Bistum

Nicht die Asche hüten, sondern das Feuer weitertragen

Redaktion am 19.10.2022

S9 Pastoraltagung PB Fotos: Susanne Schmidt / pbb
Bischof Dr. Stefan Oster SDB auf der Pastoraltagung während eines Gottesdienstes.

Nicht die Asche hüten, sondern das Feuer weitertragen“ – unter diesem Thema stand die erste Pastoraltagung im Oktober des Jahres 2022. Hauptreferent war der Universitätsprofessor Andreas Wollbold aus München. Der Pastoraltheologe stellte vor allem die Arbeit mit den Menschen in den Mittelpunkt sowie die Frage, wie pastorale Arbeit in Zukunft gestaltet werden kann.

Jähr­lich fin­den im Bis­tum Pas­sau Pas­to­ral­ta­gun­gen statt. Hier­zu sind alle Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des Bis­tums ein­ge­la­den, um sich gemein­sam über die für die Pas­to­ral rele­van­ten The­men aus­zu­tau­schen. So auch heu­er: An drei Tagen kamen rund 250 pas­to­ra­le Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter zusam­men, um sich mit unter­schied­li­chen Refe­ren­ten über die aktu­el­le Lage der Kir­che aus­ein­an­der zu set­zen und Wege zu suchen, wie der Glau­be an die nächs­te Gene­ra­ti­on wei­ter­ge­ge­ben wer­den kann.

Wäh­rend an der zwei­ten Tagung Dom­ka­pi­tu­lar Dr. Anton Spreit­zer das The­ma Spe­ku­la­ti­ves zur Gabe der Ver­kün­di­gung“ auf­griff und an der drit­ten Otto Neu­bau­er über Gelin­gen & Schei­tern, Neu­an­fän­ge, Lern­pro­zes­se der Glau­bens­wei­ter­ga­be vor Ort“ sprach, mach­te Prof. Dr. Andre­as Woll­bold im Haus der Begeg­nung in Burg­hau­sen den Auf­takt. Der Pro­fes­sor für Pas­to­ral­theo­lo­gie und Homi­le­tik der Lud­wig- Maxi­mi­li­an-Uni­ver­si­tät Mün­chen stell­te sei­nen Vor­trag unter das Mot­to: Schrit­te gehen statt Däum­chen dre­hen.“ So rich­te­te er sei­nen Blick auf die Lage des Glau­bens und sei­ne Ver­mitt­lung, ihre Her­aus­for­de­run­gen und Pro­ble­me und zeig­te auf, dass die Bewe­gung der Säku­la­ri­sie­rung vor­an­schrei­te – zumin­dest als Los­lö­sung vom christ­li­chen Cre­do und christ­li­cher Lebens­pra­xis“, wie Prof. Woll­bold beton­te. Deut­lich zei­ge das die Sozio­lo­gie auf: Die Bewe­gung gehe in Rich­tung Trans­for­ma­ti­on, Plu­ra­li­sie­rung, Ent­in­sti­tu­tio­na­li­sie­rung, Tra­di­ti­ons­ab­bruch und Privatisierung.

Dar­aus erge­ben sich jedoch zwei gro­ße Chan­cen. Einer­seits wer­de Reli­gi­on nun von der Last befreit, Grund­la­ge und Kitt der Gesell­schaft zu sein. Dies füh­re dazu, dass sie Raum für ihre urei­ge­ne Bot­schaft gewin­ne, sie neu ent­de­cken und bezeu­gen kön­ne. Ande­rer­seits kön­ne die Kir­che ent­schie­de­ner christ­lich wer­den. Das ermög­licht eine pro­phe­ti­sche Rol­le der Reli­gi­on, sodass sie das neue, ande­re Got­tes­bild und sei­ne Wege bezeu­gen und so eine alter­na­ti­ve Lebens­füh­rung for­mu­lie­ren kann – gera­de im Bereich Sexua­li­tät und als Lösung der Pro­ble­me der heu­ti­gen Zeit“, so Wollbold.

Durch ein 10-Stu­fen-Modell gab der Pro­fes­sor einen Ein­blick in den Reli­gio­si­täts­in­dex christ­lich-kirch­li­cher Über­zeu­gung und deren Pra­xis bezo­gen auf die Gemein­de bzw. Kir­che. Deut­lich zeig­te er auf, dass die gemein­de­be­zo­ge­ne Reli­gio­si­tät abge­nom­men hat. Wäh­rend in den 60er/​70er Jah­ren die über­wie­gen­de Zahl der Pfar­rei­be­su­cher noch ein volks­kirch­li­cher Durch­schnitt mit halb­di­stan­tem Got­tes­dienst- und Gemein­de­be­zug war, hat man heu­te über­wie­gend Per­so­nen mit christ­li­cher Grund­fär­bung und punk­tu­el­le Berüh­run­gen, zum Bei­spiel bei Kasua­li­en. Die­ser vor­herr­schen­de Grad an Reli­gio­si­tät hän­ge mit den gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen zusammen.

Zwar lie­ßen sich die­se gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Trends durch viel­fa­che Ver­stär­kun­gen kaum mehr beein­flus­sen, doch könn­ten aus dem Ist-Zustand Hin­wei­se auf mög­li­che pas­to­ra­le Wege als Gegen­kräf­te zum gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Trend ersicht­lich wer­den. Hier­zu sei es wich­tig, Trends, Wer­te und Ver­hal­tens­wei­sen kri­tisch auf ihre Anlie­gen und Defi­zi­te ver­ste­hen zu ler­nen“, so Prof. Woll­bold. Als nächs­ter Schritt müs­se die christ­li­che Alter­na­ti­ve ver­stan­den und auf ihre All­tags­re­le­vanz und Umsetz­bar­keit hin ein­ge­übt und ein Selbst­be­wusst­sein des bes­se­ren Weges ent­wi­ckelt wer­den. Im letz­ten Schritt bedür­fe es der sta­bi­len Ver­stär­kung in ver­bind­li­chen Gemein­schaf­ten. So kön­ne die Kri­se zur Chan­ce werden.

Text: Susan­ne Schmidt / pbb

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