Über 30 Interessierte aus der ganzen Diözese trafen sich zu der Runde im Kolpinghaus in Pfarrkirchen, in der durchaus heiße Eisen angefasst wurden. Bischof Oster verteidigte beispielsweise seinen unverrückbaren Standpunkt zum Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener vom Empfang der Kommunion. „Es gibt Grenzen“, betonte der Passauer Oberhirte zu diesem Themenkomplex.
„Das ist überhaupt nicht einfach“, schickte Oster dem Disput über diese Problematik voraus, die offenbar viele Angehörige der Kirche beschäftigt. „Eucharistie ist die heiligste Handlung der Welt – am heiligsten Ort der Welt“, unterstrich der Bischof und verwies auf die Hochzeit Jesu mit seiner Schöpfung. An diesem Geheimnis teilzunehmen, sei der Mensch eingeladen. In der sakramentalen Ehe sei der Herr der Dritte im Bunde, und er bleibe dabei. „Das bedeutet Sakrament“, hob Oster hervor, um die Unauslöschlichkeit der Ehe zu untermauern, und wünschte sich, dies von innen her zu verstehen.
Auf Kritik aus der Zuhörerschaft, dass Ehebruch sozusagen die einzige Sünde sei, die von der Kirche „kontrolliert“ werde, erwiderte der Bischof, Reue bei dieser Verfehlung bedeute, zurück zu gehen. „Darum kennt die Kirche Trennung von Tisch und Bett“, fügte Oster hinzu und verwies auf die Schrift von Papst Franziskus mit dem Titel „Amoris laetitia“ – lateinisch für „Die Freude der Liebe“ – aus dem Jahr 2016, worin die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion weder explizit befürwortet noch ausgeschlossen wird. Ein Mitglied der Männerrunde mahnte an, dass im Zuge der Neuevangelisierung der Kirche genau über diese Themen geredet werden müsse.

Keine Antworten auf die Fragen an den Bischof blieb Dr. Stefan Oster (r.) – hier im Bild mit Moderator Konrad Haberger – bei der Veranstaltung schuldig.
Ein Teilnehmer an der Veranstaltung ging sogar noch einen Schritt weiter und formulierte einen Appell an den Bischof: „Sie müssen Rebell werden in der Institution Kirche.“ Auf morbiden Boden könne man kein neues Haus bauen, bekam Oster zu hören – auch verbunden mit dem Hinweis, dass die Jugend der Kirche gegenwärtig nahezu komplett fernbleibe. Ein evangelisch-lutherischer Christ, dessen familiäres Umfeld nach eigenen Angaben eher katholisch geprägt ist, empfand es als generell schade, dass durch ein Ausschließen von Menschen und durch die Symbolik dabei viel verloren gehe. Oster gab zu bedenken, dass die evangelischen Mitbrüder all diese Themen abgeräumt hätten und trotzdem die Auflösungserscheinungen dort größer seien als in der katholischen Kirche.
Auf die Frage eines besorgten Mannes, was man tun könne, um die Tendenz, dass Glaube und Religiosität verdunsten, zu stoppen, gestand der Bischof ein, dass die Kirche den Gläubigen jahrzehntelang nicht geholfen habe zu sagen, was Glaube ist. Osters Appell: „Seien wir sprachfähig, weil wir was im Herzen tragen.“ Ein anderer Teilnehmer vertrat die Ansicht, dass der Weg in die Liebe Gottes und in die Nächstenliebe nur über das Gebet führe. Seine Aufforderung: „Leute, wir müssen mehr beten.“ Ein weiterer Mann aus dem Gesprächskreis zeigte sich davon überzeugt, dass die Spur zum Glauben nur über das Tun, das Engagement in der Kirche und ihren Einrichtungen, erkennbar sei. Den Kindern gegenüber Vorbild zu sein, sah ein anderer Wortführer als Schlüssel zu deren Rückkehr in die Kirche, auch wenn sie sich zwischenzeitlich von ihr entfernt hätten.
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Text und Foto: Bernhard Brunner