Wir sind getauft, gefirmt, gesendet. Als Christen haben wir eine Mission und sind eine Mission. Nur, wenn wir diese Mission leben, kann es am großen Leuchter Kirche wieder heller werden. Mehr dazu von Domvikar Dr. Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, in seiner Predigt zum 2. Sonntag um kirchlichen Jahreskreis am 19. Januar 2020.
Wo einst die Deutschen Kaiser gekrönt wurden, in St. Bartholomäus in Frankfurt am Main, tagt demnächst die sog. Synodalversammlung, die sich aus jenen Bischöfen, Priestern, Frauen und Männern zusammensetzt, die offiziell am synodalen Weg beteiligt sind. Dieser Weg war nach Veröffentlichung der Missbrauchs-studie von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralrat der Deutschen Katholiken eingeschlagen und am 1. Dezember offiziell begonnen wurden. Diverse Stellungnahmen und Veröffentlichungen von Bischöfen wie kirchlichen Gremien erwecken derzeit den Eindruck, dass nicht wenige im synodalen Weg die Stunde gekommen sehen, um ihre Eigeninteressen durchzusetzen. Doch genau darum sollte es beim synodalen Weg nicht gehen. Worum geht es dann? Es geht in dieser Krisen-stunde der Kirche, in der die einen am liebsten alle Traditionen über Bord werfen und die anderen die Zügel gerne fester anziehen würden, um ein gemeinsames Ringen und Beten um die Erkenntnis des Willens Gottes, um die Frage, wie wir als Christen leben sollten, damit Gottes Liebe durch uns in die Welt scheinen kann.
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Aus diesem Grunde hat Papst Franziskus in einem einzigartigen Schritt der Kirche in Deutschland einen Brief geschrieben und darin das Leitkriterium für den synodalen Weg benannt, es lautet Evangelisierung. Das, so zitiert er einen seiner Vorgänger, Papst Paul VI., sei die eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche. Der Vorrang der Evangelisierung sei vor allen anderen Fragen zurückzugewinnen, „um die Zukunft mit Vertrauen und Hoffnung“ in den Blick nehmen zu können.
Was heißt das im Klartext? Es bedeutet, dass wir alle den Schalter umlegen müssen. Wir vom Wohlstand und vom Geld verwöhnten Deutschen, schieben gerne vieles an andere ab: Für die Erziehung der Kinder sind Kindergarten und Schule zuständig, für die religiöse Unterweisung der Religionsunterricht, für alle sozialen Fragen der Staat, für die Beerdigung der Pfarrer — und wir sehen zusehends deutlicher, dass das heute nicht mehr funktioniert. Wir können nicht einfach unsere Eigenverantwortung an andere mit dem Hinweis delegieren, man zahle ja auch dafür. Wir sind selbst verantwortlich und wir haben einen Auftrag, religiös formuliert: wir haben eine Mission. Ja, wir sind eine Mission. Sie und ich sind eine lebendige Mission.
Wie ist das zu verstehen? Stellen Sie sich einen großen Leuchter mit vielen Kerzen in einem dunklen Raum vor. Wenn alle Kerzen brennen, erstrahlt der Raum in hellem Lichterkranz. Wenn aber immer mehr Kerzen erlöschen, wird es zusehends dunkler, bis es schlussendlich zappenduster wird. Da hilft auch kein Verweis auf die Kerzen neben mir, mit der Ausrede: Die sind ja auch schon erloschen. Nein, wenn ich meine Mission nicht erfülle, wenn ich selbst keine Mission mehr bin – wobei es nicht um Perfektion, sondern um unser ehrliches Bemühen geht– dann fällt am großen Lichterkranz der Kirche ein wichtiges Licht aus, dann kann Gottes Botschaft nicht mehr durch mich ausstrahlen und anderen den Weg weisen.
Mal ganz ehrlich: Wie gerne glänzen wir in der Öffentlichkeit und halten uns zuweilen für ein großes Licht. Nur in puncto Glaube meinen viele, dunklen Tunnel spielen zu müssen. Daher nochmals: Legen wir den Schalter um. Wir sind getauft, gefirmt, gesendet; wir haben eine Mission, wir sind eine Mission. Leben wir diese Mission, geben wir Zeugnis davon, wie sehr Gott den Menschen liebt, dann kann es am großen Leuchter Kirche wieder heller und in unserer Gesellschaft auch wieder wärmer werden.
Domvikar Dr. Bernhard Kirchgessner
Leiter Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche Passau