Papst Franziskus wird nicht müde zu betonen, dass Evangelisierung vor allem auf Begegnung beruht: wer seinen Glauben bezeugen möchte, der muss auf Menschen zugehen, diesen ehrlich begegnen und sie „die Liebe Gottes spüren lassen“, wie er erst am 21. September im Vatikan gegenüber Teilnehmern eines Vatikan-Kongresses über Neuevangelisierung in Europa und Ländern des Westens betonte. Dass auch Biker für echte Begegnungen Vorbilder sein können, zeigte sich am 22. September beim mittlerweile 17. Dankgottesdienst der Motorradfahrer auf dem Altöttinger Kapellplatz, bei dem heuer fast 2.000 Biker gezählt wurden – ein neuer Rekord.
„Zeit für Begegnung“ lautete dieses Jahr das Motto der vom Initiativkreis Junge Wallfahrt Altötting (IK) organisierten Wallfahrt. Der Dankgottesdienst für eine „hoffentlich unfallfreie Saison“ begann heuer mit einem Gruß: Günter Wewerka vom Veranstalter IK und selbst Biker foderte die Teilnehmer auf, erst einmal den „Nachbarn links und rechts“ freundlich „Hallo“ zu sagen. Die Biker, die einander traditionell auch auf der Straße grüßen, wenn sie einander begegnen, kamen dieser Aufforderung gerne nach.
Freilich war es kaum möglich, alle Teilnehmer persönlich zu grüßen, denn dafür waren es einfach zu viele. Bei strahlendem Sonnenschein kamen heuer „so viele wie noch nie“, wie Wewerka feststellte; rund 1.800 Maschinen wurden gezählt, zusammen mit den weiteren Besuchern dürften sich an die 3.000 Menschen am Kapellplatz rund um die Gnadenkapelle versammelt haben. Die knapp 2.000 Motorradfahrer kamen auch heuer wieder aus ganz Bayern, weiteren deutschen Bundesländern und aus Österreich.
„Als Christen gehören wir zusammen – genau wie wir Biker.”
Wewerka betonte in seiner Begrüßung vor allem die vorurteilsfreie Begegnung. Biker seien „nicht lebensmüde – im Gegenteil“ und nicht jeder „Kuttenträger sei aggressiv“, stellte er fest. Die freundliche Atmosphäre auf dem Kapellplatz gab ihm da eindeutig recht. Motorradfahren erfordere Mut, betonte Wewerka auch – ebenso wie eine echte Begegnung mit anderen Menschen Mut brauche. Gerade der christliche Glaube biete hierbei Orientierung: „Wir sind im Glauben und im Christsein nicht allein auf der Straße.“
Eine Feststellung, die der Prediger und Hauptzelebrant des Freiluftgottesdienstes, Kapuzinerpater Br. Georg Greimel, gerne aufgriff, als er von seinen Erfahrungen auf dem Jakobsweg erzählte – wahrscheinlich nicht „ganz so aufregend“ wie das Motorradfahren, aber gewiss nicht weniger „intensiv“. „Im Grunde können wir überall Gott erfahren“, erklärte Br. Georg – besonders aber in der Begegnung mit Mitmenschen, in der Natur, vor allem natürlich am Sonntag, dem „Tag des Herrn“, und bei Gottesdiensten. Mit Blick auf die Lesung „Gott zu Gast bei Abraham und Sara“ (Gen 18,1−10) und das Evangelium „Maria und Marta“ (Lk 10,38−42) schilderte er Begegnungen mit dem Herrn wie sie die Bibel erzählt.
Nach dem Gottesdienst, der von der Gruppe „Exodus“ aus Niederbergkirchen schwungvoll musikalisch gestaltet wurde, segneten Br. Georg und der Konzelebrant beim Gottesdienst, Pfr. Martin Siodmok (neuer Direktor der „Emmanuel School of Mission“ in Altötting), die Motorradfahrer, als sie auf ihrem Heimweg an der Gnadenkapelle vorbeifuhren.
Text: Michael Glaß (Altöttinger Liebfrauenbote)
Fotos: Roswitha Dorfner