Soziales

Bischofskonferenz begrüßt Entscheidung zur Organspende

Armin Berger am 16.01.2020

Organ donation 4107610 1920 Bild von Jasmin777 auf Pixabay

Die Deutsche Bischofskonferenz und mit ihr Bischof Stefan Oster SDB begrüßen die heutige Entscheidung des Deutschen Bundestages zur Organspende. Dieser hat sich am Vormittag mehrheitlich gegen die Einführung einer Widerspruchslösung ausgesprochen.

Anläss­lich der heu­ti­gen Debat­te und Ent­schei­dung im Deut­schen Bun­des­tag zum The­ma Organ­spen­de erklärt der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Kar­di­nal Rein­hard Marx: Der Deut­sche Bun­des­tag hat heu­te mit einer deut­li­chen Mehr­heit ein Gesetz zur Stär­kung der Ent­schei­dungs­be­reit­schaft bei der Organ­spen­de beschlos­sen. Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz unter­stützt nach­drück­lich das mit dem Gesetz ver­folg­te Anlie­gen, in Deutsch­land die Zahl der Organ­spen­den wirk­sam zu erhöhen.

Wir glau­ben, dass das heu­te beschlos­se­ne Gesetz geeig­net ist, die erfreu­lich gro­ße Hilfs­be­reit­schaft in der Bevöl­ke­rung prak­ti­ka­bel und nach­hal­tig in eine indi­vi­du­el­le Bereit­schaft zur Organ­spen­de zu über­füh­ren. Das Gesetz gewährt wei­ter­hin eine mög­lichst gro­ße Ent­schei­dungs­frei­heit bei der Organ­spen­de und trifft den­noch Maß­nah­men, die dazu füh­ren, dass die Men­schen sich ver­stärkt mit der Fra­ge der Organ­spen­de befas­sen. Zudem hält das Gesetz prak­ti­sche Rege­lun­gen bereit, wie z. B. die Ein­füh­rung eines Organ­spen­de­re­gis­ters, die die Abläu­fe und Struk­tu­ren bei der Organ­spen­de wei­ter ver­bes­sern wer­den. Die Ver­ab­schie­dung die­ses Geset­zes setzt ein wich­ti­ges Zei­chen für den Erhalt und Schutz grund­le­gen­der (medi­zin) ethi­scher und grund­recht­li­cher Prin­zi­pi­en, auf denen das Wer­te­fun­da­ment unse­rer Gesell­schaft fußt. Wir begrü­ßen die Ent­schei­dung des Deut­schen Bun­des­ta­ges des­halb sehr.“

Eine Wider­spruchs­lö­sung wür­de dem Staat die Mög­lich­keit geben, in einen Kern­be­reich der mensch­li­chen Wür­de und Selbst­be­stim­mung einzugreifen”

Bischof Dr. Stefan Oster SDB

Der christ­li­che Glau­be sieht den Men­schen als Ein­heit aus Leib und See­le, der selbst­be­stimmt und in eige­ner Ver­ant­wor­tung vor Gott über den Umgang mit sei­nem Leib ent­schei­den kann und soll“, sagt Bischof Ste­fan Oster. Eine Wider­spruchs­lö­sung wür­de dem Staat die Mög­lich­keit geben, in einen Kern­be­reich der mensch­li­chen Wür­de und Selbst­be­stim­mung ein­zu­grei­fen. Ich sehe das Erset­zen einer kon­kre­ten Ein­wil­li­gung durch eine Zustim­mungs­fik­ti­on, die im All­ge­mei­nen bleibt und nicht wie bis­her auf bewuss­ter frei­wil­li­ger Ent­schei­dung mit vor­gän­gi­ger indi­vi­du­el­ler Infor­ma­ti­on beruht, als einen nicht zuläs­si­gen Ein­griff in die Selbst­be­stimmt­heit des Men­schen, wie die­se der christ­li­che Kon­text vor­gibt“, so Bischof Oster wei­ter. Zu all dem kom­me, dass, empi­risch betrach­tet, kein Zusam­men­hang zwi­schen einer Wider­spruchs­lö­sung und einer erhöh­ten Zahl von Organ­ent­nah­men zum Zwe­cke der Trans­plan­ta­ti­on nach­ge­wie­sen ist. Letzt­lich sehe ich in der The­ma­tik ins­be­son­de­re einen wesent­li­chen Fak­tor, der zu einer Erhö­hung der Zahl der Organ­ent­nah­men füh­ren kann: das VER­TRAU­EN der Men­schen in eine Rege­lung, die die Selbst­be­stim­mung und die Wür­de des Men­schen als in sei­nen exis­ten­zi­el­len Belan­gen ent­schei­den­des Indi­vi­du­um achtet.“

Bereits vor der Abstim­mung des Deut­schen Bun­des­ta­ges über die kon­kur­rie­ren­den Gesetz­ent­wür­fe zur Neu­re­ge­lung der Organ­spen­de hat sich der Prä­si­dent des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), Prof. Dr. Tho­mas Stern­berg, für eine erwei­ter­te Zustim­mungs­lö­sung aus­ge­spro­chen. Es muss wei­ter­hin der Grund­satz gel­ten, dass die Organ­ent­nah­me an die aus­drück­li­che Zustim­mung der ver­stor­be­nen Per­son oder ihrer Ange­hö­ri­gen gebun­den bleibt. Nur dann han­delt es sich um eine frei­wil­li­ge Organ­spen­de. Eine Wider­spruchs­lö­sung, bei der auf eine aus­drück­li­che Zustim­mung ver­zich­tet wer­den könn­te, ist mit dem Per­sön­lich­keits- und Selbst­be­stim­mungs­recht der ster­ben­den Pati­en­ten nicht ver­ein­bar“, so der Prä­si­dent wörtlich.

Der Katho­li­sche Deut­sche Frau­en­bund e.V. (KDFB) hat­te sich eben­falls vor der Abstim­mung gegen die so genann­te Wider­spruchs­lö­sung bei der Organ­spen­de aus­ge­spro­chen. KDFB-Prä­si­den­tin Maria Flachs­barth unter­strich dabei die Posi­ti­on des Ver­ban­des, dass die Organ­spen­de eine bewuss­te und frei­wil­li­ge Ent­schei­dung blei­ben muss. Der KDFB unter­stüt­ze nach­drück­lich das Ziel, in Deutsch­land mehr lebens­ret­ten­de Organ­trans­plan­ta­tio­nen zu ermög­li­chen. Ein flä­chen­de­cken­des Infor­ma­ti­ons- und Bera­tungs­an­ge­bot sei daher zwin­gend not­wen­dig, um die Bevöl­ke­rung für die Organ­spen­de-Bereit­schaft stär­ker zu sen­si­bi­li­sie­ren, hieß es in einer Pres­se­mit­tei­lung. Dies soll­te laut Frau­en­bund zusam­men mit zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akteu­rin­nen und Akteu­ren sowie Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten wei­ter­ent­wi­ckelt und aus­ge­baut werden.

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