Foto: Tamina Friedl / pbp
Am 4. November 2025 hätte Bischof em. Franz Xaver Eder seinen 100. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass fand am Vorabend im Passauer Stephansdom ein Pontifikalrequiem für Bischof Eder statt. Bischof Oster begrüßte neben den Gläubigen im Dom auch einige Familienmitglieder des verstorbenen Altbischofs zum Gottesdienst.
In seiner Predigt führte Bischof Oster die Gottesdienstteilnehmenden anhand einiger prägender Etappen durch das Leben des Bischof emeritus. Als 18-jähriger junger Mann an der Front im zweiten Weltkrieg und später dann in Kriegsgefangenschaft trug ihn sein Glaube durch eine schwere Zeit, so der Bischof. Durch ebendiesen Glauben konnte er daheim im Bistum Passau später Theologie studieren, zum Priester geweiht werden, einen Platz im Domkapitel einnehmen und als Diözesanbischof dem Bistum vorstehen. Auch das Stichwort „Veränderung“ prägte in all dieser Zeit sein Wirken. Vor dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils nannte Bischof Oster den Passauer Pastoralplan als Beispiel für eines von Bischof Eders Projekten. „Mit den Menschen, mit seinen Gläubigen und für sie wollte er Bischof sein“, fasste Bischof Oster zusammen. Für sehr viele sei er so etwas wie der Inbegriff eines guten Hirten gewesen.
„Franz Xaver Eder scheint mir ein großes Grundvertrauen gehabt zu haben, in das, was die Kirche im Innersten ausmacht“, so Bischof Oster weiter. Er habe die Kirche als eine Wirklichkeit wahrgenommen, die größer ist als wir selbst. Seine tiefe innere Beheimatung in dieser Wirklichkeit sei auch heute noch spürbar. Im Gottvertrauen und Miteinander habe er stets neue Wege gesucht. Nun spüre man heute, dass sich die Grundvoraussetzungen in der heutigen Welt verändert haben. Viele hätten den Zugang zu Kirche und Glaube verloren, auch aufgrund von Skandalen, die die Kirche erschüttert haben. Damit verliere auch das von Bischof Franz Xaver als selbstverständlich Geglaubte an Plausibilität: „Ist die Kirche tatsächlich dieses Angebot der großen, tiefen Heimat, in der Gott gesucht und gefunden werden kann?“ Bischof Eder habe die Veränderung der Kirche kommen sehen – wenn auch nicht das Ausmaß.
Die Predigt von Bischof Oster zum Nachhören:
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Abschließend wies Bischof Oster auf die in wenigen Wochen erwartete unabhängige Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch und körperlicher Gewalt im Bistum Passau hin, die die Universität Passau wohl noch im November veröffentlichen wird. Vor dem Hintergrund der Studie ordnet Bischof Oster Bischof Franz Xaver Eder auch als einen Mann seiner Zeit ein, dem die Ausbildung und die persönliche Verbindung zu den Priestern im Bistum wichtig gewesen sei. „Eben diese persönliche Verbundenheit wird nun aber womöglich auch bald kritisch und auch als Schwäche beurteilt werden“, so Bischof Oster. Wenn der Bischof auch noch kein Wort der Studie kenne, wisse man aus Studien in anderen Bistümern, dass nahezu alle Verantwortungsträger der Kirche in der Vergangenheit das System Kirche zulasten der Betroffenen sexuellen Missbrauchs geschützt haben. So wolle er schon jetzt deutlich machen, „dass auch Bischof Franz Xaver Eder mit einiger Sicherheit in der Reihe derer genannt werden wird, denen mangelnde Sensibilität gegenüber dem Leid der Betroffenen vorzuwerfen ist – zugunsten des Systems Kirche und der Priester, die er schützen wollte“.
Würde Bischof Eder heute noch leben, hätte er einen anderen Blick – insbesondere auf die Betroffenen – gewonnen, da sei sich Bischof Oster sicher. „Denn dass ihm gerade der einzelne Mensch seiner Kirche wichtig war, lässt sich kaum ernsthaft bestreiten.“ In diesem Sinne hofft der Bischof, dass in Zukunft weiter ein ehrendes, vor allem aber auch ehrliches Andenken an Bischof Franz Xaver bewahrt werden könne. „Und ich hoffe, dass wir alle miteinander auch im Sinn seines Wahlspruches weitergehen: Im Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Die musikalische Gestaltung lag erneut in den Händen des Vokalensembles CAPPELA CATHEDRALIS unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger, unterstützt durch Domkantor Maximilian Jäger an der Orgel.



