Das glauben wir

Ruhen in Freude

Redaktion am 31.10.2025

Info Icon Foto: Bayer / pbp

Zur Ars moriendi (lat. „Die Kunst des Sterbens“), der christlichen Vorbereitung auf einen guten Lebensabschluss, gehört unter anderem auch, sich Gedanken über die eigene Beerdigung zu machen – und zwar ganz ohne Angst oder Schrecken. Mehr dazu von Dompropst Dr. Michael Bär in seinem Impuls zum Sonntag.

Einen schö­nen Platz habe ich mir aus­ge­sucht für mein Grab“, erzähl­te mir lächelnd ein alter Mann, auf der Süd­sei­te des Fried­hofs mit einer wun­der­schö­nen Aussicht.“ 

Als Pfar­rer habe ich schon oft mit Men­schen über die Wün­sche zu ihrer letz­ten Ruhe­stät­te gespro­chen. Vie­le wol­len vor allem wie­der ver­eint sein mit ihrem Ehe­part­ner. Frei­lich gibt es immer weni­ger soge­nann­ter Fami­li­en­grä­ber. Die Mobi­li­tät hat die gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Bezie­hun­gen auf­ge­ris­sen und uralte Tra­di­tio­nen beendet.

Natur­fried­hö­fe sind beliebt. Wun­der­schön sind sie meist ange­legt, wie Para­dies­gär­ten. Im Buch Gene­sis, dem ers­ten Buch der Bibel heißt es dazu: Dann pflanz­te Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Gar­ten und setz­te dort­hin den Men­schen, den er geformt hat­te.“ Die Rück­kehr ins ver­lo­re­ne Para­dies ist eine Ur-Sehn­sucht von uns Geschöpfen.

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Vie­le den­ken selbst­ver­ständ­lich auch prak­tisch. Im Natur­fried­hof muss sich nie­mand um die Grab­pfle­ge küm­mern. Wer will schon der nächs­ten Gene­ra­ti­on Las­ten aufbürden. 

Die alten Fried­hö­fe lei­den an der Ver­än­de­rung der Bestat­tungs­kul­tur. Die Lücken wer­den immer grö­ßer. Eine Bestat­tung im Sarg ist sel­ten gewor­den, die Urne ist eher die Regel. Bei Trau­er­be­su­chen rate ich jedoch zu Urnen­be­stat­tun­gen in der geweih­ten Erde und erin­ne­re dabei an den Bestat­tungs­ri­tus, in dem es heißt: Von der Erde bist Du genom­men und zur Erde kehrst Du zurück.“ Abge­stellt zu wer­den in einer Urnen­ste­le oder einer Urnen­wand um dann doch irgend­wann, wenn die Ruhe­zeit abge­lau­fen ist, irgend­wo in der Erde zu ver­schwin­den, das behagt mir nicht. 

Ein anhei­meln­der Ort soll die Grab­stät­te sein. Vie­le kom­men ja dort­hin, um den Ver­stor­be­nen sozu­sa­gen zu besu­chen, ein paar Wor­te mit ihm zu wech­seln. Sie sol­len schließ­lich ger­ne dort­hin gehen. Im Fried­hof mei­nes Hei­mat­dor­fes habe ich einen fest­in­stal­lier­ten Stuhl gese­hen, den ein Wit­wer dort auf­ge­stellt hat, um in aller Ruhe und bequem dort ein wenig zu ver­wei­len. Ich den­ke, dass er täg­lich zu sei­ner ver­stor­be­nen Frau gekom­men ist, ein wich­ti­ger Ort in sei­nem Leben. 

Das Grab ist eben­so eine Stät­te des Gebe­tes, für ein Vater­un­ser oder ein frei­es Gebet. Das Grab ist ein Ort des Glau­bens. Hof­fe ich auf eine Auf­er­ste­hung, auf einen Him­mel, auf ein Wie­der­se­hen mit mei­nen Lie­ben? Glau­be ich an den auf­er­stan­de­nen Jesus Christus?

Mei­nen Ruhe­platz in Erwar­tung der Auf­er­ste­hung weiß ich schon. Es gehört ja zur ARS MORI­EN­DI, zur Kunst des Ster­bens“, bereits zu Leb­zei­ten Vor­keh­run­gen zu tref­fen, wo der Sarg oder die Urne bestat­tet wer­den soll. Einen schö­nen Platz habe ich mir ausgesucht.

Auch der Dich­ter Hein­rich Hei­ne hat sich dazu sei­ne Gedan­ken gemacht:
Wo wird einst des Wan­der­mü­den letz­te Ruhe­stät­te sein?
Unter Pal­men in dem Süden? Unter Lin­den an dem Rhein?
Immer­hin mich wird umge­ben Got­tes Him­mel dort wie hier,
und als Toten­lam­pen schwe­ben nachts die Ster­ne über mir.“

Dom­propst Dr. Micha­el Bär

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