„Nicht nur die Tür, sondern das Herz der Gottesmutter offen“ und eine herzliche Gastfreundschaft von Seiten der Kirche und Stadt empfand der Freiburger Erzbischof em. Robert Zollitsch als „wohltuend“ am Gnadenort Unserer Lieben Frau anlässlich der 60. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben nach Altötting am 13./14. Juli 2019.
1.500 Donauschwaben, Vertriebene aus der „alten Heimat“, der Batschka (Ungarn-Serbien) und dem Banat (Rumänien), waren der Einladung des St. Gerhardswerks gefolgt, um mit Erzbischof Zollitsch sowie Bischof József Csaba Pál (Diözese Temeswar/Rumänien), Weihbischof Dr. Lajos Várga (Waitzen/Ungarn) und mehreren donauschwäbischen Priestern zu „Maria, Mutter der Hoffnung“ zu pilgern.
„Wenn wir am Leben bleiben, wollen wir jährlich aus Dankbarkeit wallfahren“ – dieser Ausspruch von P. Wendelin Gruber am Vorabend des Festes Maria Verkündigung im Jahr 1946 im Vernichtungslager Gakowa gemeinsam mit leidgeprüften und verzweifelten Landsleuten sei die „Geburtsstunde“ auch der diesjährigen 60. Gelöbniswallfahrt, erinnerte der Erzbischof Zollitsch als Festprediger am Sonntag in der Basilika St. Anna. Hoffnung sei es, „die unser Leben trägt, unserem Leben Sinn und Ziel gibt…“ Das Christentum bezeichnete Zollitsch als eine Religion der Hoffnung, ein Glaube, der in die Zukunft schaue: „Das zentrale Fest unseres Glaubens ist Ostern mit der Botschaft der Auferstehung – nicht nur der Auferstehung Jesu Christi, sondern unserer Auferstehung mit dem Blick auf ein Leben über den Tod hinaus…“ Maria habe ihren Sohn bis ans Kreuz begleitet und verstehe deshalb alle Not und Sorge der Menschen.
Mit Blick auf die ehemalige donauschwäbische Heimat (auch Zollitsch selbst stammt aus der Batschka) und ganz Europa bekräftigte der Erzbischof: „Ein Europa, dass Maria zum Leitbild hat, sich unter ihren Schutz stellt und sich in ihrer Hoffnung festmacht, überwindet Nationalismus und Hass, weil alle als Töchter und Söhne der einen Mutter in Frieden miteinander zu leben sich bemühen.“ Dabei gehe es um das Miteinander der europäischen Völkerfamilie: „Eine versöhnte Familie, die Brücken zueinander baut und über sie zueinander geht!“
Zum Thema „Versöhnt mit der Vergangenheit und mit Hoffnung in die Zukunft“ sprach auch der Baden-Württembergische Landtagsabgeordnete Paul Nemeth, Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion für die Angelegenheiten der Vertriebenen, „das Wort des Laien“: „Wir dürfen die Geschichte nicht vergessen, sondern müssen das Andenken daran bewahren, um daraus zu lernen. Die schlimmen Verbrechen, die an den Donauschwaben begangen wurden, dürfen nicht vergessen werden. Sie ermahnen uns, das europäische Haus gemeinsam zu bauen und den Frieden in Europa zu bewahren – denn: Die donauschwäbischen Tugenden werden auch in Zukunft benötigt: Glaube, Hoffnung, Liebe, die Familie sowie Pflege von Traditionen!“
Beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Altötting im Anschluss an den Festgottesdienst hatten die Vertreter der donauschwäbischen Landsmannschaften auch eine Bitte an Bürgermeister Herbert Hofauer: den Wallfahrtsort „Maria Radna“ in der alten Heimat für die Shrines of Europe vorzumerken – auch ein Weg, Brücken zu bauen.
Bilder und Text: Roswitha Dorfner