Geschichte der Orgeln im Dom St. Stephan in Passau
Seit frühchristlicher Zeit ist der heutige Passauer Dom bzw. seine Vorgängerkirchen Ort des Glaubens und der Verkündigung der christlichen Frohbotschaft. Die Liturgien wurden in einer reichen Tradition der Vokal- und später der Orgelmusik ausgestaltet – diese Kirchenmusiktradition reicht belegt zurück bis ins Mittelalter.
Die Geschichte der Domorgeln
Im gotischen Dom, der durch eine mächtige Vierungskuppel und ein hoch aufragendes Langhaus – in gleicher Höhe im Chor fortgesetzt – geprägt war, wurde die erste Domorgel erbaut.
1467 oder 1471 erfolgte ein Orgelneubau (vermutlich gab es im gotischen Dom sogar mehrere Orgeln):
Ihr Standpunkt wird im Vierungs‑, Querhaus oder Chorbereich angenommen.
Orgelbauer war vermutlich der in Passau tätige Wolfgang Ruerdorff
Übrigens sind in Passau seit Jahrhunderten Orgelbauer tätig, bis heute (Fa. Eisenbarth).
An der spätgotischen Orgel wirkten u.a. die Organisten Paul Hofhaimer
(zwischen 1502 – 1506 und 1521 – 1525), dessen Schüler Hans Sechinger (* 1485), Ludwig Senfl (zwischen 1519 – 1523) sowie Urban Loth.
Stadtbrand 1662 richtet großen Schaden an
Ein schreckliches und einschneidendes Ereignis war der verheerende Stadtbrand von 1662, der den Dom und seine Ausstattung fast vollständig zerstörte.
Dieser Brand war noch wesentlich schlimmer als der Brand der Kathedrale Notre Dame, Paris (2019). In Folge dieses Brandes von 1662 stürzte sogar das Gewölbe des Hauptschiffes ein. Quellen über den Stadtbrand 1662 berichten, dass zwei oder vier Orgeln dabei zerstört worden seien:
„[…] bin ich in den Thum hineingegangen und ist das Zinn von den zwei großen Orgelwerken heiffig auf dem Pflaster rumgelegen.”
1680: Wiederaufbau
Bis ca. 1680 erfolgte der Wiederaufbau des Doms auf den Grundmauern des gotischen Domes im Stil des Barock. Zahlreiche gotische Bauelemente an Kuppel und Vierung blieben erhalten.
Als Abschluß der Innenausstattung wurde 1685 – 1688 eine neue Orgel durch den Passauer Orgelbauer Leopold Freundt gebaut.
(2 Manuale und Pedal, 23 Register, erweitert auf 28 Register)
Laut Vertrag war für das Gehäuse eine braune Fassung mit vergoldeten Zierraten und drei plastisch auszuführenden Holzfiguren (St. Stephan, St. Maximilian, St. Valentin) vorgesehen. Die Fassarbeiten am Prospekt führte 1690 Jakob Simon Lamberti aus. Das Gehäuse ist nicht erhalten.
Bis 1704 war der bedeutende Komponist Georg Muffat als Hofkapellmeister an dieser Orgel tätig. 1704 verstarb er in Passau.
1715: Einbau weiterer Orgeln
1715 wurden im Dom zwei weitere Orgeln eingebaut, und zwar vom Salzburger Orgelbauer Johann Ignaz Egedacher.
Sie wurden als “Schwalbennest-Orgeln” auf den Musikantenemporen der westlichen Vierungspfeiler unter der Kuppel eingebaut. Wie das in etwa aussah, können wir heute noch im Salzburger Dom sehen, wo vier solcher Vierungsorgeln rekonstruiert wurden. Egedacher brachte die Idee eventuell von Salzburg mit nach Passau, da sein Vater als Orgelbauer in Salzburg seßhaft war und im Dom u.a. die barocke Hauptorgel erbaute.
Die Orgeln waren klein, hatten 6 Manual- und 4 Pedalregister mit frei stehenden Spieltischen und waren für das Zusammenspiel mit Sängern (Vokalchor auf der südlichen Pfeilerempore) und Trompetern (Trompetenchor auf der nördlichen Pfeilerempore) konzipiert. Die Orgelkästen fertigten Schreiner Paul Lederer und Bildhauer Joseph Hartmann.
