Soziales

40 Jahre Fahrdienst der Malteser

Thomas König am 02.06.2019

2019_news_40_Jahre_Rancho_Segnung (Bild: Archiv Malteser)
40 Jahre Rancho Segnung: Bei einer großen Feier auf dem Passauer Domplatz segnete Bischof Antonius Hofmann (vorne 3.v.l.) am 18.06.1981 auch den Talbot Rancho (vorne), das erste rollstuhlgerechte Fahrzeug der Passauer Malteser. (Bild: Archiv Malteser)

„1. Juni 1979: Frl. Brigitte Krompaß übernimmt die Arbeit im Sonderfahrdienst für Schwer- und Schwerstbehinderte.“ So steht es in den Annalen der Passauer Malteser geschrieben. 40 Jahre später ist aus dem Fahrdienst etwas geworden, woran die Verantwortlichen damals ganz bestimmt nicht gedacht haben: Der mit Abstand größte Dienst der Malteser mit den meisten Mitarbeitern.

40 Jah­re Fahr­dienst: Ein Grund für das dama­li­ge Frl. Krompaß“, jetzt Bri­git­te Lin­der­mayr, an der Diö­ze­san­ge­schäfts­stel­le in Hack­lberg vor­bei­zu­schau­en und sich über die aktu­el­le Ent­wick­lung zu infor­mie­ren. Fahr­dienst­lei­ter Bern­hard Kil­ger hieß sei­ne Vor­gän­ge­rin herz­lich will­kom­men, die bei­den waren sich auf Anhieb sym­pa­thisch und bei­de erfuh­ren bei ihrer Begeg­nung immer wie­der Din­ge, die sie erstaun­ten und überraschten.

Bri­git­te Lin­der­mayr war erst 19 Jah­re alt, als sie die Auf­ga­ben der Fahr­dienst­lei­te­rin über­nahm. Noch heu­te erin­nert sie sich ganz genau an die aller­ers­te Fahrt: Es war Maria G. aus der Nähe von Röhrn­bach. Der Fahr­auf­trag hing tage­lang an der Pinn­wand. Und vol­ler Span­nung erwar­te­ten die Kol­le­gen und ich den Zeit­punkt, an dem die Fahrt statt­fin­den soll­te.“ Damals wur­den die Fahr­ten in ers­ter Linie von Zivil­dienst­leis­ten­den durch­ge­führt. An den Wochen­en­den und abends waren Ehren­amt­li­che im Einsatz.

40_Jahre-1 Bild: Krenn
40 Jahre: Fahrdienstleiter Bernhard Kilger (v.r.) und sein Mitarbeiter Karl Schenk ließen es sich natürlich nicht nehmen, der ehemaligen Fahrdienstleiterin Brigitte Lindermayer den nagelneuen, rollstuhlgerechten Ford Transit samt Hebebühne zu zeigen. Bild: Krenn

Aber es kam auch vor, dass ich selbst kurz­fris­tig ein­sprin­gen muss­te, etwa weil sich ein Teil­neh­mer spon­tan dazu ent­schlos­sen hat­te, zum Fri­seur zu fah­ren“ erzählt Bri­git­te Lin­der­mayr. Und wir woll­ten die Wün­sche so weit mög­lich immer erfül­len“. Das ist auch heu­te noch so, wenn­gleich der Fahr­dienst inzwi­schen ganz ande­re Dimen­sio­nen erreicht hat: 248 Mit­ar­bei­ter sind hier aktu­ell beschäftigt.

Ein Mei­len­stein war es, als die Mal­te­ser 1981 das ers­te Fahr­zeug für Roll­stuhl­fah­rer anschaff­ten. Es war ein Pkw der Mar­ke Tal­bot Rancho. Natür­lich war Bri­git­te Lin­der­mayr dabei, als Bischof Anto­ni­us Hof­mann ihn und zwei wei­te­re Fahr­zeu­ge bei einer gro­ßen Fei­er am Dom­platz seg­ne­te. In unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft am Stein­weg 8 befand sich damals die Dienst­stel­le im Caritas-Haus.

