Pfarrer Johannes Trum „geistlicher Kümmerer“ des kirchlichen Sozialverbands – Glückwünsche vom Bundespräses – Würdevolle 135-Jahr-Feier
Zusätzlich wird der 55-Jährige als Betriebsseelsorger im Bistum tätig sein, worüber sich der Hauptzelebrant der Heiligen Messe anlässlich des 135-jährigen Bestehens der Katholischen Arbeitsnehmerbewegung (KAB) in der Diözese sehr glücklich zeigte. Bei der Feierstunde im Festsaal St. Valentin am Domplatz brachte Vize-Landrat Klaus Jeggle augenzwinkernd seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die KAB jetzt „mit dem Trum a echt’s Trum hat.“
Zu diesem Wortspiel auf Basis dieses Begriffs aus dem bayerischen Dialekt passte auch die Aussage des Predigers Dr. Bauernfeind zuvor im Gotteshaus. „Die KAB ist eine unersetzlich starke Stimme in der Welt und in der Kirche“, betonte der Domdekan. Dieser Verband, der aus dem christlichen Geist heraus handele, sei dringend notwendig – „auch und gerade heute“, so der Vertreter des Passauer Domkapitels. Dies entspreche dem Auftrag Jesu an die Jünger im Evangelium nach Markus: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt sein.“
Im KAB zählt nach Bauernfeinds Worten besonders die praktische Lebenserfahrung – die Mitgestaltung an einer Welt des sozialen und respektvollen Miteinanderlebens. „Wie gut, dass Sie sich auf diesen Auftrag Jesu einlassen“, sagte der Prediger mit Blick auf die vielen Verbandsmitglieder, die von einigen Fahnenträgern deutlich sichtbar repräsentiert wurden. „Sie handeln zusammen mit Jesus Christus“, hob der Domdekan hervor, der im Namen und in Vertretung von Dr. Stefan Oster Johannes Trum – „vom Verband gewählt und vom Bischof erwählt“ – als neuen KAB-Diözesanpräses segnete und ihm die Ernennungsurkunde überreichte.
„Du willst Dein neues Amt mit Deiner geistlichen Kompetenz bereichern“, erklärte Dr. Bauernfeind zur Absicht des frisch ernannten KAB-Diözesanpräses, der sich der damit verbundenen hohen Herausforderung stelle. Der Prediger machte auf den guten Geist in der KAB aufmerksam, Krisen und Konflikte im friedlich-konstruktiven Miteinander mit allen Gesprächspartnern zu lösen. Trum sei dem Verband und dem Bischof verantwortlich. „Das ist kein Widerspruch“, stellte der Domdekan klar, laut dessen Aussage die Gemeinschaft der KAB stark mache. Trum sei berufen, dasselbe zu tun wie Jesus – „mit einer von Gott erfüllten Liebe auf die Menschen zu achten.“
Bauernfeind wünschte seinem Priesterkollegen den Segen Gottes, damit er „Segen für die KAB und die Menschen unserer Zeit“ sein und werden könne. Vor den Augen und Ohren zahlreicher Malteser-Mitglieder beim Gottesdienst teilte der Hauptzelebrant mit, dass Trum selbstverständlich auch weiterhin Diözesan- und Jugendseelsorger dieser Vereinigung bleiben werde. Der neue KAB-Diözesanpräses spendete beim Festgottesdienst auch gleich den unter Gläubigen so sehr ersehnten Blasiussegen mit gekreuzten Kerzen zur Abwehr von Hals- und Rachenkrankheiten.
KAB-Bundespräses Stefan Eirich aus Köln legte Trum als Vorbild den Mainzer Bischof und Verbandsgründer Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811 – 1877) ans Herz, der als „Arbeiterbischof“ in die Geschichte eingegangen sei. Aber auch auf den Propheten Ezechiel konzentrierte Eirich die Aufmerksamkeit, dem Gott der christlichen Legende nach nichts weniger als eine Schriftrolle zu essen gegeben habe, auf der die Klagen, Tränen und Bedrängnisse des Volkes vermerkt gewesen seien. „Präses ist ein geistlicher Widerpart“, beschrieb der hohe Gast die künftige Aufgabe von Johannes Trum, denn es gelte, an die Menschlichkeit zu erinnern. Die KAB stehe für die Verwurzelung, „an die Du erinnern sollst“, gab Eirich dem neuen Diözesanpräses mit auf den Weg in die Zukunft.
