
Theater, Museen, Opern sind allesamt geschlossen. Vielen Kulturbegeisterten wie Dr. Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, fehlt diese Nahrung für die Seele in Coronazeiten. Präsenzgottesdienste dürften glücklicherweise aktuell gefeiert werden. Wahrer Balsam für die Seele, betont er. Mehr dazu in seiner Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit am 18. April 2021.
Wer mich näher kennt, weiß, dass ich gerne ins Theater gehe und ein Faible für Oper und Konzert habe. Das sind für mich stets Abende voller Entspannung, aber auch voller Anspannung. Ich kann dann in Melodien schwelgen und mit den dargestellten Charakteren und ihren Schicksalen leben und leiden.
Genau das vermisse ich seit einem Jahr. Die Theater wie die Museen und Galerien sind geschlossen, ja, das ist leider kein Witz, die Politik hat Theater und Museen zwischen B wie Bordell und Z wie Zoo eingereiht. Nicht systemrelevant, kann zugesperrt werden, braucht jetzt niemand. Und das ist einem Land, das sich in seiner Verfassung „Kulturstaat“ nennt. Papier ist geduldig. Dabei sind Oper, Konzert, Malerei, Bildhauerei, Tanz und alle anderen Ausdrucksformen von Kunst Nahrungs-mittel für die Seele. Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Grundrechte eingeschränkt sind und die Menschen, wo die Menschen Zuwendung brauchen und Nahrung für ihre Seele fehlt uns dieses Lebensmittel. In Abwandlung eines biblischen Wortes sage ich: Der Mensch lebt nicht nur von Arbeit und Leistung, Technik und Fortschritt allein, sondern von der Seelennahrung Kunst.
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Das gilt auch für den Glauben; genau deshalb war Ostern 2020 für viele ein seelisches Desaster. Die Kirchen geschlossen, die Gottesdienste online. Ich habe in diesem zurückliegenden Jahr vielfach erlebt, wie dankbar die Menschen für die Kraft und den Trost des Glaubens sind, wie dankbar, wieder Gottesdienste live mitfeiern zu können. Das gab und gibt Halt und Orientierung, das war und ist Balsam für die Seele. Mögen Kunst und Glauben in den Augen der Politiker nicht systemrelevant sein, so sind sie doch seelenrelevant.
„Kunst ist seelenrelevant“ — das hat der Intendant des Salzburger Landes-theaters auf Fahnen drucken und diese in der Stadt aufhängen lassen: „Kunst ist seelenrelevant“. Glaube ebenso. Das zeigt uns auch das heutige Evangelium.
Der vermeintlich tote Christus zeigt sich den Jüngern als der Auferstandene, ja als der leibhaft Auferstandene, denn die Jünger sehen seinen Leib, dürfen ihn anfassen und zum Erweis, dass ER es wirklich ist und kein Phantasma, isst er mit ihnen Fisch. Kein Geist hat Fleisch und Knochen, kein Geist kann essen.
Für uns heißt das: Auch wir werden auferstehen, leibhaft auferstehen. Werden nicht als Geist durch den luftleeren Raum schweben, sondern im Leben der Aufer-stehung konkret erkennbar sein. Freilich wird unser Leib verwandelt sein, sich anders präsentieren als eben jetzt*. Paulus spricht von einem „Auferstehungsleib“, der frei ist von Krankheiten und Beschwerden, von Einschränkungen, von Raum und Zeit.
Das heißt uns hoffen: Gott liebt den Menschen, den er nach seinem Bild geschaffen hat, so sehr, dass dieser für immer und ewig bei ihm sein darf – und zwar in einer ungeahnten Qualität von Leben. Der Glaube ist quasi die Durchgangstüre in dieses Leben. Jetzt wird klarer, was ich zuvor gesagt habe: Glaube ist seelenrelevant.
Bernhard Kirchgessner
Leiter Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche Passau