Gratulation zu Professjubiläen durch Deutschordenshochmeister Generalabt Pater Franz Bayard bei Festgottesdienst in St. Nikola – 75-jähriges Gelübde von Schwester Klementine (98) im Mittelpunkt.
Was hätte Schwester Klementine, die vor 75 Jahren ihr ewiges Gelübde zum Eintritt in den Deutschorden ablegte, bei der Profess-Jubiläumsfeier in St. Nikola alles erzählen können? Doch leider ist die geistig hellwache 98-Jährige wegen körperlicher Gebrechen auf Pflege angewiesen, was ihr eine Teilnahme an dem Fest verwehrte. „Das macht 947 Jahre gelebte Christus-Nachfolge“, hob der aus Wien angereiste Hochmeister Generalabt Pater Frank Bayard in seiner Predigt vor. „Wir alle sind berufen“, formulierte er als Botschaft an die Gläubigen in der Universitätskirche.
Der Generalabt rief dazu auf, den Blick darauf zu lenken, was das Zentrum des Lebens eines jeden Christen ist, und den gemeinsamen Weg dorthin zu gehen. Er brachte den Dank für die Berufungen dieser, wie er sagte, großartigen Frauen zum Ausdruck, die auch im teils hohen Alter einen wertvollen Beitrag leisteten. „Das Beten ist einer der Eckpfeiler unserer Ordensgemeinschaft“, unterstrich Pater Frank Bayard und sprach von einem ganz wichtigen Dienst – basierend auf der Kraft des Glaubens auf dem Weg der Nachfolge Jesu, auf dem Triumph der Liebe über die Gewalt. „Gott ruft uns ganzheitlich als Menschen in seine Nachfolge“, fügte der Festprediger hinzu.
Der Generalabt nutzte die Gelegenheit der Professjubiläen, um Dank zu sagen für den Glauben, der erfahrbar und erlebbar sei, der ein Fundament für das Leben bilde. Grundlage dafür sei kein Märchen, das seit 2000 Jahren erzählt werde, sondern die Realität der Menschwerdung und der Präsenz Gottes. „Wir sind dankbar für das Zeugnis dieses Glaubens“, bekundete Pater Frank Bayard mit Blick auf die fünf anwesenden Jubilarinnen, die Treue zu Gott und zum Orden bis ins hohe Alter hinein gemeinsam haben. Die Schwestern erzählten ihm bei Visitationen immer wieder von ihrer inneren Zufriedenheit dank des tiefen Glaubens, merkte der Hauptzelebrant der Feier an.
Am Fest der Verklärung des Herrn mit der entsprechenden Passage aus dem Lukas-Evangelium ermutigte der Prediger zum Versuch, wie einst Jesus mit einigen seiner Jünger auf einen Berg zu gehen und so aus dem Alltag herauszutreten, „weil dieser Weg fast immer zu einer Gottesbegegnung führt.“ Damit verbunden sei eine tiefere Sicht des Himmels, weil wir „alle geliebte Töchter und Söhne dieses Gottes“ seien dank des großen Vermächtnisses des Glaubens. Die Menschen dürften Gott alles hinlegen in dem Wissen, dass er es vollenden werde, stellte der Hochmeister fest, nach dessen Worten am Festtag ausnahmsweise die Schwestern, „diese wunderbaren Frauen“, im Mittelpunkt stünden.
Nach dem Aufruf und der Vorstellung der Jubilarinnen durch Provinzoberin Schwester Maria Franziska Meier erneuerten die Schwestern Eduarda Eder, Fridolina Hackenberg und Huberta Kolb (jeweils 65 Jahre), Engelberta Schalk und Siegfrieda Przybilla (beide je 60 Jahre) sowie in Abwesenheit Schwester Klementine Kretschmer (75 Jahre) ihre Gelübde vor dem Generalabt. „Ich danke dir, dass du mich berufen hast, den Weg der Nachfolge Christi zu gehen“, hieß es unter anderem in den Fürbitten der Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem, die darin mündeten, dass Gott sie in seiner Liebe und Treue erhalte. In Erinnerung rief die Festgemeinschaft auch die bereits verstorbenen Professjubilarinnen.
Zitiert wurde eine Veröffentlichung in der Passauer Neuen Presse vor wenigen Tagen unter der Rubrik „Damals“ als Hinweis auf die erste feierliche Profess von 14 Novizinnen am 2. August 1947 in St. Nikola, darunter auch die bereits erwähnte Schwester Klementine. „Damit war der Fortbestand des 1945 unter größten Schwierigkeiten eingerichteten Klosters personell gesichert“, lautete das Fazit des kurzen Zeitungsartikels.
„Welch ein wunderbarer Tag“, schwärmte der neue Balleimeister der Ballei Deutschland, Komtur Thomas Jünger vom Jubiläumsfest. „Das Zentrum des Deutschordens sei zwar in Wien, doch das Herz sind die Schwestern“, gab er in seinem Grußwort zu bedenken. „Sie sind für uns ein großes Vorbild“, ließ Komtur Hans Pschorn von der Komturei „An der Donau“ die Gottesdienstteilnehmer wissen. Die Schwestern verkörpern seiner Aussage nach den Wahlspruch des Ordens: „Helfen, heilen und wehren.“ Eingangs hatte Kirchenrektor Andreas Erndl die Professjubilarinnen als „ein ganz großes Geschenk“ für den Ort, die Universität und das Kloster St. Nikola bezeichnet.
