Bischof

Trotz Mühsal voll Freude - mit dem Bischof durch die Nacht

BAY am 13.08.2019

Sammarei_Bischof_22 Foto: Anna Hofmeister

34 Kilometer, rund 45.000 Schritte und 8 Stunden Fußweg: Als Bischof Stefan Oster am Montag um elf Uhr mit einer Gruppe junger Menschen bei der Wallfahrtskirche Sammarei eintraf, ließ der Mesner die Kirchenglocken läuten – klatschte in die Hände und rief: „Willkommen! Ihr habt es geschafft!“

Um drei Uhr mor­gens waren die Pil­ger, die sich aus der stu­den­ti­schen Jugend­in­itia­ti­ve des Bischofs Belie­ve and Pray“ zusam­men­ge­fun­den hat­ten, vom Pas­sau­er Dom­platz aus gestar­tet. Die Fra­ge war, was machen wir in der Som­mer­pau­se?“, erklärt der 22-jäh­ri­ge Átti­la, Schnell kam die Idee: eine Wall­fahrt! Ort und Uhr­zeit waren dann auch bald fest­ge­legt. Auch wenn uns eini­ge, als wir für den Ter­min war­ben, für ver­rückt erklär­ten und ungläu­big den Kopf schüt­tel­ten: Wir waren sehr zuver­sicht­lich, auf Goog­le-Maps war der Fuß­weg mit etwa 5,5 Stun­den veranschlagt.“

Los ging es unter kla­rem Him­mel, vor den Toren der Kir­che in Pas­sau-Neu­stift setz­te dann der ers­te Regen ein. Átti­la hat­te nach­denk­li­che Impul­se geschrie­ben, die er an drei Sta­tio­nen vor­trug und denen dann jeweils ein gemein­sam gebe­te­ter Rosen­kranz folg­te. Neben einem Schwei­ge­ab­schnitt gab es auch viel Zeit für locke­res Ken­nen­ler­nen, tief­sin­ni­ge Gesprä­che und sogar das ein oder ande­re Lied.

Die Gemein­schaft sei so schön, sagt Ngan, 36: Das macht die nas­sen Füße und schmer­zen­den Waden wie­der wett.“ Aus 5 Stun­den wur­den jeden­falls mehr, ins­ge­samt gut acht Stun­den wan­der­te die Grup­pe auf Feld­we­gen, durch den Wald und ent­lang der Land­stra­ße, wo ihnen berufs­tä­ti­ge Früh­auf­ste­her ent­ge­gen­fuh­ren und erstaunt guck­ten. Mit zuneh­men­der Hel­lig­keit genos­sen die Wall­fah­rer die Natur, spra­chen über das fri­sche Grün zwi­schen den Bäu­men, atme­ten den Duft von geschnit­te­nem Holz ein, sahen einem flüch­ten­den Reh hin­ter­her oder bemerk­ten auch das trop­fen­be­han­ge­ne Spin­nen­netz am Wegrand.

Ab Orten­burg wur­den die ers­ten Teil­neh­mer müde, aber klei­ne Pau­sen, Scher­ze und Süßig­kei­ten beleb­ten wie­der die Geis­ter und lie­ßen regen­nas­se Socken ver­ges­sen. Und als dann von Fer­ne end­lich der Kirch­turm von Samma­rei aus den Fel­dern stach, bete­ten sie beschwingt den drit­ten Rosen­kranz. Wenn man zusam­men wäh­rend dem Gehen betet, ver­geht die Zeit viel schnel­ler“, sag­te Ste­fan, 29, erstaunt nach dem letz­ten Amen. Er sei wegen der Gemein­schaft und wegen des Gebets mit auf die Wall­fahrt gekom­men. Bei­des ist für mich Aus­druck mei­ner Freund­schaft zu den Men­schen hier und zu Jesus“, sagt er und lacht.

Auch Anni­ka, 28, lächelt. Ich woll­te schon lan­ge ein­mal nach Sant­ia­go oder Alt­öt­ting pil­gern“, sagt sie. Bei­des hat nicht geklappt.“ Der Weg nach Samma­rei sei ihre ers­te rich­ti­ge Fuß­wall­fahrt.

Wall­fahrt: War­um tun wir uns das an? Wir sind früh auf­ge­stan­den und durch den Regen gelau­fen, haben schmer­zen­de Füße und sind – am Ende unse­rer Kräf­te – trotz­dem erfüllt von Freu­de. Sin­gend und dank­bar sind wir in die Wall­fahrts­kir­che ein­ge­zo­gen“, sag­te Bischof Oster in einer kur­zen Pre­digt, als die Grup­pe umge­ben von vie­len Votiv­ta­feln in der Holz­ka­pel­le inner­halb der Wall­fahrts­kir­che unter dem Gna­den­bild die Hei­li­ge Mes­se fei­er­te. Wir ver­trau­en, dass wir am Ziel ankom­men – auch wenn es schwie­rig ist. Wir haben eine Rich­tung und ein Ziel, das im Gehen schon dabei ist und uns zieht“, fuhr er fort. Heut­zu­ta­ge sei­en nicht weni­ge der Mei­nung, dass sie erst nach der Leis­tung eine Beloh­nung, oder erst nach dem Schmerz Trost erhal­ten. Als Chris­ten dür­fen wir aber die Erfah­rung machen, dass sich schon mit­ten auf dem Weg, auch mit­ten in Müh­sal, Leid und Pla­cke­rei, die Freu­de und der Trost ein­stel­len kön­nen.“ Mit der Wall­fahrt sei es dem­nach wie mit dem Leben: Wir wis­sen uns unter­wegs schon geheim­nis­voll zuhau­se. Das heißt, unser Ziel ist schon Teil des Weges, den wir gehen – und zwar dadurch, dass wir Jesus Chris­tus mit uns und in uns glau­ben kön­nen – und zugleich auf Ihn als unse­rem Ziel zugehen.“

Bil­der und Text: Anna Hofmeister

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