die bayernweiten Schulungen für die Trauerbegleitung und weiß um die Bedeutung der Trauerarbeit, die in der Diözese Passau seit Beginn auf hohem Niveau umgesetzt wird. Detaillierte Einblicke in diese Arbeit lieferte KDFB-Bildungsreferentin und Trauerbegleiterin Tanja Kemper in einem kurzweiligen Rückblick. Als „wichtigste Triebfeder“ würdigte sie Hiltrud Tschirner, die das Angebot initiiert hatte. „Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass es ohne Hiltrud Tschirner die Trauerbegleitung in dieser Form nicht bei uns geben würde.“ Zur Seite stand Tschirner in der Anfangszeit Erdmute Leitl, die Kemper ebenfalls als „Pionierin der Trauerbegleitung im KDFB-Diözesanverband“ bezeichnete. Mit Christl Hoch, Marita Polster und Michaela Engel unterstützten später weitere engagierte Frauen das Team. Derzeit hat der KDFBDiözesanverband Passau fünf aktive Trauerbegleiterinnen: Neben Tanja Kemper selbst sind seit vielen Jahren Renate Pongratz, Ulrike König, Birgit Czippek und Birgit Hartl tätig.
Fortlaufende Angebote und Öffentlichkeitsarbeit
Doch was zeichnet das Angebot des Frauenbundes aus? „Beständigkeit“ und „Weiterentwicklung“ sind zentrale Stichworte. Unterschiedliche Formate wurden und werden umgesetzt: vom Trauerfrühstück über Einzelgespräche und die Trauergruppe bis hin zum neu belebten Trauercafé. Auch das Feld der Kindertrauer hat der KDFB im Blick. „All diese Fixpunkte werden gerne angenommen. Durchschnittlich erreichen wir pro Monat bis zu 30 Personen mit unseren Angeboten“, sagte Kemper. Das sei erfreulich und zeige zugleich, dass es heute kein Tabu mehr ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Neben konkreten Angeboten für Trauernde ist es dem Frauenbund wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten und das Thema Trauer immer wieder in die Öffentlichkeit zu holen. „Sehr effektiv gelingt uns das seit elf Jahren durch das Trauernetzwerk“, sagte Kemper. Auf Initiative des Frauenbundes und des Referats Trauer in der Diözese schlossen sich 2014 verschiedene Organisationen und Gruppen, die sich allesamt mit der Trauerarbeit beschäftigen, zusammen. Seither bündeln sie ihre Kompetenzen und entwickeln alljährlich gemeinsame Programmangebote.
Besonders bewegend erlebten die Festgäste Erfahrungsberichte aus erster Hand. Drei ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Trauergruppe, des Trauerfrühstücks und des Trauercafés berichteten von ihren Erfahrungen. Der Tenor: Die Begleitung und der Kontakt mit anderen Trauernden habe dazu geführt, dass sie sich nicht mehr so alleine gefühlt haben. „Es gibt Kraft, wenn man merkt, das andere das gleiche erlebt haben. Wir haben lachen und weinen dürfen und viele schöne Stunden bei Ausflügen erlebt. Für mich war es die beste Entscheidung, dass ich hingegangen bin. Danke, dass es das Angebot gibt“, sagte beispielsweise Isolde Loibl. Spürbar ergriffen von den wertschätzenden Worten der ehemaligen Teilnehmenden erzählten die aktiven Trauerbegleiterinnen anschließend selbst, warum sie gerne Trauerbegleiterin sind. Ihre Ausführungen wurden mit viel Applaus belohnt. Ein spiritueller Impuls von Nadine Röckl, der geistlichen Beirätin des Diözesanverbandes, und die musikalische Begleitung durch das Klarinettenquartett „Feiahoiz“ rundeten den Festakt stimmungsvoll ab.
Lesung „Als Frau Trauer bei uns einzog“
Auf den offiziellen Teil folgte ein gelungenes Beispiel für das Wirken der KDFB-Trauerarbeit in die Öffentlichkeit. In Zusammenarbeit mit dem Trauernetzwerk fand eine gut besuchte Lesung statt. Die Theologin, Sozialarbeiterin, Lektorin, Autorin und Trauerbegleiterin Dr. Anke Keil präsentierte ihr Buch „Als Frau Trauer bei uns einzog“. Darin beschreibt sie eindrücklich mit Bildern und Worten, wie es ist, wenn „Frau Trauer“ als Gast, der nie eingeladen war, ins Haus kommt, wie das Zusammenleben mit der Trauer aussehen kann und wie es weitergeht, wenn das Fundament ins Wanken geraten ist. Die Autorin berichtet aus ihrer eigenen Betroffenheit: „Nachdem unsere dritte Tochter tot geboren wurde, wurde die Trauer ein großes Thema in unserer Familie. Der Tod hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war nicht vorbereitet auf dieses Übermaß an Ohnmacht und Hilflosigkeit. Mir war auch nicht bewusst, welche Kreise Trauer zieht und wie sie Lebensentscheidungen verändert.“
Während Anke Keil aus ihrem Buch vorlas, war es mucksmäuschenstill im Saal. Umso angeregter verlief der anschließende Austausch. Die Besucherinnen und Besucher erzählten nicht nur von ihren eigenen Erfahrungen mit „Frau Trauer“, sondern betonten auch, wie wertvoll das Werk der Autorin sei. Die Metaphern und Bilder machten die Realität greifbar und eröffneten einen neuen Zugang zum Thema. Einig war man sich darin, dass das Buch nicht nur für Trauernde selbst ein Schatz ist, sondern auch bei Menschen, die aktuell nicht in Trauer sind, Verständnis und Mitgefühl wecken kann.
Text: KDFB



