Gottgeweihtes Leben in einer Weltgemeinschaft
Mitglieder eines Säkularinstituts leben - wie andere gottgeweihte Männer und Frauen - die evangelischen Räte von Armut, Gehorsam, Keuschheit und versprechen dies in Form von Gelübden. Sie leben sie jedoch nicht abgeschieden in einem Kloster, sondern mitten in der Welt und im gewöhnlichen (Berufs-)Alltag.
Gott geweiht! - Was bedeutet das eigentlich?
Mit dem Empfang der Taufe werde ich zu einem Kind Gottes, ich gehöre ihm, meinem Schöpfer und Vater im Himmel. ER hat mich mit Seiner Gnade beschenkt, mir Seinen Heiligen Geist gegeben, der mich zum übernatürlichen Leben “befähigt”. Das bedeutet, ich werde dazu befähigt, eine tiefere Verbundenheit und Beziehung zu Gott einzugehen, die mich immer mehr verwandelt und mich IHM, meinem Ursprung und Ziel ähnlicher macht.
Die Ganzhingabe an Gott ist eine persönliche Antwort auf die zuvorkommende, selbstlose Liebe Gottes, die mich ruft. Ich verspüre die Sehnsucht, IHM mein ganzes Leben zu übergeben, eine Sehnsucht nach Radikalität und Entschiedenheit in der Nachfolge und Nähe zu Christus. Der Wunsch erwächst, verfügbar und ganz frei zu sein für das Wollen und Wirken Gottes. In der Geschichte haben sich vielfältige Ausdrucksformen eines Lebens in der absoluten Christusnachfolge herauskristallisiert, oft auch als Reaktion auf die Bedürfnisse der Menschen und gesellschaftliche Herausforderungen einer bestimmten Zeit. Die wohl bekannteste und sichtbarste Ausdrucksweise eines gottgeweihten Lebens ist das Ordensleben.
Eine der neueren Formen des geweihten Lebens sind die sogenannten Säkularinstitute oder Weltgemeinschaften. Hinter diesem etwas seltsam klingenden Begriff verbirgt sich das Besondere dieser Lebensform, nämlich die Dimension der “Welthaftigkeit”, worunter die Welt selbst als Ort der gelebten Hingabe begriffen wird. Mitglieder eines Säkularinstituts leben — wie andere gottgeweihte Männer und Frauen — die evangelischen Räte von Armut, Gehorsam, Keuschheit und versprechen dies in Form von Gelübden. Sie leben sie jedoch nicht abgeschieden in einem Kloster, sondern mitten in der Welt und im gewöhnlichen (Berufs-)Alltag. Wie ein Sauerteig wollen sie die Welt durch ihre Gegenwart durchdringen und der Welt Gott bringen, indem sie durch ihr schlichtes Dasein, oft verborgen und unerkannt, mit oder ohne Worte, Zeugnis geben von der Liebe Gottes. So wird das gesamte Leben zum Apostolat: berufliche Tätigkeit, Freizeit, Engagement in Gesellschaft und Kirche, Leben in einer kleinen oder größeren Wohngemeinschaft oder auch alleine, die Liebe und Treue zur Kirche, das tägliches Gebet und die Heilige Messe.
Mehr Infos zu Säkularinstituten: http://saekularinstitute.de/
Berufungszeugnis

Ich heiße Alexa Weber, komme ursprünglich aus der Nähe von Hannover, wohne jetzt in Passau mit einer Mitschwester und arbeite als Pastoralreferentin in Waldkirchen.
Ich bin Mitglied von Notre Dame de Vie einem karmelitanischen Säkularinstitut. Das bedeutet, ich lebe als Gottgeweihte mit den Gelübden von Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, aber nicht in einem Kloster, sondern in der Welt.
Wie meine Mitschwestern und Mitbrüder habe ich zu Beginn meines Berufungsweges die Erfahrung gemacht, von Gott angeschaut und zutiefst geliebt zu sein. Das war so stark, dass ich gespürt habe: Du kannst darauf nicht anders antworten als mit Gegenliebe, mit der Hingabe deines eigenen Lebens. Gott hat mich einige Jahre während des Theologiestudiums sanft gerufen und gelockt und irgendwann konnte ich ihm dann nicht mehr widerstehen, was mein Glück war.
Es gibt nichts Schöneres und Abenteuerlicheres als sich ganz und gar auf Gott einzulassen. Ich habe es nicht bereut und sage Gott öfter in letzter Zeit: „Wie froh bin ich, dich gefunden zu haben.“
Ich bin ein glückliches Mitglied von Notre Dame de Vie. Nach jetzt 18 Jahren als Gottgeweihte spüre ich, dass das JA des Anfangs — ich war 25 beim Eintritt – mit der Zeit tiefer, ehrlicher, demütiger wird. Es wächst das Bewusstsein um die eigene Schwäche, die Begrenzungen, die Unzulänglichkeiten, vielleicht aber dadurch auch ein größeres Vertrauen in Gott und ein tieferes Sich-Loslassen in Gott hinein.
