
Wer kennt es nicht, dieses beliebte Kinderspiel "Ich sehe was, was du nicht siehst". Und wie Kinder faszinieren auch uns Erwachsene immer wieder Dinge, die wir nicht sehen. So wie Jesus: Er hat viel gesehen, was für andere nicht sichtbar war. Der Blick zwischen ihm und seinem Vater war einzigartig. Mehr dazu von Franz Haringer, Leiter des Papsthauses Marktl, in seiner Predigt zum 19. Sonntag im Jahreskreis am 8. August 2021.
„Ich sehe was, was du nicht siehst.“ Dieses Kinderspiel haben wir schon gerne gespielt und es ist auch heute noch beliebt. Ein Kind sucht sich einen Gegenstand im Raum und die anderen Mitspieler versuchen, die Sache immer weiter einzukreisen und schließlich dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Und wer es erraten hat, darf als nächster sagen: „Ich sehe was, was du nicht siehst.“
Es klingt vielleicht etwas gewagt: Aber beim Glauben der Christen geht es eigentlich um dasselbe. In unseren Kirchen wird heute dieser Satz von Jesus verkündet: „Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen.“ (Joh 6,46) Das ist der Anspruch Jesu: Ich habe etwas gesehen, was ihr von euch aus nicht sehen könnt. Meine Wurzeln reichen bis in die Höhe Gottes hinauf, so dass ich wirklich sagen kann: Ich habe den Vater gesehen.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Und wie im Spiel der Kinder geht es nun darum, den Mit-Spielenden langsam die Augen zu öffnen. Weil Jesus etwas gesehen hat, kann er reden wie kein zweiter. Und er will uns allen das rechte Sehen lehren, damit wir so wie er auf Gott schauen und auch auf die Welt.
In dieser Welt werden wir nie vollständig das sehen, was Jesus sieht. Da bleibt er immer der Spielleiter und wir die Mitspieler. Aber wir können uns etwas abschauen bei ihm: Wer ihm ins Gesicht schaut, begegnet demselben Vater, von dem Jesus spricht. Wer sich von Gott anschauen lässt, in dem gerät etwas in Bewegung, was er nicht für sich behalten kann.
„Ich sehe was, was du nicht siehst.“ Ja, der Blick zwischen Jesus und seinem göttlichen Vater ist einzigartig. Doch er will uns zu Mitsehenden machen, zu Mitschauenden, zu Mitstrahlenden.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Franz Haringer
Leiter Papst-Geburtshaus Marktl a.I.