Diese Schwalbennest-Orgeln wurden bei der Domrenovierung unter Bischof Heinrich von Hofstätter 1858 auf die westlichen Seitenemporen versetzt. Mehrere Angebote Martin Hechenbergers zum Neubau der Orgeln auf den Seitenemporen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts abgelehnt. Während des Ersten Weltkrieges mussten die Metallpfeifen der mittlerweile stillgelegten Orgeln abgeliefert werden. Seit 1924 beherbergen die Gehäuse die Epistel- und Evangelienorgel der Steinmeyer-Orgel. In den äußeren Mauern eingelassene Wendeltreppen und die Aussparungen im Balkeneinsatz für den Gang über die beiden Seitenschiffe sind heute die einzig verbliebenen Zeugen ihres ehemaligen Standortes.
1731: Neubau der Hauptorgel
Ein weiteres wichtiges Kapitel ist der Neubau der Hauptorgel durch Johann Ignaz Egedacher 1731
Nach etwa 40 Jahren erschien die Hauptorgel Leopold Freundts mangelhaft. Zunächst wurde ein Um- bzw. Ausbau der Orgel durch Johann Ignaz Egedacher erwogen. Schließlich entschied man sich 1731 für einen kompletten Neubau mit zunächst 3 Manualen (darunter ein Rückpositiv), und Pedal mit 40 Registern. Vom Bau des Rückpositivs nahm man später Abstand; stattdessen wurde die Orgel jedoch auf 45 Register erweitert. Heute vermutet man, daß hier – wie auch in Vornbach/Inn – die Vorgängerorgel von Leopold Freundt weitgehend im Innern der neuen Orgel Verwendung fand.
„Ab jeder Seite des Chors in dieser Kirche findet man gleichfalls eine kleine Orgel, woran die Pfeifen so hell poliert sind, daß ich solche für silberne halten muß.”
Ein Engländer berichtet von einem Besuch in Passau über die Orgel 1772: „In der Hauptkirche […] ist eine sehr prächtige Orgel zum Bestehen. Ihre Einfassung ist von Bildhauerarbeit schön vergüldet, sie ist geteilt in zwei Kolumnen von großen Pfeilern, an jeder Seite eine und in der Mitte steht eine völlig kleine, welche sie miteinander verbindet und das Fenster freiläßt. Das Werk ist nach der Kunstsprache ein zweiunddreißigfüßiges. (…) Ab jeder Seite des Chors in dieser Kirche findet man gleichfalls eine kleine Orgel, woran die Pfeifen so hell poliert sind, daß ich solche für silberne halten muß.”
Das Orgelwerk war für barocke Verhältnisse sehr groß, mit offenem 32´-Prinzipal im Pedal und es gab zu dieser Zeit in Süddeutschland nur wenige vergleichbare Instrumente.
Ab 1862 wurden mehrere Reparaturen der barocken Domorgel notwendig. Der Orgelbauer Martin Hechenberger, Geschäftsführer bei Georg Adam Ehrlich in Landshut, führte diese aus und erstellte ein Gutachten über die Domorgel sowie zwei Vorschläge für einen grundlegenden Umbau, die nicht zur Ausführung kamen.
1886: Neubau der Domorgel
Nachdem 1885 Domchorregent Franz Miloche vor zunehmenden Schäden der alten Orgel gewarnt hatte, wurde erneut ein Kostenangebot für einen Neubau auf mechanischen Kegelladen von Martin Hechenberger eingeholt. 1886 wurde der Neubau der Domorgel auf dieser Grundlage in Auftrag gegeben, die Disposition stammte vom Linzer Orgelrevisor (heute würde man sagen Orgelsachverständiger) Reiter.
Nach einigen Verzögerungen und finanziellen Schwierigkeiten wurde die Orgel am 1. Oktober 1890 mit zweijähriger Verspätung in einer Orgelprüfung abgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war sie die größte Orgel im Königreich Bayern.
Die Orgel befand sich im Gehäuse der barocken Hauptorgel, das große Fenster auf der Westseite über dem Hauptportal aus der Barockzeit war schon verschlossen, hier hing ein großes Kreuz.
Die Orgel hatte 73 Register mit 5 237 Pfeifen, der Klang wurde im Abnahmegutachten als glanzvoll und kräftig beschrieben. Eine Besonderheit waren die Retourkoppeln, Koppeln in umgekehrter Richtung, die heute nicht mehr gebräuchlich sind (I‑II).
1892 besuchte Anton Bruckner Passau und spielte diese Orgel. Der schön gearbeitete Spieltisch, der in der Mitte der Empore mit Blick zum Hochaltar stand, ist noch erhalten.