Den vom Generalabt sowie den Konzelebranten Andreas Erndl, Monsignore Helmut Reiner, Domvikar Christian Fröschl und Pater Jörg Weinbach gehaltenen Gottesdienst umrahmte der Kirchenchor St. Nikola und St. Paul unter Leitung von Maximilian Jäger. Nach dem Pontifikalsegen, gespendet durch den Deutschordenshochmeister, stimmten alle – darunter auch Angehörige der Ordensschwestern –voller Dankbarkeit lautstark das gemeinsame „Te Deum“ an. BERNHARD BRUNNER
DIE JUBILARINNEN
60-jährige Profess: Schwester Engelberta Schalk, geb. 1943 in Gallenbach (Oberbayern), Ausbildung zur Krankenpflegerin in Bad Mergentheim, von 1965 bis 1969 Praktikantin im Labor und in der Röntgenabteilung, bis 1971 MTA-Ausbildung in Köln-Hohenlind, danach bis 1992 Laborarbeit und Leitung der nuklearmedizinischen Abteilung in Bad Mergentheim, zugleich bis 1998 nach pastoraler Fortbildung Mithilfe in der Seelsorge in Wetter, verschiedene theologische Weiterqualifikationen in Fernkursen, seit 1999 bis heute Mitwirkung in der ursprünglichen Deutschordenspfarrei Sondernohe bei Ansbach. – Schwester Siegfrieda Przybilla, geboren 1936 in Schönwald/Gleiwitz (Oberschlesien), aus der Heimat vertrieben, Aufnahme und Schulbesuch in Passau-Freudenhain, Haushaltungskurs im Pius-Heim München und entsprechende Tätigkeit im Pax-Heim von Bad Mergentheim, ab 1963 Ausbildung zur Krankenschwester, ab 1967 zur Betreuung kranker Kinder nach Windischeschenbach gerufen, Qualifizierung durch Zusatzausbildung in München zur Heimerzieherin, nach weiterer Fortbildung in Regensburg Übernahme der Stationsleitung im Alten- und Pflegeheim in Bad Alexandersbad ab 1986, ab 1994 Stationsleitung im Alten- und Pflegeheim Tittling.
65-jährige Profess: Schwester Eduarda Eder, 1938 geboren in Riegslberg/Amsham (Pfarrei Egglham), Besuch der hauswirtschaftlichen Berufsschule Egglham von 1952 bis 1953, Ordensausbildung in Passau-St. Nikola von 1954 bis 1957, danach Tätigkeit als Alten- und Krankenpflegerin, von 1964 bis 2004 Heimleiterin des Fuggerschen Altenheimes in Blumenthal/Aichach, ab 2005 Mesnerin und 14. Nothelfer im Altenheim St. Michael von Bad Alexandersbad, Trägerin unter anderem des Bundesverdienstkreuzes und der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste. – Schwester Fridolina Hackenberg, 1931 geboren in Niederlindenwiese, Kreis Freiwaldau (Sudetenland), 1946 Vertreibung aus der Heimat, zunächst Verkaufslehre, nach entsprechender Ausbildung als Krankenpflegerin mit Weiterbildung in Gerontopsychiatrie 1968 bis 2008 Leiterin des Alten- und Pflegeheimes Tittling, ab 2008 gerontopsychiatrische Hilfen für die Pflegebedürftigen im Mutterhaus in Passau. – Schwester Huberta Kolb, 1933 geboren in Neudorf, Kreis Bärn (Sudetenland), 1946 Vertreibung, zunächst einige Jahre als Haushaltshilfe tätig, danach Krankenpflegeausbildung im Klinikum von Bad Mergentheim, Tätigkeit als Krankenschwester (Abteilung Innere Medizin), dann in Burghausen, Köln-Brück sowie von 1992 bis 2002 im Alten- und Pflegeheim Tittling.
75-jährige Profess: Schwester Klementine Kretschmer, geb. 1924 in Maiwald (Sudetenland), Absolventin der Lehrerbildungsanstalt in Troppau (1939 bis 1943), danach bis 1945 Lehrerin in Groß-Waltersdorf (Kreis Bärn), 1945 Eintritt in den Deutschen Orden und Vertreibung nach Passau (Somme-Kaserne), 1947 bis 1948 Lehrerin in Simbach bei Landau, bis 1958 in Rinchnach (Landkreis Regen), bis 1972 in Ruhstorf (Landkreis Eggenfelden), danach bis 1999 Lehrerin und Gemeindereferentin in Sondernohe (Landkreis Ansbach), seit 1999 bis heute Gärtnerin und Feierabendschwester in Bad Alexandersbad.
Fotos und Text: Bernhard Brunner