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„Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind“. Diese weisen Worte spricht Professor Dumbledore zu Harry Potter in der gleichnamigen Septologie. Auch im christlichen Glauben kommt es darauf an, welche Entscheidungen wir im Leben treffen – für uns selbst, für andere und vor Gott. Im Sonntagsimpuls von Domdekan Dr. Hans Bauernfeind steht genau diese Kraft der Entscheidung im Mittelpunkt.
Als ich noch jung war, spielte ich begeistert Fußball im Verein. Zugleich war ich sehr gerne Ministrant in meiner Heimatpfarrei. Eines Tages geschah es, dass Fußballspiele auch am Sonntagvormittag stattfanden. Da kam ich ins Dilemma. Was tat ich lieber? Fußball spielen oder ministrieren? Beim Ministrieren waren wir nicht so viele. Da fiel ein Ausfall ins Gewicht. Ich sprach in dieser Zeit mit den Eltern, dem Pfarrer und anderen Personen. Beinahe alle meinten, dass es nicht passe, am Sonntag zur Gottesdienstzeit Fußballspiele anzusetzen. Das sah ich auch so.
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Zugleich hatte ich aber das Gefühl, lieber Fußball zu spielen. Den Rasen zu riechen, gespannt auf den Spielbeginn zu warten und vielleicht ein Tor zu schießen: all das war unendlich attraktiv. Andererseits begann ich zu verstehen, dass es eine Entscheidung braucht, die nur ich treffen kann. Fußball oder Gottesdienst mit Ministrieren am Sonntag. Ich entschied mich dafür, an den betreffenden Sonntagen nicht am Fußballplatz zu sein. Vielleicht gab auch das heutige Evangelium nach Lukas das Seine dazu.
Wenn Jesus dort spricht, dass niemand Gott und dem Mammon zugleich dienen könne, dann möchte ich den Fußball nicht als Mammon, der gegen Gott stünde, darstellen. Denn Fußball ist schön, macht Spaß und noch heute schaue ich mit Spannung zu. Aber meine Erkenntnis war, es braucht meine Entscheidung, ob ich mich auf Gott einlasse oder auf anderes.
Auch wenn ich heute Priester bin, braucht es täglich neu meine Entscheidung, auf Gott zu hören, ihn als meinen Wegweiser durch das Leben anzunehmen und, wenn nötig, auch umzukehren.
Krieg oder Frieden, Gerechtigkeit oder Unrecht, Menschenverachtung oder Respekt, Barmherzigkeit oder Gnadenlosigkeit – und vieles mehr sind tägliche Entscheidungen, die mit Gott getroffen und auf ihn gehört — anders ausfallen, als wenn ich – wie es Jesus sagt – auf den Mammon höre, auf das, was unbedacht, egoistisch und ohne Orientierung an Gott geschieht.
Ich finde zu mehr Leben – für mich und andere, wenn ich mich nach Gott ausrichte.
Domdekan Hans Bauernfeind