1924: Neubau von Steinmeyer
Das entscheidende Kapitel der Domorgelgeschichte war der Neubau von Steinmeyer 1924 – 1928
Der Zustand der Hechenberger-Orgel verschlechterte sich durch technischen Verschleiß zunehmend. 1919 nahm der damalige Domorganist Kühberger erstmals mit Fa. Steinmeyer, Oettingen in Sachen Passauer Domorgel Kontakt auf. Nach dem teilweisen oder ganzen Ausfall mehrerer Register wurde eine Renovierung oder ein Neubau der Domorgel unausweichlich. Hinzu kam starker Holzwurmbefall sowie eine sehr schwergängige mechanische Traktur durch das System der mechanischen Kegellade.
1928 machte Kühberger eine schriftliche Eingabe an Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf. Darin schlug er die vollständige Pneumatisierung der Hechenberger-Orgel vor, einen Jalousieschweller, zwei bis drei freie Kombinationen, eine Pedalerweiterung um zwei Töne sowie weitere Spielhilfen. Arthur Piechler schlug in einem weiteren Gutachten den Umbau der Traktur auf Elektro-Pneumatik vor.
In einer ersten Reaktion entschied das Domkapitel am 17. Januar 1924 zugunsten einer Orgelsanierung. In der Ausgabe der Donauzeitung vom 26. Januar 1924 wurde der schwache Besuch der Christmette 1924 mit dem Versagen der Orgel erklärt: „‚Ich mag mir meine Andacht durch den Streik der Orgel nicht verderben lassen‘, war in sehr vielen Fällen der Entschuldigungsgrund für das Fernbleiben.“ Zur Ausführung der Reparatur kamen die Firmen Steinmeyer, Sauer und Walcker in Betracht. Am 21. März erging schließlich an Steinmeyer der Auftrag, die Hechenberger-Orgel zu begutachten, später ebenso an die Firmen Siemann und Weise. Die Firma Weise machte ein Angebot für den Ausbau auf 101 Register; Siemann bot an, in Zusammenarbeit mit Orgelmanufaktur Klais eine Orgel mit 114 Registern einschließlich Fernwerk zu erbauen. Steinmeyer reichte am 22. April einen Voranschlag für 165 Register ein, der später noch auf 170 Register erhöht wurde.
Werfen Sie einen Blick in den historischen Orgel-Bauvertrag von 1924:
Hier sehen sie Archivbilder aus dem Jahr 1927/1928 (Leihgeber: Förderverein Orgelbaumuseum Steinmeyer e.V.)
Der Auftrag zum Bau der Epistelorgel mit 26 Registern erging am 8. August an Steinmeyer. Bereits am 18. Dezember 1924 war der Bau abgeschlossen. Ab 12. Januar 1925 wurde die alte Hechenberger-Orgel abgebaut, alte Trennwände zwischen Haupt- und Seitenchören abgerissen und das Gehäuse der Hauptorgel um 75 cm nach hinten versetzt.
1925 wurde erstmals auch der Bau einer Chororgel in Erwägung gezogen und wenig später beschlossen. Die Evangelienorgel wurde am 18. Dezember 1926 geliefert, aber erst April 1927 intoniert. Am 24. Februar 1927 wurde die Hauptorgel erstmals anlässlich des 25-jährigen Bischofsjubiläums von Bischof Sigismund Felix gespielt. Am 31. August 1927 wurde die in einer Mauernische erbaute Chororgel fertiggestellt und durch ein provisorisches Holzgitter geschützt. Als letzte Teilorgel wurde die als Echowerk konzipierte Fernorgel im April 1928 eingebaut.
„5 Manuale, 206 Register in 5 Teilwerken und 16 105 Pfeifen”
Die Disposition der Hauptorgel war durch die Spätromantik, amerikanische Einflüsse und die aufkommende Orgelbewegung geprägt. 2 Register wurden aus den USA importiert. Das Haupt- und Schwellwerk der Hauptorgel integrierte man mit einem Freipfeifenprospekt in das barocke Gehäuse. Die Mahrenholzsche Disposition der Chororgel war nach neobarocken Grundsätzen gestaltet; sie kann als Pioniertat der frühen Orgelbewegung gelten. Das Fernwerk war als spätromantisches Echowerk mit Charakterstimmen und Glocken disponiert:
Insgesamt erhielt die Orgel 5 Manuale, 206 Register in 5 Teilwerken und 16 105 Pfeifen und war zu diesem Zeitpunkt die größte Orgel der Welt.
