Weltkirche

19. Internationales Bischofstreffen im Heiligen Land

Armin Berger am 17.01.2019

2019 01 News Bischofstreffen3

Am 17. Januar 2019 endete das 19. Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land. Vom 12. bis 17. Januar 2019 informierte sich eine Delegation, der 15 Bischöfe von zwölf europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika angehörten, über die Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten der Christen im Heiligen Land.

Wir konn­ten ein sicht­ba­res Zei­chen der Soli­da­ri­tät mit den Chris­ten im Hei­li­gen Land set­zen. Trotz­dem ist die Situa­ti­on – gera­de in der Per­spek­tiv­lo­sig­keit vie­ler jun­ger Men­schen in den Auto­no­mie­ge­bie­ten – erschre­ckend“, erklär­te Bischof Dr. Ste­phan Acker­mann (Trier), der als Vor­sit­zen­der der Deut­schen Kom­mis­si­on Jus­ti­tia et Pax für die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz teil­ge­nom­men hat, zum Abschluss der Reise.

Anders als in ver­gan­ge­nen Jah­ren lag der Schwer­punkt der Dele­ga­ti­ons­rei­se die­ses Mal auf der Situa­ti­on der Chris­ten in Isra­el. Gegen­wär­tig leben ca. 225.000 Chris­ten im Hei­li­gen Land, davon etwa 175.000 in Isra­el und etwa 50.000 in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten. Die paläs­ti­nen­si­schen Chris­ten in Isra­el sind Teil der ins­ge­samt etwa 20 Pro­zent aus­ma­chen­den ara­bi­schen Min­der­heit im Land. Ein klei­ne­rer, aber wach­sen­der Anteil der Chris­ten in Isra­el umfasst Arbeits­mi­gran­ten, die eine neue kul­tu­rel­le Viel­falt in die katho­li­sche Kir­che vor Ort tra­gen. Für die­se und ande­re vor­wie­gend hebrä­isch spre­chen­de Katho­li­ken unter­hält das Latei­ni­sche Patri­ar­chat daher eige­ne Seel­sor­ge-Vika­ria­te. Die Dele­ga­ti­on hat­te Gele­gen­heit, sich mit dem Seel­sor­ger für die hebrä­isch spre­chen­den Chris­ten, Pfr. Rafic Nahra, über die Situa­ti­on in sei­nen Gemein­den aus­zu­tau­schen. Auch die oft aus Russ­land oder den Phil­ip­pi­nen stam­men­den Gemein­de­mit­glie­der konn­ten von ihren Erfah­run­gen berichten.

Gemein­sam mit Erz­bi­schof Pier­bat­tis­ta Piz­za­bal­la, dem Apos­to­li­schen Admi­nis­tra­tor des Latei­ni­schen Patri­ar­chats in Jeru­sa­lem, besuch­te die Bischofs­grup­pe das Pries­ter­se­mi­nar in Beit Jala im West­jor­dan­land, dem die Aus­bil­dung für die Pries­ter des Latei­ni­schen Patri­ar­chats in der Regi­on obliegt. Die Semi­na­ris­ten wer­den auf ihre künf­ti­ge Arbeit im West­jor­dan­land, in Isra­el und Jor­da­ni­en vor­be­rei­tet. Erz­bi­schof Piz­za­bal­la beschrieb die außer­or­dent­li­che Her­aus­for­de­rung, die in der gro­ßen Zahl christ­li­cher Deno­mi­na­tio­nen im Hei­li­gen Land lie­ge, die dort zum Teil seit Jahr­hun­der­ten ansäs­sig sei­en. Nicht sel­ten stellt sich die Zusam­men­ar­beit auf­grund der unter­schied­li­chen Tra­di­tio­nen der Kir­chen schwie­rig dar. Dies gel­te auch für die gemein­sa­me Ver­tre­tung kirch­li­cher Inter­es­sen gegen­über den Regie­run­gen der Länder.

Auch der Apos­to­li­sche Nun­ti­us für das Hei­li­ge Land, Erz­bi­schof Leo­pol­do Girel­li, ging im Gespräch mit der inter­na­tio­na­len Bischofs­de­le­ga­ti­on auf das Erfor­der­nis eines wach­sen­den kirch­li­chen Zusam­men­wir­kens ein: Die Zahl der christ­li­chen Pil­ger, die das Hei­li­ge Land besu­chen, habe in den letz­ten Jah­ren erheb­lich zuge­nom­men; dies bie­te den Chris­ten eine beson­de­re Gele­gen­heit, ein Bild der Ein­heit zu zei­gen, das in die Welt hin­ein­wir­ken kön­ne. Die Dele­ga­ti­on infor­mier­te sich in Hai­fa und Jeru­sa­lem über Pro­jek­te des inter­re­li­giö­sen Dia­logs. Am Welt­zen­trum der Baha‘i in Hai­fa kamen Ver­tre­ter der Ahma­dy­ya und der sun­ni­ti­schen Moschee­ge­mein­de, des reform­ori­en­tier­ten wie des ortho­do­xen Juden­tums, der Dru­sen und der christ­li­chen Kir­chen zusam­men. In dem von Bischof Acker­mann mode­rier­ten Gespräch bezeug­ten die Ver­tre­ter der Reli­gio­nen ein­an­der ihre gegen­sei­ti­ge Wert­schät­zung. Gera­de in der fra­gi­len Situa­ti­on des Nahen Ostens stell­ten inter­re­li­giö­se Dia­log­be­mü­hun­gen einen wich­ti­gen Bei­trag zu Sta­bi­li­tät und Frie­den dar.

