
Im Rahmen eines feierlichen Requiems haben Bistum, Verwandte, Freunde und Weggefährten am Samstag, 15. Januar 2022 Abschied von Dompropst i.R. Prälat Hermann Herzig genommen. Bereits zuvor fand die Bestattung im Domherrengrab im St. Severins-Friedhof in Passau Innstadt statt. Hermann Herzig war am 10. Januar 2022 im Alter von 95 Jahren verstorben.
In Erinnerung bleibt Hermann Herzig als „Geistlicher, der auch im hohen Alter herzliche Güte ausstrahlte und einen geerdeten Glauben vorlebte“, wie Dompropst Michael Bär in der Beerdigungsansprache betonte. Mit Herzig starb auch der letzte noch lebende Kriegsteilnehmer aus den Reihen des Klerus im Bistum Passau.
Hermann Herzig wurde am 15. Dezember 1926 in der Nähe von Thurmannsbang im Bayerischen Wald in eine Bauersfamilie hineingeboren. Er wuchs dort mit fünf Geschwistern auf. „Einfach, ja arm ging es zu im kleinen Sacherl in Euzersdorf“, brachte es Dr. Bär in seiner Ansprache auf den Punkt. „Für die Eltern war es nicht leicht, die sechs Kinder zu versorgen.“ Der Ortspfarrer ermunterte den jungen Hermann, als Seminarist nach Passau zu gehen, um den Berufungsweg zum Geistlichen einzuschlagen. Dann kam der Krieg: Mit 17 Jahren – noch vor dem Abitur – wurde er 1944 zum Kriegsdienst eingezogen und kam erst 1948 aus russischer Gefangenschaft wieder nach Hause. Mit dieser Erfahrung trug er — wie viele dieser Generation — eine tiefe Friedenssehnsucht im Herzen, was auch seine Verkündigung prägte. Hermann Herzigs Primizspruch aus dem Johannesevangelium lautete folgerichtig: „Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“ Bischof Simon Konrad Landersdorfer weihte ihn nach der Ausbildung am 29. Juni 1954 zum Priester.
„Dies trage ich euch auf: Liebt einander!”
Stationen als Kooperator waren Reischach und Neuötting. Als Pfarrer blieb Herzig schließlich im Oberland und übernahm 1965 die Pfarrei Burgkirchen an der Alz, eine aufstrebende Gemeinde mit chemischer Industrie. Bischof Dr. Antonius Hofmann berief ihn zum 1. Mai 1982 in das Domkapitel zum Heiligen Stephanus. 1988 wurde er zum Domdekan gewählt und 1990 von seinem Weihekurskollegen Bischof Dr. Franz Xaver Eder zum Dompropst ernannt. Von 1983 bis 1996 leitete Herzig die Bischöfliche Finanzkammer. Die Pfarreien erlebten ihn in dieser Position als freundlich, korrekt und sparsam. „Wie hätte es anders sein können mit seinen Erfahrungen aus einfachen Verhältnissen: Das Verzichten hatte er gelernt“, so Michael Bär. Herzigs solides Wirtschaften habe für ein nachhaltig gesundes Kirchenvermögen beigetragen.
Für seine Verdienste wurde Hermann Herzig der Ehrentitel Päpstlicher Hausprälat verliehen. „Aber wen wundert es, bei all diesen Titeln begegnete er einem trotz seiner respekteinflössenden, großgewachsenen Gestalt als demütiger Priester“, machte Bär deutlich.
Am 1. Juli 1997 trat Hermann Herzig in den wohlverdienten Ruhestand und blieb weiterhin ein beliebter Zelebrant und Prediger; auch als Firmspender war er hochangesehen. Viele Jahre diente er als Geistlicher Beirat dem KKV Passau, dem Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung.
Seine eiserne Disziplin verließ ihn auch im Ruhestand nicht. Das konnte man an seinem sportlichen Programm beobachten als Wanderer oder Radfahrer. Doch im zurückliegenden halben Jahr verließen ihn nach und nach seine Kräfte und schließlich starb er im Beisein seiner langjährigen Hausfrau Monika Josef, die ihm in all den Jahren eine große Stütze war, am Montagabend, den 10. Januar 2022, versehen mit den Heiligen Sterbesakramenten.
Nach der Kapitelmesse am Dienstagmorgen versammelten sich die Domkapitulare zusammen mit Bischof Stefan Oster am Sterbebett von Prälat Herzig, um sich von ihm, dem Senior des Klerus im Bistum Passau zu verabschieden.
Text: Wolfgang Krinninger