Die Orgelweihe fand an Pfingsten 1928 im Rahmen einer großen Konzert- und Gottesdienstreihe vom 26. bis zum 28. Mai statt.
„Die Orgel soll ein Monument nach jeder Richtung hin werden, das ihresgleichen nicht aufweisen dürfte.”
Schon bald nachdem der Auftrag an Steinmeyer vergeben war, war klar, dass die neue Orgel alle bis dahin gekannten Dimensionen des Orgelbaus sprengen würde. Steinmeyer schreibt 1924: „Die Orgel soll ein Monument nach jeder Richtung hin werden, das ihresgleichen nicht aufweisen dürfte.“ Piechler rechtfertigte die Größe der Orgel: „ [Es] ist beim Dom zu bedenken, daß der überaus reiche Stuck gewaltige Tonmassen aufsaugt, daß wohl auch die Kuppel viel verschlingt und die Nebenschiffe mit ihren Säulen der Akustik nicht vorteilhaft sind.“
Den Spieltisch und die Emporenbrüstung schnitzte Josef Linner (Passau). Weiter griff Steinmeyer auf einige Zulieferer zB. Giesecke (Göttingen, Zungenpfeifen), Aug. Laukhuff (Weikersheim, Metallpfeifen), u.a. zurück.
Zu den Beratern des Projekts gehörten, neben dem Dom-Organisten Kühberger Arthur Piechler, Christhard Mahrenholz sowie Thomaskantor Karl Straube. Mahrenholz und Straube gelten als Initiatoren der Orgelbewegung. Mahrenholz disponierte die Chororgel und bestimmte einige Mensuren. Straube entwarf den Hauptspieltisch, der heute noch erhalten ist.
Umbauten und Wiederherstellung 1928–1948 durch Steinmeyer
In den 1930er-Jahren wurden zunächst einige Details der elektrischen Anlage der Orgel durch Steinmeyer verändert. Während des Zweiten Weltkrieges blieb die Orgel von Ablieferungen von Orgelpfeifen zu Rüstungszwecken verschont. Kleinere Schäden entstanden durch Angriffe im April/Mai 1945. 1948 wurde die Orgel unter Domorganist Max Tremmel wiederhergestellt und mit einem Konzert des Münchener Domorganisten Heinrich Wismeyer eingeweiht.
Umbauten 1945–1971 durch Eisenbarth
Ab 1945 war die Pflege und Wartung der Orgel der Firma Eisenbarth aus Passau anvertraut. 1954 – 1965 wurde nach den Vorgaben des Domorganisten Walther R. Schuster die Disposition zunehmend neobarockisiert und aufgehellt.
1958 wurde die Chororgel etwas versetzt und erhielt einen Freipfeifenprospekt, gestaltet vom Münchener Architekten Michael Steinbrecher.
Ab 1966 wurden fast jährlich Zungenstimmen ausgetauscht.
Neubau von Eisenbarth 1978–1980, 229 Register plus 4 Glockenspiele
Mit Beginn der Planung der Innenrenovierung des Domes in den 70er Jahren für das Domfest 1980 wurde angesichts der zunehmenden Verschleißerscheinungen der Traktur und Windladen auch über eine Restaurierung der Orgel nachgedacht. Außerdem hatte das Gewicht der Hauptorgel zu Senkungen geführt, die 1979 durch Stahlbetonanker über dem Gewölbe der Empore aufgehalten werden sollten. Ein Gutachten von Walther R. Schuster, des Münchener Domorganisten Franz Lehrndorfer und des Bamberger Domorganisten Wolfgang Wünsch wandte sich gegen eine Restaurierung der bestehenden Steinmeyer-Orgel und empfahl die Umstellung der Orgel auf Schleifladen. Den Umbau, der letztlich einem Neubau entsprach, sollten Ludwig und Wolfgang Eisenbarth durchführen. 55 Register der Steinmeyer-Orgel – darunter das gesamte Fernwerk – wurden übernommen. Die räumliche Verteilung auf fünf Orgeln sollte erhalten bleiben. Die zunächst von Domorganist Walther R. Schuster gewünschte Rekonstruktion der Schwalbennestorgeln von Egedacher (1715) lehnte das Domkapitel aus Kostengründen ab.