Einleitend zur anschließenden Feierstunde im Festsaal St. Valentin blickte die KAB-Diözesanvorsitzende Angelika Görmiller in stark geraffter Form auf 135 Jahre KAB zurück – entstanden aus dem Bewusstsein heraus, „dass Kirche mehr sein muss als Taufe und Liturgie.“ Eingedenk der geringen Rechte für Arbeiter und insbesondere Arbeiterinnen sei diese Gemeinschaft ins Leben gerufen worden.
„Und da wurde die Kirche zur Stimme“, gab die KAB-Sprecherin zu bedenken, nach deren Überzeugung es nicht so selbstverständlich ist, dass Verbände mehr als 135 Jahre bestehen. „Ich freue mich auf die Arbeit“, beteuerte Johannes Trum, der – auch in memoriam Ezechiels – sich durchaus dessen bewusst zeigte, dass „bestimmt harte Kost auf uns zukommen“ werde.
Was gebe es Schöneres, als einen solchen Geburtstag zu feiern, bekundete dritter Bürgermeister Armin Dickl in seinem Grußwort. Von den heftigen sozialen Verwerfungen in der Gründerzeit der KAB sprach der stellvertretende Landrat Klaus Jeggle, der den Verband als einst neue Gemeinschaft rühmte, um den Menschen wieder Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln. Soziale Fragen seien heute für viele Menschen gelöst – „aber nicht für alle“, so der Repräsentant des Landkreises. Die KAB als christliche Wertegemeinschaft leiste einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des sozialen Friedens.
Den Pioniergeist als Quell und Ort der Kraft zu spüren, empfahl die KAB-Landesvorsitzende Regina Soremba-Böxkes den Mitgliedern und Gästen
der Jubiläumsfeier. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung weise tatsächlich eine große Vergangenheit mit großen Erfolgen in der Sozialpolitik auf. Aber weiterhin gebe es viele Gründe, die Stimme zu erheben – beispielsweise angesichts der sogenannten prekären Arbeitsverhältnisse. Das Credo der Landessprecherin: „Unsere Aufgabe in der Gesellschaft ist noch lange nicht erledigt.“
In seinem Festvortrag zeichnete der ehemalige Diözesanarchivar Dr. Heribert Wurster den bisherigen Werdegang des neuen Diözesanpräses, gebürtig in Zwiesel, und die Historie der KAB nach. „Die im Glauben verwurzelte Nächstenliebe ist der Antrieb für das Engagement“, stellte der Referent fest. Als Meilensteine nannte er vor allem die Sozial-Enzyklika „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII., der die Initiativen des Seligen Adolph Kolping und des Mainzer Bischofs Ketteler, des Schöpfers der Arbeitervereine, aufgegriffen habe.
Nach den Verboten vor allem auch der Frauenvereine mit deren Mitgliedern, die resistent gegenüber der nationalsozialistischen Ideologie gewesen seien, im sogenannten Dritten Reich habe 1946 der Wiederaufbau begonnen, so Dr. Wurster. Das II. Vatikanische Konzil sei auch für die Arbeitswelt wichtig gewesen. Die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. haben nach den Worten des Historikers die katholische Soziallehre weiterentwickelt. Auch der gegenwärtige Papst Franziskus stelle den Widerspruch zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und Bewahrung der Schöpfung dar. Zusammenfassend würdigte Dr. Wurster die KAB als „ein erfolgreiches Modell für christliche Nächstenliebe, die uns Christus aufgetragen hat.“
Beim KAB-Jubiläumsfest spendete der neue Diözesanpräses Johannes Trum den Blasiussegen.
Text und Fotos: Bernhard Brunner