Bildung war das zentrale Thema bei der Herbst-Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Passau. Als Referent war Dr. Peter Nothaft, Direktor des katholischen Schulwerks Bayern, eingeladen. In seinem Impulsvortrag ging es um „Ressourcen und Bildung im Lebenslauf - Profil und Aufgabe kirchlichen Bildungshandelns am Beispiel kirchlicher Schulen“.
Passend zu den Landtagswahlen in Bayern in der Woche zuvor behandelte der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Passau bei seiner Herbst-Vollversammlung zentral ein politisches Thema. Im Fokus stand die Bildungspolitik; diskutiert wurden die vor‑, nach- und außerschulische Bildung. „Damit das Leben gelingen kann — Aufgaben und Herausforderungen kirchlichen Bildungshandelns“ lautete der Titel der zweitägigen Vollversammlung am 13. und 14. Oktober in Spectrum Kirche Passau-Mariahilf.
Nach der Begrüßung durch den Diözesanratsvorsitzenden Markus Biber und einem geistlichen Wort von Domdekan Hans Bauernfeind ergriff Generalvikar Josef Ederer das Wort. Er erläuterte Überlegungen der Bistumsleitung zum Pastoral-Strukturellen Erneuerungsprozess und betonte hierbei, welch wesentliche Rolle Ehrenamtliche hier zukäme. Sie trügen maßgeblich dazu bei, dass Pfarrgemeinden auch in Zukunft Orte des gelebten Glaubens blieben. Basis hierfür sei deren „Glaubensbildung“. „Wir wollen in der Qualifizierung Ehrenamtlicher in den nächsten Monaten Schwerpunkte setzen“, betonte Ederer. Über das gesamte Bistumsgebiet verteilt solle es künftig Bildungsangebote speziell für Ehrenamtliche geben. Ganz konkret wolle man Bibel‑, Glaubens- und Liturgie-Kurse sowie Fortbildungen in den Bereichen Notfallseelsorge, Kranken- und Trauerpastoral, Jugend-Berufungspastoral und Gemeindecaritas anbieten. „Wir setzen alles daran, Sie in Ihrem Engagement zu stärken“, versicherte der Generalvikar und würdigte den Einsatz aller Ehrenamtlichen in den Pfarreien. Im Anschluss erläuterte Ederer noch die Stellungnahme der Bistumsleitung zum Antrag des Diözesanrats zur Ausweitung der Missbrauchsstudie auf alle kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Untersuchung mit Blick auf Mitarbeitende ist aufgrund von Datenschutz bei uns schwierig.“ Diese Akten dürfe die Bistumsleitung datenschutzrechtlich nicht nach außen weitergeben, so Ederer.
„Ich sehe kirchliche Schulen als wirkkräftige Möglichkeit, den christlichen Glauben zu stärken.”
Nach einer kurzen Einführung von Dr. Markus Eberhardt, Schulleiter der Gisela-Schulen Passau-Niedernburg, folgte der Impulsvortrag von Dr. Peter Nothaft, Direktor des Katholischen Schulwerks Bayern zum Thema „Ressourcen und Bildung im Lebenslauf – Profil und Aufgabe kirchlichen Bildungshandelns“. Vorweg betonte er, dass die kirchlichen Schulen im Bistum Passau durchaus gut dastünden. So besuchen aktuell 7.423 Schülerinnen und Schüler eine kirchliche Grund‑, Mittel‑, Realschule, ein Gymnasium oder eine berufliche Schule. Zum Vergleich: In ganz Bayern besuchen mehr als 90.000 Kinder und Jugendliche eine kirchliche Schule. Diese Zahlen sprächen für sich und zeigten, wie attraktiv kirchliche Schulen auch heute noch seien, so Nothaft. Er betonte deren großes Potential als Orte gelebten Glaubens. „An welchen Orten hat die Kirche schließlich täglich Kontakt mit Kindern und Jugendlichen (und deren Familien), und das über 40 Wochen pro Jahr?“ Hier stelle sich jetzt zentral die Frage nach dem kirchlichen Auftrag, so Nothaft. „Kirchliche Schulen ermöglichen einen Lebensraum, der von Glauben geprägt ist“. Persönlichkeitsbildung sei durchgängig Ziel, der Mensch stehe im Mittelpunkt. Interessant sei auch das Schülerprofil. 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler an einer kirchlichen Schule seien katholisch, 30 Prozent aber hätten eine andere Konfession. Im Hinblick auf potentielle Zielgruppen sei gerade diese Gruppe „eine Riesenchance“, denn auch ihnen würde an einer katholischen Schule das christliche Menschenbild vermittelt. Als zwei große brennende Probleme von kirchlichen Schulen nannte er die Schulbaufinanzierung und den Lehrermangel. In Bezug auf die Frage, wie es jetzt weitergehe, betonte Nothaft: „Ich sehe kirchliche Schulen als wirkkräftige Möglichkeit, den christlichen Glauben zu stärken.“ Sie seien für Kinder und Jugendliche „ein idealer Ort“.
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Die aktuellen Entwicklungen des Synodalen Wegs auf weltkirchlicher, Deutschland- und Diözesanebene waren schließlich ein zentrales Thema im anschließenden Konferenzteil nach dem gemeinsamen Gottesdienst, u.a. auch im Hinblick auf die Weiterarbeit der Arbeitsgemeinschaft Synodaler Weg.
Am zweiten Tag der Diözesanratsvollversammlung knüpfte auch Prof. Dr. Hans Mendl in seinem Vortrag zum „Empowerment als Basis eines christlich fundierten Bildungsbemühens“ an den Stellenwert des christlichen Menschenbildes in der Bildung an. So liege die Stärke kirchlicher Schulen eben nicht in einem bestimmten Weltbild, sondern in ihrem Verständnis für Pädagogik und einem Menschenbild, das den Menschen stets im Kontext seiner Beziehungen betrachte. Im Bildungshandeln gehe es primär um das Freisetzen des im Menschen bereits vorhandenen Könnens. Dazu stützte sich Mendl auf den Begriff des „Empowerments“, der es zentral setzt, andere dazu zu befähigen, ihren Kräften zu vertrauen. In der christlich orientierten Bildung solle dies auf vier Ebenen geschehen. Zum Einen in Bezug auf das Individuum. „Bildung ist immer Selbstbildung“, so Mendl. Empowerment sei hier also vor allem die Bevollmächtigung des Einzelnen. Dazu tragen auf einer zweiten Ebene durch ihre Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern die Lehrenden bei. Darüber hinaus solle die Schule unter der Verantwortung der Schulleitung eine Wertegemeinschaft sein und zuletzt habe Bildung stets auch eine politische und verantwortungsethische Dimension. Vor diesem Hintergrund liege die Reputation kirchlicher Schulen, so Mendls Einschätzung, darin, „dass die Menschen ein Gespür haben für die besondere Kraft, die darin herrscht“.
Rund um das thematische Programm der Versammlung standen auch am zweiten Tag geistliche Impulse, Möglichkeiten zur Reflexion und Diskussion, sowie die Arbeit in Workshops zu den bildungspolitischen Themen auf dem Plan.
Text: Stefanie Hintermayr und Tamina Friedl