1976 wurde die Chororgel abgebaut. Ihre von Mahrenholz 1925 entworfene Disposition sollte erhalten bleiben. Die bisherige klanglich ungünstige Aufstellung in einer Nische mit mehr als acht Metern Tiefe sollte jedoch verbessert und die gesamte Orgel sehr flach direkt in den Chorraum gebaut werden. Sie ist von einem Spielschrank (gebaut von der Firma Laukhuff, Weikersheim) mit drei Manualen und Pedal mit mechanischer Traktur aus spielbar. Ihren Prospekt gestaltete Franz und Leopold Hafner. Ihre Disposition orientiert sich an Vorbildern des norddeutschen Barock.
Die Hauptorgel erhielt vier Manuale und Pedal mit 126 Registern im alten Egedacherschen Gehäuse. Wolfgang Eisenbarth entwarf anstelle des Freipfeifenprospektes der Steinmeyer-Orgel vor Haupt- und Schwellwerk einen Prospekt im Stile des Egedacher-Prospektes; Hans Geiger übernahm die Schnitzarbeiten. Ein Teil der Orgel ist vom mechanischen Spielschrank im Unterbau der Orgel aus spielbar.
Die 126 Register der gesamten Hauptorgel, sowie die Register der vier anderen Teilorgeln können vom 5‑manualigen Hauptspieltisch auf der Westempore bedient werden; Der Hauptspieltisch, der Spielschrank der Hauptorgel, u.a. Teile wurden von der Firma Otto Heuss Lich, gefertigt. Die elektrische Anlage stammt von Siemens. Die Gesamtlänge der Kabel beträgt etwa 120.000 Meter.
Da die Schwalbennestorgeln Egedachers nicht rekonstruiert werden konnten, sollte die Epistelorgel auf dem südlichen Teil der Westempore (zur Linken der Hauptorgel vom Betrachter aus) im italienischen Stil des 16. und 17. Jahrhunderts erbaut werden. Als Vorbild dienten u.a. die Antegnati-Orgeln des alten Domes von Brescia. Die Epistelorgel hat 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal mit Schleifladen und Doppeltraktur. Diese Orgel ist von einem eigenen freistehenden vollmechanischen Spieltisch (gebaut von der Firma Laukhuff, Weikersheim) spielbar, bei dem die Windversorgung auch durch Bälgetreter (Calcanten) möglich ist.
An der Nordseite der Westempore steht korrespondierend hierzu die Evangelienorgel, diese hat 22 Manual- und 3 Pedalregister auf Schleifladen und bildet das Solowerk als V. Manual der Hauptorgel. Es lehnt sich an die Bombard- und Solowerke französischer Orgeln an, deren Klangcharakter von kräftigen französischen Zungenstimmen und tiefen Aliquotregistern geprägt wird. Die Steinmeyersche Fernorgel über dem dritten Gewölbejoch des Langhauses blieb vorerst erhalten. Die Schallöffnung wurde mit einem vergoldeten Gitter des Bildhauers Leopold Hafner verziert.
Die Orgel wurde am 14. Mai 1980 von Bischof Antonius Hofmann geweiht und von Domorganist Walther R. Schuster gespielt.
Hier finden Sie die Festschrift aus dem Jahr 1980 mit detailierten Infos zur Orgel:
1993 musste schließlich auch die Fernorgel im Dachstuhl des Domes technisch erneuert werden. Maßnahmen im Bereich Statik, Brandschutz und Gehäuse wurden neben Erneuerung der Windladen und Zubau des Registers Trompete 8´ ausgeführt. Weitere kleinere Änderungen der Orgelanlage erfolgten in den 90er Jahren in der Dienstzeit des Domorganisten Hans Leitner. (Zubau Oktavkoppeln, Zusammensetzung Mixturen, Register-Umstellungen)
Folgende kleinere Orgelbaumaßnahmen seit 1993 sind noch aktenkundig:
1994: Beseitigung der Wasserschäden in der Chororgel
1996: Bau und die Lieferung einer Truhenorgel
1997: neue Setzeranlage für eine neue Setzer-Kombination in Verbindung mit neuen digitalisierten Schaltungen für alle Register-Funktionen sowie Einbau von Oktavkoppeln
2000: Reinigung, Nachintonation der Evangelienorgel, Umstellen der Mixturen, Einbau zusätzl. Pfeifen, Reinigen Register Hauptwerk Hauptorgel
2001: Reinigung, Durchsicht und Nachintonation des Hauptwerks Hauptorgel
Zudem wurden die dünnwandigen und teils zusammengesunkenen Prospektpfeifen (Hechenberger) der Hauptorgel erneuert und durch Aufhängungen solide befestigt, zudem wurde eine Generalstimmung der Orgeln durchgeführt – dies dürfte um 1992 erfolgt sein.
