Soziales

Einkehrtag für Verwitwete: Ein Rucksack voll Stärkung

Thomas König am 02.04.2019

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Wenn der Tod Ehepaare trennt, bleibt ein Partner zurück. Erschüttert von Schmerz, Trauer und Einsamkeit, oft gequält von der Frage nach dem „Warum?“ Für viele Witwen und Witwer ist es, als ob ein Lebensband durchschnitten wurde.

Text und Pho­tos: Mareen Maier

Auch nach einer Zeit der Trau­er spü­ren sie noch oder immer wie­der eine Lee­re und Kraft­lo­sig­keit. Sie sind oft allei­ne und haben gera­de ein oder zwei Jah­re danach auch kei­ne Gesprächs­part­ner mehr. Denn die ande­ren sagen manch­mal: Es ist doch schon so lan­ge her.‘ Doch die Trau­er ist noch nicht soweit“, so Wal­ter Send­ner vom Refe­rat Senio­ren­seel­sor­ge des Bis­tums Pas­sau. Er weiß: Für Ver­wit­we­te, ganz egal wel­chen Alters und egal, wie lan­ge der Tod des gelieb­ten Part­ners zurück­liegt, ist es wich­tig, auf Men­schen zu tref­fen, die sich hin­ein­spü­ren kön­nen, weil sie das glei­che Schick­sal tei­len. Es braucht Gesprächs­part­ner, die einen ver­ste­hen“, so Send­ner. Aus die­sem Grund lud das Refe­rat Senio­ren­seel­sor­ge gemein­sam mit dem Refe­rat Frau­en­seel­sor­ge und der Trau­er­pas­to­ral und unter­stützt von der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung im Bis­tum Pas­sau bereits zum drit­ten Mal zu einem Stär­kungs­tag für Wit­wen und Wit­wer ein. Im Exer­zi­ti­en- und Bil­dungs­haus Spec­trum Kir­che in Pas­sau kamen 50 Frau­en und Män­ner aus dem gesam­ten Bis­tums­ge­biet zusam­men, um sich aus­zu­tau­schen und auf­bau­en­de Impul­se zu erfah­ren. Dem Team um Send­ner war vor allem wich­tig, den Teil­neh­mern zu zei­gen: Ihr seid nicht allei­ne!“ Zudem soll­ten sie neue Gedan­ken für den Weg, den sie zuvor gemein­sam gin­gen, doch nun allei­ne bestrei­ten müs­sen, bekom­men. Bei dem Ein­kehr­tag, der unter dem bibli­schen Wort Ich bin der Weg“ (Joh 14,5) stand, soll­te der Weg mit dem Part­ner eben­so sei­nen Platz haben wie auch der zuver­sicht­li­che Blick in die Zukunft. 

Sie sind oft allei­ne und haben gera­de ein oder zwei Jah­re danach auch kei­ne Gesprächs­part­ner mehr. Denn die ande­ren sagen manch­mal: Es ist doch schon so lan­ge her.‘ Doch die Trau­er ist noch nicht soweit.”

Walter Sendner, Referat Seniorenseelsorge im Bistum Passau

Zu Beginn sprach Dom­ka­pi­tu­lar Ger­hard Auer ermu­ti­gen­de und berüh­ren­de Wor­te zu den Wit­wen und Wit­wern. In einem Impuls­re­fe­rat griff er mit Zita­ten, Gebe­ten, Gedich­ten und Bil­dern ver­schie­de­ne Gedan­ken auf und gab Bei­spie­le, die Ori­en­tie­rung bie­ten. Unter ande­rem stell­te er fest: Wir leben unser Leben in wach­sen­den Rin­gen. Wir ent­wi­ckeln uns wei­ter. Es ähnelt dem Wachs­tum von Bäu­men in hel­len und dunk­len Rin­gen. Hel­le, von Son­ne durch­tränkt und dunk­le, wo das Gefühl da war, dass die Son­ne fehl­te.“ Mit Hil­fe des Laby­rinths von Char­tres ging er auf die oft­mals uner­war­te­ten Wen­dun­gen im Leben und auf Wege, die zunächst unüber­sicht­lich erschei­nen, aber doch zum Ziel füh­ren, ein. Das Laby­rinth wol­le die Angst neh­men, sich auf den Weg zur Mit­te zu machen. Es kann belas­tend sein zu sehen, dass das Ziel, die Mit­te, zum Grei­fen nah erscheint, man aber mehr­fach wie­der von ihm weg­ge­führt wird. Wie du den gan­zen Raum des Laby­rin­thes aus­ge­hen musst, so musst du dein eige­nes Leben aus­ge­hen. Schein­bar kommst du nicht weit vor­an. Und doch führt dich das Gehen den Weg. Dei­nen Weg“, so Auer.

