Monika Schüllner

Gottgeweihtes Leben in einer Weltgemeinschaft

Mitglieder eines Säkularinstituts leben - wie andere gottgeweihte Männer und Frauen - die evangelischen Räte von Armut, Gehorsam, Keuschheit und versprechen dies in Form von Gelübden. Sie leben sie jedoch nicht abgeschieden in einem Kloster, sondern mitten in der Welt und im gewöhnlichen (Berufs-)Alltag.

Gott geweiht! - Was bedeutet das eigentlich?

Mit dem Emp­fang der Tau­fe wer­de ich zu einem Kind Got­tes, ich gehö­re ihm, mei­nem Schöp­fer und Vater im Him­mel. ER hat mich mit Sei­ner Gna­de beschenkt, mir Sei­nen Hei­li­gen Geist gege­ben, der mich zum über­na­tür­li­chen Leben befä­higt”. Das bedeu­tet, ich wer­de dazu befä­higt, eine tie­fe­re Ver­bun­den­heit und Bezie­hung zu Gott ein­zu­ge­hen, die mich immer mehr ver­wan­delt und mich IHM, mei­nem Ursprung und Ziel ähn­li­cher macht.

Die Ganz­hin­ga­be an Gott ist eine per­sön­li­che Ant­wort auf die zuvor­kom­men­de, selbst­lo­se Lie­be Got­tes, die mich ruft. Ich ver­spü­re die Sehn­sucht, IHM mein gan­zes Leben zu über­ge­ben, eine Sehn­sucht nach Radi­ka­li­tät und Ent­schie­den­heit in der Nach­fol­ge und Nähe zu Chris­tus. Der Wunsch erwächst, ver­füg­bar und ganz frei zu sein für das Wol­len und Wir­ken Got­tes. In der Geschich­te haben sich viel­fäl­ti­ge Aus­drucks­for­men eines Lebens in der abso­lu­ten Chris­tus­nach­fol­ge her­aus­kris­tal­li­siert, oft auch als Reak­ti­on auf die Bedürf­nis­se der Men­schen und gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen einer bestimm­ten Zeit. Die wohl bekann­tes­te und sicht­bars­te Aus­drucks­wei­se eines gott­ge­weih­ten Lebens ist das Ordensleben. 

Eine der neue­ren For­men des geweih­ten Lebens sind die soge­nann­ten Säku­lar­in­sti­tu­te oder Welt­ge­mein­schaf­ten. Hin­ter die­sem etwas selt­sam klin­gen­den Begriff ver­birgt sich das Beson­de­re die­ser Lebens­form, näm­lich die Dimen­si­on der Welt­haf­tig­keit”, wor­un­ter die Welt selbst als Ort der geleb­ten Hin­ga­be begrif­fen wird. Mit­glie­der eines Säku­lar­in­sti­tuts leben — wie ande­re gott­ge­weih­te Män­ner und Frau­en — die evan­ge­li­schen Räte von Armut, Gehor­sam, Keusch­heit und ver­spre­chen dies in Form von Gelüb­den. Sie leben sie jedoch nicht abge­schie­den in einem Klos­ter, son­dern mit­ten in der Welt und im gewöhn­li­chen (Berufs-)Alltag. Wie ein Sau­er­teig wol­len sie die Welt durch ihre Gegen­wart durch­drin­gen und der Welt Gott brin­gen, indem sie durch ihr schlich­tes Dasein, oft ver­bor­gen und uner­kannt, mit oder ohne Wor­te, Zeug­nis geben von der Lie­be Got­tes. So wird das gesam­te Leben zum Apos­to­lat: beruf­li­che Tätig­keit, Frei­zeit, Enga­ge­ment in Gesell­schaft und Kir­che, Leben in einer klei­nen oder grö­ße­ren Wohn­ge­mein­schaft oder auch allei­ne, die Lie­be und Treue zur Kir­che, das täg­li­ches Gebet und die Hei­li­ge Messe.

Mehr Infos zu Säku­lar­in­sti­tu­ten: http://​sae​ku​lar​in​sti​tu​te​.de/

Berufungszeugnis

Stefanie Hintermayr /pbp

Ich hei­ße Ale­xa Weber, kom­me ursprüng­lich aus der Nähe von Han­no­ver, woh­ne jetzt in Pas­sau mit einer Mit­schwes­ter und arbei­te als Pas­to­ral­re­fe­ren­tin in Waldkirchen.

