Kirche vor Ort

Im Dienst für Gott

Redaktion am 30.09.2024

DSC 0305 Foto: Tine Limmer

Maxi Schauner ist ein aufgeweckter Junge, der weiß was er will und der genaue Vorstellungen hat, von dem was er machen will: trotz Rollstuhl und Behinderung. Er kann und will viel. Doch was er nicht möchte: Mitleid.

Er hat längst akzep­tiert, dass er nicht alles das kann, was sei­ne Freun­de machen. Er hat für sich viel gefun­den, wo er dabei sein kann und ist, und dabei so akzep­tiert wird, wie er ist.

Der 13jährige ist Eis­ho­ckey­fan, liebt Bas­ket­ball und ist seit drei Jah­ren Minis­trant in der Pfar­rei Hei­lig­kreuz. Einer von weni­gen Roll­stuhl­fah­rer im kirch­li­chen Ehren­amts­dienst. Ein Jahr nach sei­ner Erst­kom­mu­ni­on hat er mit dem ehren­amt­li­chen Dienst begon­nen. Die Mama hat mich moti­viert und mei­ne Freun­de sind auch als Minis­tran­ten aktiv. Inter­es­siert hat es mich natür­lich auch. Ich suche immer etwas, was ich auch machen kann. Bei vie­len Din­gen bin ich wegen mei­ner Behin­de­rung aber ein­ge­schränkt“, sagt er und merkt schmun­zelnd an: Jog­gen geht schon mal nicht.“

In der Pfarr­kir­che Hei­lig­kreuz ist er seit inzwi­schen regel­mä­ßig im Ein­satz, auch wenn das am Anfang sich als schwie­rig erwie­sen hat. Die Hei­lig­kreu­zer Kir­che ist nicht gera­de behin­der­ten­ge­recht und vor allem im Altar­raum geht es recht eng her. Zudem gibt es vie­le Stu­fen“, hat Mama Mar­ti­na festgestellt.

DSC 0366 Foto: Tine Limmer

Doch Maxi wäre nicht Maxi, wenn er es nicht aus­pro­bie­ren hät­te kön­nen. Er hat sich damals mit den Ober­mi­nis­tran­ten getrof­fen, es wur­de aus­pro­biert und es hat funk­tio­niert – grund­sätz­lich. Mit der Kir­chen­ver­wal­tung wur­de eine Bege­hung durch­ge­führt und für die Stu­fe an der Sakris­tei zum Altar­raum eine klei­ne mobi­le Ram­pe gebaut. Möch­te er in die Sakris­tei die bei­den Stu­fen run­ter, dann braucht er den­noch die Hil­fe sei­ner Freun­de, die er ger­ne erhält.

Maxi steht vor dem Schrank mit den Mess­ge­wän­dern. Er sucht eines aus und die anwe­sen­den Minis­tran­ten hel­fen beim Anzie­hen. Vie­les kann er selbst, aber die Knöp­fe fuxen oft“, gibt er zu. Ist Maxi im Dienst, stel­len die Mes­ner den Gong auf einen Hocker, damit er gut hin­kommt. Er hat sei­nen fes­ten Platz an der rech­ten Sei­te. Wenn der Pfar­rer mit den ande­ren Minis­tran­ten durch den Haupt­ein­gang ein­zieht, rollt er über die klei­ne Ram­pe aus der Sakris­tei und war­tet im Altar­raum, bis alle da sind. Das macht mir nichts aus. Mein Roll­stuhl ist mit mir schwer zu tra­gen. Das kann nicht jeder. Da darf ich dann die Glo­cke zum Start läu­ten – das macht sonst der Mes­ner. Manch­mal zieht der Pfar­rer mit uns auch durch die Sakris­tei ein. Da bin ich dann in der Rei­he, wie alle ande­ren auch.“

