Die Idee hatten Stephanie und Michael Breinbauer, beide aus Raßreuth und beide im Rettungsdienst der Malteser beschäftigt. Sie waren auch für die Planung und Organisation der Veranstaltung verantwortlich, die ein voller Erfolg wurde.
Werner Kloiber, stellvertretender Diözesangeschäftsführer und Rettungsdienst-Leiter der Malteser, erklärt, was es mit einem Traumatag auf sich hat: „Die Verletzten, die dabei versorgt werden, sind keine mit internistischen Erkrankungen, sondern haben ein traumatisches Ereignis hinter sich. Wir trainieren die Zusammenarbeit immer wieder mit dem Hintergrund, wo wir uns verbessern können. Vor allem geht es hier um Schnittstellen, d. h. um die Kommunikation und Zusammenarbeit der einzelnen Hilfsorganisationen. Ziel ist eine optimale Patientenversorgung vom Alarm bis zum Transport in die Klinik.“
Beim Traumatag in Raßreuth haben die Auszubildenden zu Notfallsanitätern die Verantwortung auf den Rettungswägen übernommen: „Das ist eine wunderbare Möglichkeit, unsere Schüler ranzulassen“, so Werner Kloiber weiter. Dies betonte auch Michael Breinbauer: „Das ist heute eine Übungs- und Lehrveranstaltung, die in erster Linie auch für unsere Notfallsani-Auszubildenden gedacht ist.“
Er begrüßte die rund einhundert Einsatzkräfte der Feuerwehren Raßreuth und Hauzenberg sowie der Bergwacht Hauzenberg-Waldkirchen und der Wasserwacht Hauzenberg und natürlich auch der Malteser frühmorgens am Feuerwehrhaus Raßreuth.
Vier Fallbeispiele hatten Michael und Stephanie Breinbauer mit ihrem Team für die vier Rettungswagen-Besatzungen vorbereitet. Und die hatten es in sich, forderten die Auszubildenden, aber auch ihre erfahrenen Kolleginnen und Kollegen ein ums andere Mal. Auch vier Notärzte und ‑ärztinnen stellten sich den Herausforderungen des Tages.
Auf dem Wanderweg zwischen Raßreuth und dem Geiersberg war eine Wanderin gestürzt. Das Gelände war sehr steil und rutschig. Da war die Hilfe der Bergwacht gefragt, die die Rettungswagen-Besatzung und das Notazt-Team mit Know How und technischem Gerät unterstützte. Die Diagnosen hier lauteten: offene Sprunggelenksfraktur, Beckenverletzung und Herzinfarkt mit kardiogenem Schock.
Mindestens ebenso gefordert waren die Rettungskräfte, diesmal in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Hauzenberg, bei einem Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Frau auf dem Parkplatz des Trachtensaales. Die Verletzte war Silvia Möbius, die Leiterin der Realistischen Unfalldarstellung (RUD), die die Verletzten schminkten und auch darstellten. Wie es der Name der Gruppe schon sagt, äußerst realistisch. Silvia Möbius war im Fahrzeug eingeklemmt und ein Arm war abgerissen. Sie wurde von der Feuerwehr mit dem Rettungsspreizer befreit, während Notarzt und Rettungsdienst-Mitarbeiter sie versorgten.
Nicht viel besser stellte sich die Situation an der dritten Station dar, die sich am Freudensee befand. Hier war ein junger Mann beim Wassersalto mit dem Kopf aufgeschlagen. Und er hatte auch noch Alkohol getrunken. Die Wasserwacht rettete ihn mit ihrem Boot und brachte ihn an Land, wo schon der Rettungsdienst samt Notarzt warteten. Nachdem der Patient bewusstlos wurde, war eine Reanimation erforderlich, die natürlich an einer Puppe durchgeführt wurde.
Schließlich galt es, einen gestürzten Radfahrer in einem schwer zugänglichen Waldstück zu retten. Die Feuerwehr Raßreuth traf als erste am Unfallort ein und kümmerte sich bis zum Eintreffen von Notarzt und Rettungsdienst um den Verunglückten. Zusammen versorgten und bargen die Einsatzkräfte den Verletzten, der unter anderem eine offene Brustwunde und einen Oberschenkelbruch hatte, in dem unwegsamen Gelände.
Nach der Versorgung der Patienten gab es vor Ort gemeinsam mit den Fachkräften, die die notwendigen Informationen zum Patienten gaben und die Hilfsmaßnahmen beurteilten, an allen Stationen und mit allen Teams eine Nachbesprechung. Und dann ging es wieder zurück zum Feuerwehrhaus, um die Fahrzeuge aufzurüsten, verbrauchtes Material aufzufüllen und so die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen bis zur nächsten Alarmierung. Denn jedes Team war natürlich auf jeder Station im Einsatz. Für die Rettungsdienste gab es auch eine Leitstelle, über die per Funk die notwendigen Informationen ausgetauscht wurden. Diese Aufgabe hatte die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung (UGSanEL) der Malteser übernommen. Notfallsanitäterin Regina Scherz, Praxisanleiterin für Notfallsanitäter, und Notfallsanitäter Dominik Mischko haben die Fallbeispiele ausgearbeitet, die Notärztin Dr. Andrea Penz zeichnete für den ärztlichen Teil verantwortlich.
Den Tag so perfekt zu organisieren, war eine logistische Meisterleistung von Stephanie und Michael Breinbauer. Das zeigte allein schon der tosende Applaus bei den Worten von Michael Breinbauer zum Abschluss der Übung: „Mich freut es, dass der Tag heute so gut gelaufen ist.“ Er bedankte sich ganz herzlich bei allen Beteiligten, sein besonderer Dank galt seiner Frau Stephanie und der Schirmherrin Gudrun Donaubauer, der er einen Blumenstrauß überreichte.
Die Bürgermeisterin betonte: „Ich danke euch, dass wir so tolle Leute haben, die sich immer wieder dafür einsetzen, dass man in der Not nicht allein ist. Man hat heute gesehen: eine Organisation kann nicht so gut helfen, als, wie wenn man zusammen hilft. Mein voller Respekt für euch alle. Ich bin dankbar, dass es euch gibt und überreiche eine kleine Dankbarkeit an Michael Breinbauer.“
An die beiden Organisatoren übergab Regina Scherz im Namen der Rettungsdienst-Mitarbeiter unter dem lauten Beifall der Anwesenden ebenfalls Geschenke. Im Namen der Auszubildenden dankte ihnen David Sovilj: „Danke für den Super-Azubi-Tag. Wir haben heute unheimlich viel mitgenommen.“
Anschließend ließen die Rettungskräfte den genauso lehrreichen wie erfolgreichen Tag bei einem Grillfest ausklingen. Für die Verpflegung während des Tages sorgte die Jugendfeuerwehr Raßreuth, der der Erlös aus dem Kuchenverkauf und des Grillfestes zugutekommt.
Text: Malteser Hilfsdienst e. V.