Ich bin Mit­glied von Not­re Dame de Vie einem kar­me­li­ta­ni­schen Säku­lar­in­sti­tut. Das bedeu­tet, ich lebe als Gott­ge­weih­te mit den Gelüb­den von Armut, Ehe­lo­sig­keit und Gehor­sam, aber nicht in einem Klos­ter, son­dern in der Welt.

Wie mei­ne Mit­schwes­tern und Mit­brü­der habe ich zu Beginn mei­nes Beru­fungs­we­ges die Erfah­rung gemacht, von Gott ange­schaut und zutiefst geliebt zu sein. Das war so stark, dass ich gespürt habe: Du kannst dar­auf nicht anders ant­wor­ten als mit Gegen­lie­be, mit der Hin­ga­be dei­nes eige­nen Lebens. Gott hat mich eini­ge Jah­re wäh­rend des Theo­lo­gie­stu­di­ums sanft geru­fen und gelockt und irgend­wann konn­te ich ihm dann nicht mehr wider­ste­hen, was mein Glück war.

Es gibt nichts Schö­ne­res und Aben­teu­er­li­che­res als sich ganz und gar auf Gott ein­zu­las­sen. Ich habe es nicht bereut und sage Gott öfter in letz­ter Zeit: Wie froh bin ich, dich gefun­den zu haben.“
 Ich bin ein glück­li­ches Mit­glied von Not­re Dame de Vie. Nach jetzt 18 Jah­ren als Gott­ge­weih­te spü­re ich, dass das JA des Anfangs — ich war 25 beim Ein­tritt – mit der Zeit tie­fer, ehr­li­cher, demü­ti­ger wird. Es wächst das Bewusst­sein um die eige­ne Schwä­che, die Begren­zun­gen, die Unzu­läng­lich­kei­ten, viel­leicht aber dadurch auch ein grö­ße­res Ver­trau­en in Gott und ein tie­fe­res Sich-Los­las­sen in Gott hinein.

Not­re Dame de Vie ist vom seli­gen Kar­me­li­ten­pa­ter Maria Eugen vom Kin­de Jesu 1932 in Süd­frank­reich gegrün­det wor­den. Wir leben in der Spi­ri­tua­li­tät des Kar­mel, aus der Ein­heit mit Gott, die wir im täg­li­chen inne­ren Gebet suchen. Gleich­zei­tig üben wir einen Beruf in der Welt aus. Wir wol­len Akti­on und Kon­tem­pla­ti­on mit­ein­an­der ver­bin­den und Zeu­gen dafür sein, dass Gott lebt und die Lie­be ist. Wie alle ande­ren Lai­en­chris­ten sind wir durch unse­re Tau­fe zur Hei­lig­keit beru­fen. Wir ver­wirk­li­chen die­se Grund­be­ru­fung aller nur eben in der Radi­ka­li­tät einer gott­ge­weih­ten Exis­tenz mit den drei Gelübden.

In unse­rer Gemein­schaft gibt es drei Zwei­ge: Frau­en, Män­ner, die Lai­en sind und Män­ner, die Pries­ter sind. Die Lai­en üben alle mög­li­chen Beru­fe aus. Kran­ken­schwes­ter, Inge­nieur, Apo­the­ke­rin, Haus­meis­ter, Leh­re­rin, Bild­hau­er, in mei­nem Fall eben Pas­to­ral­re­fe­ren­tin. Als kar­me­li­ta­ni­sche Gemein­schaft lie­ben und brau­chen wir die Stil­le und die Ein­sam­keit, um dort Gott zu fin­den und sozu­sa­gen an der Quel­le zu trin­ken. Uns zieht es aber genau­so stark in die Welt zu den Men­schen, um ihnen zu die­nen, ihnen Got­tes Lie­be zu bezeu­gen und Got­tes Gegen­wart in ihnen zu entdecken.

Wir möch­ten den Men­schen Wege eröff­nen, in eine tie­fe per­sön­li­che Bezie­hung mit Gott zu kom­men, und die Fül­le zu erfah­ren, die dar­aus entspringt. 