Seit 2003 (Amtsübernahme durch Domorganist Ludwig Ruckdeschel) wurde die Domorgel nicht mehr verändert, jedoch durchgehend gut gewartet.
(Texte: Ludwig Ruckdeschel; Quellen: Wikipedia, Wikiwand, Diözese Passau/Alois Brunner, “Die Passauer Domorgeln” Hrsg. Hans Leitner und Wolfgang Eisenbarth)
Die Disposition der Orgel
Vorbereitung und Konzeptfindung: Domorgelkommission
2004: Der neue Domorganist Ludwig Ruckdeschel stellt fest, dass eine grundlegende Überarbeitung der Domorgeln erforderlich ist; erste Überlegungen, wie und wann eine Sanierung der Domorgel angegangen werden kann
2011: Eingehende Bestandsaufnahme durch eine einberufene Domorgelkommision
Mitglieder der ersten Stunde:
DP Hans Striedl
DD Prof. Dr. Otto Mochti
DK Dr. Michael Bär
Hans-Uwe Hielscher (Organist Marktkirche Wiesbaden),
DO Prof. Stefan Schmidt (Würzburg)
DO Prof. Klemens Schnorr (Freiburg)
Prof. Gerhard Weinberger (Detmold)
DO Prof. Franz-Josef Stoiber (Regensburg)
KMD Dr. Marius Schwemmer
DKM Gerhard Merkl
DK Brigitte Fruth
DO Ludwig Ruckdeschel
Februar 2012: Feststellung der Dringlichkeit für ein neues Klangliches Konzept
September 2015: Elektrik, Brandschutz im Visier, Einbezug externe Beratung;
Neu in der Domorgelkommission: DD Dr. Hans Bauernfeind;
OSV Christian Müller, Regionalkantor Landau/Isar
April 2016: Finale Bestandsaufnahme, Vorbereitung Angebotseinholung,
Auswahl Orgelbaufirmen
Neu in der Domorgelkommission: Alois Brunner, Kunstreferent; Jochen Jarzombeck, Leiter Bauamt; Ekkehard Fehl als projektbegleitender Berater
Januar 2018: Vorliegende Angebote der Orgelbaufirmen
Neu in der Domorgelkommission: DKM Andreas Unterguggenberger
November 2018: Abschluss der Gespräche mit den Orgelbaufirmen;
Bei der Domorgelsanierung beauftragte Firmen: Orgelbau Schuke, Berlin;
Orgelbau Klais, Bon; Orgelbau Eisenbarth, Passau; Orgelbau Casavant Frères, Kanada
September 2019: Pressegespräch zur Domorgelsanierung
Vorläufiger Zeitplan der Domorgelsanierung
2020
Chororgel: Ausbau Prospekt und Abdecken der Orgel (Eisenbarth)
2021
Chororgel: Reinigung, Überarbeitung Spieltisch und Disposition, Intonation (Schuke)
Fernorgel:
Reinigung, Überarbeitung Disposition, Intonation (Schuke/Casavant); damit verbunden Abklemmen dieser Teilorgeln am Generalspieltisch Empore
2022
Solowerk: Einbau Technik, Windladen und Pfeifenwerk und Vorintonation Soloteilwerke Vierung: (Schuke/Casavant)
- Chor Süd: freistehendes Soloteilwerk
- Chor Nord: schwellbares Soloteilwerk
Abbau Evangelienorgel und Epistelorgel, Abklemmen dieser Teilwerke am Generalspieltisch der Empore (Schuke). Ab 2022 wird vermutlich der je-weils spielbare Teilbereich der Orgelanlage von einem mobilen, mit Displays programmierbaren Spieltisch im Kirchenschiff aus anspielbar sein.
2023
Einbau Technik, Windladen und Pfeifenwerk Epistelorgel und Evangelienorgel sowie Intonation (Schuke) – anschließend:
Hauptorgel Abbau (Klais)
2024/2025
Hauptorgel Einbau Technik, Windladen und Pfeifenwerk und Intonation Hauptorgel (Klais) Nachintonation Solowerke Vierung (Schuke/Casavant). Überarbeitung Generalspieltisch Empore, Einbau neuer Generalspieltisch Presbyterium (Schuke/Klais)