Reinlichkeit kommt gleich nach Gottseligkeit, so heißt ein englisches Sprichwort, welches auf die Wichtigkeit von Ordnung und Sauberkeit im Leben verweist. Allerdings sollte dieser sinnvolle Fingerzeig nie zu einem Selbstzweck werden und in eine zwanghafte Befolgung von Reinlichkeitsritualen ausarten. Mehr dazu von Domdekan Dr. Hans Bauernfeind in seiner Predigt zum 22. Sonntag im Jahreskreis.
„Hast du dir auch die Hände gewaschen?“ – Kennen sie diese Frage auch aus ihrer Kindheit, die die Eltern vor dem Essen gestellt haben? – Es gab sie schon zur Zeit Jesu – auch für Erwachsene. Sie war hygienisch wichtig, um Krankheiten zu vermeiden. – Nun fragen Schriftgelehrte und Pharisäer Jesus, warum seine Jünger mit ungewaschenen Händen essen. Das sei doch skandalös. Jesus durchschaut die Frage. Sie möchten ihn kompromittieren und seine Rede von Gott als unglaubwürdig hinstellen.
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Jesus rechtfertigt nicht das Tun der Jünger. Aber er überführt die Kritiker ihrer Unlauterkeit. Er antwortet: Mit den Lippen ehrt ihr Gott, aber nicht mit dem Herzen. Ihr versucht meiner Rede von Gott zu schaden. Euer Sprechen selbst ist schon unrein. Wer von Gott spricht und sich nach ihm ausrichtet, versucht Mund und Herz in Übereinstimmung zu bringen. Das Herz muss rein sein. Denn aus dem Inneren kommen die bösen Gedanken wie „Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft“ – so Jesus. Darum sei es neben der Reinigung der Hände genauso notwendig, das eigene Herz, das Innere zu reinigen.
Für Jesus kommt alles Böse von innen und das macht den Menschen unrein. Ein reines Herz überwindet das Böse. Gottes Geist wird dort Wohnung nehmen.
Was heißt das für mich heute: Dann wirken in meinem Inneren die Gedanken Gottes auf mich. Ich kann mit Gott sprechen, mir Wege aufzeigen lassen, wie ich respektvoll mit Menschen umgehe, wie ich böse Gedanken überwinde und dem Frieden und einem gerechten Miteinander diene. Dann wird es gelingen, dass mein Herz und meine Lippen übereinstimmen – so zusammenpassen, wie es dem Heiligen Geist Gottes entspricht.
Jesus ruft mich also zu einer Herztherapie auf. Er meint nicht das biologisch-schlagende Herz, sondern meine innere Lebenswelt, das, was mich im Innersten antreibt und bewegt. Jesus heilt das Herz. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten kann von da an wieder das Leben erfüllen.
Domdekan Hans Bauernfeind