Ihr gehört der Kir­che unter einem beson­de­ren Titel an, unter dem Titel Geweih­te in der Welt”, die in der Welt und nicht von der Welt, aber für die Welt”

Papst Paul VI

Institut Notre Dame de Vie

Das Insti­tut Not­re Dame de Vie (auf Deutsch: Unse­re Frau vom Leben) ist eines unter vie­len Säku­lar­in­sti­tu­ten. Jede Gemein­schaft hat ihre Eigen­art und ist von einer christ­li­chen Tra­di­ti­on geprägt. Das Insti­tut Not­re Dame de Vie ver­dankt sei­ne Spi­ri­tua­li­tät dem Kar­melor­den und gehört zur kar­me­li­ta­ni­schen Fami­lie. Sei­ne Mit­glie­der tra­gen die kar­me­li­ta­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät in die Welt. Die Kon­tem­pla­ti­on (per­sön­li­ches, stil­les Gebet, Ver­traut­heit mit Gott) soll über­all gelebt wer­den, um die tie­fe Gemein­schaft mit Gott in allen Milieus zu ver­ge­gen­wär­ti­gen und suchen­den Men­schen die Schön­heit der Freund­schaft mit Gott zu zei­gen. Kon­tem­pla­ti­on und akti­ves Leben stel­len kei­ne Gegen­sät­ze dar, son­dern bedin­gen und ergän­zen sich gegen­sei­tig. So wie Jesus sich immer wie­der in die Stil­le und Abge­schie­den­heit zurück­zog, um mit sei­nem Vater allei­ne zu sein, dann aber wie­der mit­ten unter die Men­schen ging, um das Reich Got­tes zu ver­kün­den, so wol­len die Mit­glie­der in ihrem All­tag die­se bei­den Pole leben und sie zu einer har­mo­ni­schen Ein­heit wer­den las­sen. Kon­tem­pla­tiv in der Akti­on meint eine Lebens­hal­tung der stän­di­gen Ver­bun­den­heit mit Gott. Hier­für bedarf es auch Zei­ten des Rück­zugs in die Ein­sam­keit, um mit IHM allei­ne zu sein. Dar­aus ent­springt dann aber auch wie­der die Bewe­gung nach drau­ßen”, um dort Zeug­nis zu geben, wo Gott einen hin­sen­det und wo er durch kon­kre­te Zeu­gen gegen­wär­tig sein möchte. 

Die Gemein­schaft Not­re Dame de Vie ist — getreu ihrem Namen Unse­re Frau vom Leben” maria­nisch aus­ge­rich­tet. Maria, die voll­kom­men mit Chris­tus ver­eint und vom Hei­li­gen Geist erfüllt ist, hat der Welt Jesus geschenkt und ist selbst Mut­ter aller Men­schen gewor­den. Sie ist Vor­bild in ihrer Ganz­hin­ga­be, ihrer völ­li­gen Ver­füg­bar­keit und Zustim­mung in das Wir­ken Got­tes, — mit ihr tra­gen die Mit­glie­der Gott in die Welt und neh­men an ihrer geist­li­chen Mut­ter­schaft teil. 

Mit­glie­der des Insti­tuts Not­re Dame de Vie sind äußer­lich nicht durch eine bestimm­te Klei­dung erkenn­bar. Sie sind in ver­schie­dens­ten Beru­fen tätig, leben allei­ne oder in Gemein­schaft. Das Insti­tut besteht aus drei Zwei­gen, d.h. gott­ge­weih­ten Frau­en, gott­ge­weih­ten Män­nern und Pries­tern. Welt­weit sind sie auf vier Kon­ti­nen­ten ver­tre­ten, wobei es eini­ge Zen­tren gibt, die jeweils ein Gemein­schafts­haus haben. Hier­hin zie­hen sich die Mit­glie­der regel­mä­ßig zurück und ver­brin­gen auch gemein­sa­me Zei­ten der Ein­kehr. Der Name Not­re Dame de Vie” geht auf den Ent­ste­hungs­ort zurück, ein sehr altes Mari­en­hei­lig­tum in Süd­frank­reich, in Ven­as­que, wo die Mut­ter­got­tes seit dem 6. Jh. ver­ehrt wird. Der Grün­der und Kar­me­lit Pater Marie Eugen vom Kin­de Jesus (Hen­ri Gri­a­lou 1894 – 1967) wur­de am 19.11.2016 in Avi­gnon selig­ge­spro­chen. Er war davon über­zeugt: Men­schen, die Gott suchen, gibt es über­all! Ach, könn­te ich sie doch alle erreichen!”

Mehr Hin­ter­grün­de zur Geschich­te, zur Spi­ri­tua­li­tät und zum Grün­der von Not­re Dame de Vie vgl.: https://​not​re​-dame​-de​-vie​.de/