Am Ende des Vor­trags stand die Emma­u­ser­zäh­lung als Zusi­che­rung, dass der unsicht­ba­re Herr spür­bar – ver­ste­hend, trös­tend und froh­ma­chend – beglei­tet und sei­ne Zusi­che­rung wahr macht, alle Tage des Lebens mit uns und bei uns zu sein. Nach dem Impuls­re­fe­rat reflek­tier­ten die Teil­neh­mer gemein­sam das Gehör­te und erzähl­ten ein­an­der von ihrer per­sön­li­chen Geschich­te, bevor am Nach­mit­tag Klein­grup­pen gebil­det wur­den. Dom­ka­pi­tu­lar Auer mach­te sich mit eini­gen Frau­en und Män­nern auf einen Pil­ger- und Stär­kungs­weg zur Wall­fahrts­kir­che Maria­hilf. Beim Chris­tus in der Rast“ hielt die Grup­pe inne und bete­te. Eine ande­re Grup­pe kam mit Trau­er­be­glei­te­rin Ulri­ke König zusam­men. Unter der Über­schrift In Bewe­gung und leben­dig blei­ben. Tän­ze, Tex­te und Gesprä­che, die uns bewe­gen“ half sie den Ver­wit­we­ten dabei, zu erfah­ren, wie gut Bewe­gung in der Trau­er tun kann. Krea­ti­ve Impul­se und Anlei­tung, Erin­ne­run­gen und Gedan­ken in Form zu brin­gen, gab Wal­ter Send­ner. Er reg­te eini­ge Wit­wen und Wit­wer dazu an, ein per­sön­li­ches Ermu­ti­gungs- und Stär­kungs­buch zu gestal­ten. Im Trau­er­pro­zess sei­en klei­ne Ritua­le wich­tig, so Send­ner. Mit dem Buch kann man einen Bereich schaf­fen, in dem man sich ganz dem Ver­stor­be­nen zuwen­det und in Dia­log tritt. Es kann hel­fen, Gedan­ken und Erin­ne­run­gen nie­der­zu­schrei­ben, über die man sich mit nie­man­den sonst aus­tau­schen kann.“ Eben­falls krea­tiv wur­den Wit­wen, die mit den Trau­er­be­glei­te­rin­nen Hil­trud Tschirner und Rena­te Pon­gratz gemein­sam Ker­zen gestal­te­ten. Das soll­te ihnen hel­fen, licht­brin­gen­de Erfah­rung in ihren All­tag mit­zu­neh­men. Zudem gebe es laut Rena­te Pon­gratz ein gutes Gefühl, wenn man spürt, dass beim eige­nen Tun schö­ne Din­ge zum Vor­schein kom­men.“ Eini­ge Frau­en nut­zen auch das Ange­bot von Trau­er­be­glei­te­rin Bir­git Czip­pek und Wal­bur­ga Wes­ten­ber­ger vom Refe­rat Frau­en, durch das medi­ta­ti­ve Gehen in der Natur Stär­kung zu erfah­ren. Bei sämt­li­chen Grup­pen herrsch­te eine sehr ver­trau­ens­vol­le Atmo­sphä­re. In Erin­ne­rung an die ver­stor­be­nen Ehe­part­ner wur­den zwar Trä­nen geweint, doch in Dank­bar­keit für schö­ne gemein­sa­me Erleb­nis­se wur­de auch herz­haft mit­ein­an­der gelacht. 

Hier geht es zur Bildergalerie der Veranstaltung:

Beschlos­sen wur­de der Stär­kungs­tag mit einem Got­tes­dienst in der Kapel­le von Spec­trum Kir­che, bei dem Gedan­ken aus den ein­zel­nen Arbeits­grup­pen ein­ge­bracht wur­den. Bevor die Wit­wen und Wit­wer nach Hau­se gin­gen, erhiel­ten sie ein sehr sym­bol­träch­ti­ges Geschenk. Einen klei­nen Ruck­sack auf einer Tafel Scho­ko­la­de. Ein Zei­chen für: Ihr seid auf dem Weg – und wir möch­ten euch Stär­kung und Hoff­nung schen­ken. Man sieht hier ein­fach, dass man nicht allei­ne ist. Man spürt, es gibt Unter­stüt­zung. Ich habe kei­ne Kin­der und stand allei­ne da. Es tut so gut, dass es sol­che Ange­bo­te gibt – denn ich wuss­te nicht, wo ich hin­soll­te. Der Tag war sehr hilf­reich für mich“, stell­te eine Wit­we fest, die vor einem hal­ben Jahr ihren Mann zu Gra­be tra­gen musste.

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