Foto: Bayer / pbp
Viele Menschen verwechseln das Gebet zu Gott mit einer Art Wunschbrunnen, bei dem man nur an seinen innigsten Wunsch denken muss und dann eine Münze hineinwirft — nur eben nicht mit einer Münze, sondern mit einem Vaterunser davor. Dass dem nicht so ist, davon spricht Diakon Nikolaus Pfeiffer in seinem Impuls zum Sonntag.
Im Evangelium dieses Sonntags hält uns Jesus einen Spiegel vor. Er erzählt seinen Jüngern ein Gleichnis – damit das, was ihm wichtig ist, für uns greifbar wird. Die Geschichte passt damals wie heute: Ein Richter, hoch angesehen, voller Einfluss. Aber rücksichtslos, gottlos, bequem. Und eine Witwe. Ohne Macht, ohne Stimme – außer ihrer Beharrlichkeit. Immer wieder bittet sie ihn: „Verschaff mir Recht!“ Der Richter will nicht. Er schiebt sie weg. Doch sie gibt nicht auf. Tag für Tag kommt sie wieder.
Und schließlich sagt er: „Ich helfe ihr – sonst habe ich keine Ruhe mehr.“ Und Jesus macht klar: Wenn schon ein ungerechter Richter am Ende nachgibt – wie viel mehr wird Gott hören, wenn wir zu ihm beten? Gott hat keine „lange Leitung“. Er lässt uns nicht hängen. Er ist nicht genervt von unseren Bitten. Im Gegenteil: Er freut sich, wenn wir mit allem, was uns bewegt, zu ihm kommen.
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Aber dann kommt der Spiegel. Tun wir das überhaupt noch? Beten wir wirklich? Regelmäßig? Oder nur, wenn es gerade brennt? Unsere Welt ist rau geworden. Schnelllebig. Bequem. Oft egoistisch und gottvergessen. Beten wirkt vielen fremd, manchmal sogar peinlich. Dabei ist das Gebet keine Last und keine Pflichtübung. Es ist Beziehung. Denn Beten heißt: Ich öffne mein Herz. Ich vertraue an, was mich bewegt. So, wie man es nur einem wirklichen Freund anvertraut. Darum ist Beten Freundschaft mit Jesus. Ein Gespräch von Herz zu Herz – im Vertrauen: Er hört mich. Und Jesus fragt: „Wird der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“
Das ist die entscheidende Frage. Es geht nicht darum, wie ich bete – mit welchen Worten oder Gesten. Es geht darum, dass ich bete. Dass ich es ernst meine. Dass Gebet ein Teil meines Lebens ist – nicht nur eine Notlösung für besondere Anlässe. „Betet allezeit, lasst darin nicht nach.“ Unsere Welt braucht den Glauben. Und unser Glaube braucht uns.
Diakon Nikolaus Pfeiffer