DSC 0400 Foto: Tine Limmer

Wenn ein­mal nicht genü­gend Minis­tran­ten da sind, dann rollt Maxi auch zum Evan­ge­li­um an den Ambo und hält den Leuch­ter. Den bringt ein Minis­trant mit, wenn der Pfar­rer mit dem Evan­ge­li­ar nach vor­ne kommt, drückt ihn mir in die Hand und nimmt ihn dann auch wie­der mit.“ Nach dem Got­tes­dienst muss ich vie­les im Inter­net nach­schau­en. Was es mit den Mär­ty­rern auf sich hat, die in den Tex­ten vor­ge­kom­men sind. Auch das Leben der Hei­li­gen ist inter­es­sant“, hat er fest­ge­stellt. Beson­ders viel Spaß macht ihm dabei die Gemein­schaft, die ihm das Gefühl gibt, etwas wert zu sein. Manch­mal habe ich zum Abend­got­tes­dienst kei­ne Lust, doch dann ist es trotz­dem schön“, sagt er und unter­schei­det sich dabei nicht von allen ande­ren Ministranten.

Ich bin unglaub­lich stolz, dass damals dann die gro­ßen Minis gemeint haben, dass das schon gehen wür­de. Ich hab mich rie­sig gefreut als der Maxi mit in der Minis­tran­ten­grup­pe war. Ich hal­te es für wich­tig – auch ohne das gro­ße Wort Inklu­si­on‘ – für die Minis­tran­ten und auch für die Pfar­rei. Es ist viel wich­ti­ger im all­täg­li­chen Mit­ein­an­der zu spü­ren, dass bei uns jeder Mensch Platz haben soll, der in Got­tes Namen‘ mit uns leben will“, so Pfar­rer Micha­el Witti.

PXL 20240922 091018562

Zum The­ma Gott und Glau­ben meint der 13jährige, dass er oft­mals an Gott gezwei­felt hat. Oft hab ich mir schon gedacht, wenn Gott alles schön haben möch­te, war­um hat er mir die Behin­de­rung gege­ben.“ Für ihn sind gro­ße Tei­le der Bibel glaub­haft. Aber die Ent­ste­hung der Welt hat anders funk­tio­niert. Das ist wis­sen­schaft­lich erwie­sen“, ist er sich sicher. Maxi Schau­ner ist mit einer infan­ti­len Cere­bral­pa­re­se (ICP) zur Welt gekom­men – das heißt, dass er vor oder nach der Geburt einen Hirn­in­farkt erlit­ten hat. Genau weiß man das nicht“, so Papa Tom. Das hat zur Fol­ge, dass es Pro­ble­me mit der Moto­rik gibt. Bei Maxi sind es Spas­ti­ken, die ihn ein­schrän­ken. Vor allem in der Wachs­tums­pha­se sind die Mus­keln nicht mit dem Kno­chen­wachs­tum mit­ge­kom­men und die Fol­ge sind Gelenk­fehl­stel­lun­gen und Schä­di­gun­gen wie Kon­trak­tu­ren, Fehl­hal­tun­gen und Gelenk­ver­schleiß, erklärt Mama Mar­ti­na. Bis heu­te muss Maxi Orthe­sen tra­gen und viel mit sei­nen Mus­keln üben. Die­se sind nach einer gro­ßen Ope­ra­ti­on, bei der im Rücken Ner­ven­strän­ge auf­ge­drö­selt wur­den und man­che durch­schnit­ten wur­den, ein­fa­cher. Wir müs­sen in der Nacht nicht mehr die gro­ßen Orthe­sen anle­gen, die ver­strebt sind. So hat sich Maxi nicht selbst dre­hen kön­nen und wir muss­ten in der Nacht mehr­mals auf­ste­hen, um ihn in eine beque­me Lage zu bringen.“