Notre Dame de Vie ist vom seligen Karmelitenpater Maria Eugen vom Kinde Jesu 1932 in Südfrankreich gegründet worden. Wir leben in der Spiritualität des Karmel, aus der Einheit mit Gott, die wir im täglichen inneren Gebet suchen. Gleichzeitig üben wir einen Beruf in der Welt aus. Wir wollen Aktion und Kontemplation miteinander verbinden und Zeugen dafür sein, dass Gott lebt und die Liebe ist. Wie alle anderen Laienchristen sind wir durch unsere Taufe zur Heiligkeit berufen. Wir verwirklichen diese Grundberufung aller nur eben in der Radikalität einer gottgeweihten Existenz mit den drei Gelübden.
In unserer Gemeinschaft gibt es drei Zweige: Frauen, Männer, die Laien sind und Männer, die Priester sind. Die Laien üben alle möglichen Berufe aus. Krankenschwester, Ingenieur, Apothekerin, Hausmeister, Lehrerin, Bildhauer, in meinem Fall eben Pastoralreferentin. Als karmelitanische Gemeinschaft lieben und brauchen wir die Stille und die Einsamkeit, um dort Gott zu finden und sozusagen an der Quelle zu trinken. Uns zieht es aber genauso stark in die Welt zu den Menschen, um ihnen zu dienen, ihnen Gottes Liebe zu bezeugen und Gottes Gegenwart in ihnen zu entdecken.
Wir möchten den Menschen Wege eröffnen, in eine tiefe persönliche Beziehung mit Gott zu kommen, und die Fülle zu erfahren, die daraus entspringt.
„Ihr gehört der Kirche unter einem besonderen Titel an, unter dem Titel “Geweihte in der Welt”, die in der Welt und nicht von der Welt, aber für die Welt”
Institut Notre Dame de Vie
Das Institut Notre Dame de Vie (auf Deutsch: Unsere Frau vom Leben) ist eines unter vielen Säkularinstituten. Jede Gemeinschaft hat ihre Eigenart und ist von einer christlichen Tradition geprägt. Das Institut Notre Dame de Vie verdankt seine Spiritualität dem Karmelorden und gehört zur karmelitanischen Familie. Seine Mitglieder tragen die karmelitanische Spiritualität in die Welt. Die Kontemplation (persönliches, stilles Gebet, Vertrautheit mit Gott) soll überall gelebt werden, um die tiefe Gemeinschaft mit Gott in allen Milieus zu vergegenwärtigen und suchenden Menschen die Schönheit der Freundschaft mit Gott zu zeigen. Kontemplation und aktives Leben stellen keine Gegensätze dar, sondern bedingen und ergänzen sich gegenseitig. So wie Jesus sich immer wieder in die Stille und Abgeschiedenheit zurückzog, um mit seinem Vater alleine zu sein, dann aber wieder mitten unter die Menschen ging, um das Reich Gottes zu verkünden, so wollen die Mitglieder in ihrem Alltag diese beiden Pole leben und sie zu einer harmonischen Einheit werden lassen. Kontemplativ in der Aktion meint eine Lebenshaltung der ständigen Verbundenheit mit Gott. Hierfür bedarf es auch Zeiten des Rückzugs in die Einsamkeit, um mit IHM alleine zu sein. Daraus entspringt dann aber auch wieder die Bewegung nach “draußen”, um dort Zeugnis zu geben, wo Gott einen hinsendet und wo er durch konkrete Zeugen gegenwärtig sein möchte.
Die Gemeinschaft Notre Dame de Vie ist — getreu ihrem Namen “Unsere Frau vom Leben” marianisch ausgerichtet. Maria, die vollkommen mit Christus vereint und vom Heiligen Geist erfüllt ist, hat der Welt Jesus geschenkt und ist selbst Mutter aller Menschen geworden. Sie ist Vorbild in ihrer Ganzhingabe, ihrer völligen Verfügbarkeit und Zustimmung in das Wirken Gottes, — mit ihr tragen die Mitglieder Gott in die Welt und nehmen an ihrer geistlichen Mutterschaft teil.
Mitglieder des Instituts Notre Dame de Vie sind äußerlich nicht durch eine bestimmte Kleidung erkennbar. Sie sind in verschiedensten Berufen tätig, leben alleine oder in Gemeinschaft. Das Institut besteht aus drei Zweigen, d.h. gottgeweihten Frauen, gottgeweihten Männern und Priestern. Weltweit sind sie auf vier Kontinenten vertreten, wobei es einige Zentren gibt, die jeweils ein Gemeinschaftshaus haben. Hierhin ziehen sich die Mitglieder regelmäßig zurück und verbringen auch gemeinsame Zeiten der Einkehr. Der Name “Notre Dame de Vie” geht auf den Entstehungsort zurück, ein sehr altes Marienheiligtum in Südfrankreich, in Venasque, wo die Muttergottes seit dem 6. Jh. verehrt wird. Der Gründer und Karmelit Pater Marie Eugen vom Kinde Jesus (Henri Grialou 1894 – 1967) wurde am 19.11.2016 in Avignon seliggesprochen. Er war davon überzeugt: “Menschen, die Gott suchen, gibt es überall! Ach, könnte ich sie doch alle erreichen!”
Mehr Hintergründe zur Geschichte, zur Spiritualität und zum Gründer von Notre Dame de Vie vgl.: https://notre-dame-de-vie.de/