Was hat diese Frau geleistet! Drei Jahre lang steckte Rosa Mühlberger (77) ihre ganze Energie in den Bau eines Kirchleins in der Nähe ihres Wohnhauses. Wie sie erzählte, investierte sie ihre Mütterrente komplett in den Bau und die Ausstattung. Den Altar schreinerte sie selbst, wobei eine Tischkreissäge und eine Stichsäge ihre wichtigsten Werkzeuge waren. Figuren, Bilder und andere sakrale Gegenstände sammelte sie überall ein, wo sie etwas bekommen konnte. Viele Handwerker gingen der rührigen Ehefrau, Mutter und Oma beim Bau zur Hand.
So war es nicht verwunderlich, dass ein paar Tränen flossen, während sie die rund 50 Gäste der Einweihung – darunter u.a. Altbürgermeister Matthias Anetzberger und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gabriele Seibold – mit Handschlag begrüßte, und vor allem auch während des Gottesdienstes, den Pfarrer Wolfgang Hann zelebrierte. Wohl alle, die bei diesem Ereignis dabei waren, waren sich einig: Diese Kapelle, in der rund 15 Menschen Platz finden und die der Muttergottes und dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht ist, ist Rosa Mühlbergers Lebenswerk und Vermächtnis.
Eine „private Gebetsanhörung“, wie es Pfarrer Hann formulierte, gab den Ausschlag für den Bau. Im Gespräch erzählte Rosa Mühlberger, dass ein Angehöriger eine schwere Krankheit und Lebenskrise durchgestanden hätte. Sie habe dem Herrgott versprochen, wenn ihre Gebete hülfen, würde sie eine Kapelle bauen.
Pfarrer Hann appellierte an die Gottesdienstteilnehmer, die Kapelle nun mit Leben zu füllen: Aus lebendigen Steinen soll ein geistiges Haus erbaut sein, machte er deutlich. „Auf die Gläubigen kommt es an!“ Er wünschte allen, die zur Kapelle kommen, dass ihre Gebete erhört werden. Ein feierlicher Moment für die Erbauerin war es, als der Pfarrer ihr die von Bischof Stefan Oster unterzeichnete offizielle Weiheurkunde übergab.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Blaskapelle Thalberg. Im Anschluss wurden die Gäste von der Familie Mühlberger im Garten bewirtet. Die Kapellenerbauerin wirkte dabei gelöst und froh. Sie freut sich nun auf Besucher, die in dem Kirchlein am Kramerberg einen schönen Platz zum Innehalten und Beten finden.
Text + Fotos: Wolfgang Krinninger