Dem jüdisch-christ­li­chen Aus­tausch wur­de mit einer Begeg­nung der Bischofs­de­le­ga­ti­on mit Rab­bi Prof. Dani­el Sper­ber beson­de­re Auf­merk­sam­keit zuge­wandt. Er ana­ly­sier­te in jüdi­scher Per­spek­ti­ve die Erklä­rung Nos­t­ra aet­a­te des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils, die er als Aus­druck eines Per­spek­tiv­wech­sels der katho­li­schen Kir­che hin zu einer Wert­schät­zung auch des Juden­tums inter­pre­tier­te. Mit die­sem Doku­ment sei eine wesent­li­che Grund­la­ge für das inter­re­li­giö­se Gespräch gelegt wor­den, das inzwi­schen frucht­bar auf allen Ebe­nen geführt werde.

Im Zen­trum der poli­ti­schen Gesprä­che und eines wis­sen­schaft­li­chen Semi­nars an der Uni­ver­si­tät Hai­fa stand das neue israe­li­sche Natio­na­li­tä­ten­ge­setz“, das den jüdi­schen Cha­rak­ter des Staa­tes sichern und stär­ken will. Das Gesetz wird von allen reli­giö­sen und eth­ni­schen Min­der­hei­ten nach­drück­lich kri­ti­siert. Die katho­li­schen Bischö­fe des Lan­des sehen dar­in die Gefahr, dass damit die ohne­hin spür­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung eines Teils der israe­li­schen Staats­bür­ger auf eine gesetz­li­che Grund­la­ge gestellt werde.

Dane­ben wur­de auch die zuneh­mend unter Druck ste­hen­de Refi­nan­zie­rung christ­li­cher Schu­len ange­spro­chen. Kir­chen­ver­tre­ter und die Lei­ter katho­li­scher Schu­len mach­ten gegen­über der inter­na­tio­na­len Dele­ga­ti­on deut­lich, dass es immer schwie­ri­ger wer­de, den all­ge­mein aner­kann­ten hohen Stan­dard christ­li­cher Schu­len auf­recht zu erhal­ten, wenn die vom Staat geleis­te­te teil­wei­se Refi­nan­zie­rung wei­ter abge­schmol­zen wer­de. Hier lie­ge eine Benach­tei­li­gung pri­va­ter christ­li­cher Schu­len gegen­über ande­ren pri­va­ten Schul­trä­gern vor. Mit ihrem Besuch im paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lings­la­ger Jenin der UN-Orga­ni­sa­ti­on für die paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge (UNRWA) erin­ner­ten die Bischö­fe an die bis heu­te nicht über­wun­de­nen Fol­gen von Flucht und Ver­trei­bung infol­ge der Krie­ge Isra­els mit sei­nen ara­bi­schen Nach­barn. Im Abschluss­kom­mu­ni­qué kri­ti­sie­ren die Bischö­fe die Ent­schei­dung der US-ame­ri­ka­ni­schen Regie­rung unter Prä­si­dent Trump, die Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen für UNRWA ein­zu­stel­len. Die Bischö­fe for­dern die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft auf, die ent­stan­de­ne Finanz­lü­cke bald­mög­lichst zu schließen.

Die nach wie vor schmer­zen­den Wun­den der Ver­gan­gen­heit wur­den auch beim Besuch der Dele­ga­ti­on des frü­he­ren Dor­fes Ikrit an der liba­ne­si­schen Gren­ze augen­fäl­lig. Die Ein­woh­ner, nahe­zu alle katho­li­sche Chris­ten, muss­ten ihr Hei­mat­dorf nach dem Krieg im Jahr 1948 ver­las­sen; eini­ge Zeit spä­ter wur­de es 1951 bis auf die Kir­che zer­stört. Trotz gegen­tei­li­ger Gerichts­ur­tei­le konn­ten sich die ehe­ma­li­gen Bewoh­ner bis heu­te nicht wie­der dort ansie­deln, weil das israe­li­sche Mili­tär nach wie vor Sicher­heits­be­den­ken gel­tend macht. Die Ereig­nis­se um das Dorf Ikrit stel­len in den Augen der ara­bi­schen Chris­ten ein bis heu­te nicht beho­be­nes Unrecht dar.

Je öfter ich in das Hei­li­ge Land fah­re, des­to mehr Fra­gen als Ant­wor­ten habe ich mit Blick auf die Situa­ti­on“, erklär­te Bischof Acker­mann zu den kom­ple­xen gesell­schaft­li­chen Pro­ble­men in Isra­el und der Regi­on, die in den Begeg­nun­gen der Dele­ga­ti­ons­rei­se ein­mal mehr deut­lich her­vor­tra­ten. Ohne Fra­ge: Auch wenn wir weit davon ent­fernt sind, kann es an der Zwei­staa­ten­lö­sung kei­nen Zwei­fel geben. Dar­an muss die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft arbeiten.“

Zu den geist­li­chen Höhe­punk­ten gehör­ten die täg­li­chen Got­tes­diens­te und Gebe­te – in Beth­le­hem, mit der katho­li­schen Gemein­de in Zab­ab­deh in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten und im Klos­ter Stel­la Maris der Kar­me­li­ter in Haifa.

Text und Bild: © Deut­sche Bischofskonferenz/​Kopp

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