Foto: Stefanie Hintermayr / pbp
Das Evangelium dieses Sonntags nimmt die Reich-Arm-Schere in den Blick: der reiche Mann und den armen Lazarus. Jesu Botschaft lautet: Reichtum macht das Leben nicht aus! Doch hat es jeder selbst in der Hand, seinen Platz zwischen dem Reichen und Lazarus zu finden. Ein Impuls zum 28. September 2025 von Gemeindereferent Florian Kandler.
Jesus stellt uns heute im Evangelium zwei Personen vor – einen reichen Mann und ihm gegenüber den armen Lazarus. Zwei Spitzen an der sogenannten Arm-Reich-Schere. Diese extremen Unterschiede, die diese beiden Männer erleben, werden nach ihrem Tod umgekehrt: Lazarus findet seinen Platz in Abrahams Schoß, während der Reiche in der Unterwelt höllische Qualen erleidet. Sein Bitten, von Lazarus eine kleine Linderung seiner Qualen zu erhalten, findet kein Gehör: Im Leben habe er schließlich schon alle Annehmlichkeiten genossen – diese Chance ist verspielt. Auch seine Verwandten zu warnen, damit es ihnen nicht wie ihm ergeht, kann er nicht mehr: Denn mit Mose und den Propheten wissen sie doch schon alles, was sie wissen müssen. Sie müssten es besser wissen – und doch entscheiden sie sich, ihr Leben dem Reichtum zu widmen.
Ich muss dabei an die Superreichen auf unserer Welt denken. Menschen, die mehr Geld haben, als sie jemals sinnvoll ausgeben könnten. Menschen, die ihren Reichtum ausnutzen, Einfluss auf die Politik und Gesellschaft zu nehmen, Arme noch ärmer zu machen und sich und ihre Freunde noch mehr zu bereichern. Die könnten es auch besser wissen. Und wie der reiche Mann werden auch sie irgendwann über die Entscheidungen in ihrem Leben nachdenken – und sich vielleicht auch rechtfertigen müssen.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Aber: So leicht und manchmal befriedigend es ist, mit dem Finger auf die Milliardäre zu zeigen, so kann ich nicht ignorieren: Auf eine gewisse Art bin ich auch ziemlich reich. Wie steht es denn um diesen Reichtum? Ein Reichtum, der auch auf dem Rücken vieler anderer ausgetragen wird. Ein Reichtum, der mein Ego und meine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Ein Reichtum, der den Lazarus vor meiner Tür ignoriert.
Im Evangelium stellt Jesus unmissverständlich klar: Wer der Schrift, dem Gesetz folgt, findet Erfüllung im Reich Gottes. So sehr wir uns auch ins Gefüge dieser Welt einordnen und Reichtum anhäufen – am Ende ist es Gottes Wille, der die Verhältnisse neu ausrichtet. Wir haben jetzt, in diesem Leben, die Chance unseren Platz zu finden: Irgendwo zwischen dem reichen Mann und Lazarus. Haben jetzt die Chance, umzukehren, sein Wort zu hören und unser Leben danach auszurichten. Jetzt ist die Chance, dem reichen Mann den Rücken zuzukehren, und uns an die Seite des Lazarus vor unserer Tür zu stellen.
Florian Kandler
Gemeindereferent



