
Friedrich der Große sagte einst: „Ein wahrer Freund ist ein Geschenk des Himmels.“ Und jeder Mensch weiß, wie recht er damit hat. Dass wahre Freunde jedoch nicht vom Himmel fallen, sondern dass viel Zeit und Liebe in eine Freundschaft investiert werden muss, davon berichtet Jugendpfarrer Hubertus Kerscher in seinem Impuls zum Sonntag.
200 Stunden. 200 Stunden gemeinsam verbrachte Zeit. So lange dauert es, bis aus zwei Personen richtig gute Freunde werden können. Zumindest habe ich das einmal gelesen. Denn natürlich ist das kein Automatismus. Sie können mit einem Menschen dreimal so viel gemeinsame Zeit verbringen, zum Beispiel am selben Arbeitsplatz, ohne dass jemals die Chance besteht, dass aus Ihnen beste Freunde werden. Es kommt auf die Qualität der gemeinsamen Momente an, auf die verschiedenen Kontexte und Situationen in denen man sich kennenlernen kann. Es geht darum, dass man nicht nebeneinander her lebt, sondern sozusagen zu gemeinsamen Lebenszeugen wird, die sich wirklich in- und auswendig kennen.
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Im Evangelium dieses Sonntags fragt Jesus seine Jünger, für wen die Leute ihn halten. Die Jünger zitieren Einschätzungen, dass Jesus für Johannes den Täufer, Elija oder einen der auferstandenen Propheten halten. Und dann fragt er die Jünger direkt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Die Szene lebt von der Spannung zwischen der Meinung der Leute und jener der Jünger. Was sagen die Menschen, in die Jesus so viel Zeit investiert hat. Mit denen er isst und trinkt, die er lehrt, mit denen er unterwegs ist und die ihn in den verschiedensten Situationen erleben dürfen. Was sagen seine engsten Lebenszeugen? Petrus antwortet für alle. Sie halten ihn „für den Christus Gottes.“ Jesus scheint zufrieden mit der Antwort. Doch noch sollen es die Jünger nicht weitersagen. Denn auch das Leiden, die Kreuzigung und die Auferstehung am dritten Tag gehören zu seinem Dasein als Gottes Gesalbter für die Welt.
Die Antwort des Petrus‘ brauchte Zeit, braucht ein Engagement von beiden Seiten. Und das gilt auch für uns heute: Wenn wir Jesus als unseren Christus, als unseren Retter erkennen wollen, dann brauchen wir gemeinsam verbrachte Zeit. Er kommt immer wieder auf uns zu und investiert in uns. Die Frage ist, wie antworten wir darauf – im Gebet, in der Auseinandersetzung mit seinem Leben und seiner Botschaft, in unserer Hingabe und unserer Hoffnung auf das Leben, das er uns verspricht.
Text: Jugendpfarrer Hubertus Kerscher