Seit dem ers­ten Tag beglei­ten ihn Phy­sio­the­ra­pie, Ergo­the­ra­pie, Ope­ra­tio­nen, vie­le Reha’s, Arzt­be­su­che und Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te. Doch auch außer­halb der The­ra­pien muss Maxi flei­ßig sein und sei­nen Kör­per trai­nie­ren. Oft gibt es Schmer­zen und die Trä­nen, die wir zusam­men ver­gos­sen haben, wür­den unser Schwimm­be­cken fül­len“, geben die Eltern Mar­ti­na und Tom zu. Doch war es den bei­den immer wich­tig, ihrem Jun­gen ein weit­ge­hend nor­ma­les Leben zu ermög­li­chen. Es war oft ein Kampf. Doch er hat sich ren­tiert.“ Maxi geht in die sieb­te Klas­se der Hein­rich-Braun-Schu­le und hat sei­ne Schul­be­glei­tung immer an sei­ner Sei­te. In den Pro­ben darf sie nur das auf­schrei­ben, was ich ihr dik­tie­re“, erzählt Maxi. Doch alles nimmt ihm die Schul­be­glei­tung nicht ab. Vie­les muss Maxi auch selbst in sei­ne Hef­te schrei­ben. Wenn es zu viel ist und die Hand zusam­men­krampft und dadurch ich den Stift nicht mehr hal­ten kann, muss mei­ne Beglei­tung über­neh­men. Aber auf­pas­sen muss ich trotz­dem, ler­nen auch.“ Fragt man Maxi nach sei­nem Berufs­wunsch, dann möch­te er am liebs­ten Auto­ver­käu­fer werden.

PXL 20240925 165537505 Foto: Tine Limmer
Durch Zufall ist Maxi auf die Roll­stuhl­bas­ket­ball­mann­schaft in Burg­hau­sen auf­merk­sam gewor­den. Dort durf­te er ein Schnup­per­trai­ning absol­vie­ren und es hat ihm rich­tig gut gefal­len. Ich bin schon ganz gut dar­in den Korb zu tref­fen“, sagt Maxi und führt es vor der Haus­tür vor. Von mei­nem Taschen­geld hab‘ ich mir den Bas­ket­ball­korb gekauft. Der ist 3.05 Meter hoch, wie bei den Fuß­gän­gern auch.“ In Burg­hau­sen leiht er sich für den Sport einen Sport­roll­stuhl. So einen hab‘ ich nicht. Der ist teu­er“, hat er sich erkun­digt. Doch sein Ehr­geiz ist groß und er möch­te hoch hin­aus. Ich träu­me von einer Teil­nah­me bei den para­lym­pi­schen Spie­len und einer Medail­le“, sagt er.

Auch wei­te­re Sport­ar­ten möch­te er aus­pro­bie­ren. Tisch­ten­nis oder Vol­ley­ball. Das ist auch mit Rol­li mög­lich.“ Beim TSV Hei­lig­kreuz durf­te er auch beim Fuß­ball mit dabei sein. Mit dem Fuß schie­ßen, das geht natür­lich nicht. Aber im Tor ste­hen, das hat ganz gut funk­tio­niert. Aber das mach ich nun nicht mehr.“ 

Jetzt freut sich Maxi wie­der auf die begin­nen­de Eis­ho­ckey­sai­son. Vor zwei Jah­ren haben die Red Bulls Ober­feld­kir­chen eine klei­ne Holz­tri­bü­ne mit Metall­ram­pe im Trost­ber­ger Eis­sta­di­on gebaut, so dass er als glü­hen­der Fan der Eis­ho­ckey­spie­ler gut über die Ban­de schau­en kann und das Spiel gut ver­fol­gen. Ger­ne wür­de er aber wie­der nach Rosen­heim fah­ren, um die Star­bulls live anzu­feu­ern. Die Roll­stuhl­plät­ze sind aber schon weg“, bedau­ert er.

Text und Bil­der: Tine Limmer

Weitere Nachrichten

Adveniat Mentorat 5
Weltkirche
13.12.2024

Geht raus und verändert die Welt

Die Adveniat-Weihnachtsaktion „Glaubt an uns – bis wir es tun“ steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der…

IMG 20240624 WA0010
Bistum
13.12.2024

"Fürchte dich nicht. Sei guter Hoffnung!"

"Fürchte dich nicht. Sei guter Hoffnung!" - mit dieser Zusage dürfen sich seit diesem Jahr schwangere Frauen…

Mittel Helene Uhrmann Pauli Simona Kehl
Bistum
13.12.2024

Impuls zum Lobpreisabend am 07. Dezember

Als die spanische Krimi Autorin Carmen Mola bei der Preisverleihung auf die Bühne gerufen wurde, staunten…

Wegkreuz Monika Zieringer
Bistum
13.12.2024

Trauer um Marlies Eigenschenk-Krenn

Das Bistum Passau trauert um die langjährige Mitarbeiterin Frau Marlies Eigenschenk-Krenn, die am 6. Dezember…