Mit zwei „Abenden der Zeugen“ im Passauer Dom am 11. November und im Regensburger Dom am 12. November hat die diesjährige „Red Wednesday“-Aktion des päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“ (international: ACN) in Deutschland begonnen. Der Passauer Dom war zu diesem Anlass im Innenraum, der Regensburger Dom innen und außen rot beleuchtet worden.
Der „Red Wednesday“ fällt in diesem Jahr auf den 23. November. Den ganzen Monat über ruft „Kirche in Not“ dazu auf, Kirchen und öffentliche Gebäude als Zeichen der Solidarität mit verfolgten und diskriminierten Christen weltweit rot anzustrahlen und Informationsveranstaltungen zur Religionsfreiheit zu organisieren.
Aktueller Bericht aus dem Irak
Zu Gast in beiden Kathedralen war der irakische Priester Nashwan Cosa. Er erzählte von den vielen tausend Flüchtlingen, die während des Vormarsches des „Islamischen Staats“ (IS) im Nordirak in kirchlichen Einrichtungen der Stadt Erbil Zuflucht gefunden hatten. „Im Jahr 2014 hatten wir 75 000 Menschen aufgenommen und sie mit Nahrung, Kleidung, Medizin und Unterkünften versorgt“, berichtete Cosa. Nach dem Rückzug des IS habe die Katholische Kirche vier Schulen, ein Krankenhaus und eine Universität aufbauen können, die nun Christen und Muslimen gleichermaßen offen stünden.
„Wir leben unter guten Menschen, aber sie haben viel erlitten und ihre Herzen haben sich verhärtet“, erklärte Cosa. Darum sei es wichtig, die Menschen wieder zu einer Gemeinschaft zusammenzubringen. Dies sei möglich durch „Caritas“ und gemeinsame Ausbildung. Christen werde im Irak innerhalb ihrer Gemeinschaft Religionsfreiheit gewährt. Muslimen sei es aber nicht erlaubt, zum Christentum zu konvertieren. „Wer es dennoch tut, verlässt anschließend meist das Land“, sagte Cosa.
Passauer Dompropst Michael Bär: „Aus der eigenen Geschichte lernen“
In seiner Ansprache während des „Abends der Zeugen“ am 11. November im von innen rot beleuchteten Passauer Dom erinnerte Dompropst Dr. Michael Bär daran, dass Religionsfreiheit auch in Deutschland einmal massiv bedroht gewesen war. „Die Glaubenszeugen aus der Zeit der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft mahnen uns auch heute zur Wachsamkeit“, betonte Bär.
Mutige Christen wie der niederbayerische Pfarrer Ludwig Mitterer hätten den Nationalsozialisten Widerstand geleistet und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Dompropst Bär hielt den etwa 80 Besuchern im Passauer Dom das Schicksal einiger dieser Märtyrer vor Augen und lud dazu ein, ihrer im Gebet zu gedenken. In einem von der Dommusik gestalteten „Even Song“, einem musikalischen Abendgebet, war dazu Gelegenheit.
Religionsfreiheit weltweit bedroht
Der Geschäftsführer von „Kirche in Not“, Florian Ripka, ergänzte diesen konkreten Erfahrungsbericht durch aktuelle Brennpunktländer mit eingeschränkter Religionsfreiheit oder akuter Verfolgung von Religionsgemeinschaften. Gefährdet sei das Menschenrecht der Religionsfreiheit derzeit vor allem durch autoritäre Regierungen, islamistische Extremisten und ethno-religiösen Nationalismus.
„In China beispielsweise gelten Religionen als Konkurrenz zur kommunistischen Staatsideologie, daher findet eine massive Überwachung statt“, stellte Ripka fest. „Religionsangehörige, die keiner der staatlich registrierten Glaubensgemeinschaften angehören, müssen damit rechnen, erhebliche Nachteile zu erleiden.“Islamisten seien in der afrikanischen Sahelzone das größte Problem: „Menschen, die die strenge Auslegung des Islam nicht befolgen, werden dort mit dem Tode bedroht“, berichtete Ripka. „In Ländern wie Mosambik, Nigeria oder Kamerun entführen oder töten die Fanatiker jene, die ihre Weltsicht nicht akzeptieren.“ Ziel sei es, grenzübergreifende dschihadistische Netzwerke zu errichten, und damit ein internationales Kalifat aufzubauen.
Während dieser islamistische Terrorismus in den deutschen Medien wahrgenommen werde, sei der „ethno-religiöse Nationalismus“ eher unbekannt. Dieser sorge in Ländern wie Indien, Sri Lanka oder Myanmar dafür, dass religiöse oder ethnische Minderheiten zu Bürgern zweiter Klasse degradiert würden. „Menschen, die keine Hindus bzw. Buddhisten sind, werden dort im Beruf, im Bildungswesen und bei staatlichen Leistungen ausgegrenzt und diskriminiert“, berichtete Ripka.
Pressemitteilung: KIRCHE IN NOT Deutschland