40_Jahre-Rancho (Bild: Archiv Malteser)
40 Jahre Rancho: Das Bild zeigt das erste rollstuhlgerechte Fahrzeug der Passauer Malteser, einen Talbot Rancho (Bild: Archiv Malteser)

Der Fahr­dienst expan­dier­te kon­ti­nu­ier­lich und spä­ter kamen zum Rancho ein Klein­bus für Roll­stuhl­fah­rer, ein Opel Kadett und ein VW Cad­dy hin­zu. Heu­te umfasst der Fuhr­park des Fahr­diens­tes 98 Fahr­zeu­ge, meist Klein­bus­se, davon 48 behin­der­ten­ge­recht mit Ein­stiegs­hil­fe und 30 Fahr­zeu­ge mit Hebe­büh­ne für behin­der­ten­ge­rech­ter Roll­stuhl­be­för­de­rung. Das Ein­zugs­ge­biet ist die gan­ze Diö­ze­se Pas­sau, von Alt­öt­ting bis Zwie­sel und von Pfarr­kir­chen bis nach Freyung.

Zum Tref­fen mit Bern­hard Kil­ger hat­te Bri­git­te Lin­der­mayr alte Bil­der mit­ge­bracht, die sie unter ande­rem Anfang der 1990-er Jah­re in dem damals ganz neu bezo­ge­nen Gebäu­de in Hack­lberg am Funk­ge­rät zei­gen. Das war damals eine Sen­sa­ti­on“, erklär­te sie. Erst­mals waren näm­lich die Fah­rer damit unter­wegs erreich­bar. Kaum vor­stell­bar im Han­dy-Zeit­al­ter. Die ers­te Fahr­dienst­lei­te­rin erzähl­te auch, dass der dama­li­ge Geschäfts­füh­rer Josef Sei­bold aus Frey­ung den Fahr­dienst initi­iert hat. Wie so manch ande­ren Dienst auch, bei dem die Mal­te­ser zum Teil Pio­nie­re und ihrer Zeit vor­aus waren. Ich wüss­te nicht, dass zu der Zeit außer uns noch jemand ande­rer in der Stadt einen Son­der­fahr­dienst ange­bo­ten hat“, so Bri­git­te Lin­der­mayr weiter.

Aus mei­ner Sicht ist der Fahr­dienst neben­bei mit­ge­lau­fen. Gemacht haben wir ganz vie­le Sachen. Sani­täts­diens­te orga­ni­siert und gro­ße Ver­an­stal­tun­gen. Und wenn vom Dom wer kam, weil jemand umge­fal­len ist, waren wir auch da“, erzähl­te Bri­git­te Lindermayr. 

Sie berich­te­te auch, dass die Mal­te­ser frü­her fast aus­schließ­lich soge­nann­te Indi­vi­du­al­fahr­ten durch­führ­ten. Jeder Berech­tig­te hat­te vier Fah­ren im Monat in einem Umkreis von etwa 25 Kilo­me­tern frei, um Ver­wand­te zu besu­chen oder ein­zu­kau­fen. Die Kos­ten über­nahm in der Regel der Bezirk Nie­der­bay­ern. Spä­ter kamen auch noch Fahr­ten zum Arzt oder zu Behand­lun­gen hinzu.“

Ihr habt nur Erwach­se­ne gefah­ren und kei­ne Kin­der?“, frag­te ganz erstaunt Karl Schenk, der die gan­ze Zeit inter­es­siert zuge­hört hat­te. Der Mit­ar­bei­ter war vor­bei­ge­kom­men, um Bri­git­te Lin­der­mayr sein Dienst­fahr­zeug zu zei­gen, einen nagel­neu­en, roll­stuhl­ge­rech­ten Ford Tran­sit. Ja“, bestä­tig­te die­se und Bern­hard Kil­ger erklär­te ihr das aktu­el­le Fahrt­auf­kom­men: Ca. 90 Pro­zent sind Schul­fahr­ten. Dazu kom­men Fahr­ten für die Donau­hof-Werk­stät­ten, die Drei­flüs­se-Werk­stät­ten, den Frei­zeit­club der Lebens­hil­fe e.V. und Dia­ly­se­fahr­ten.“ Immer noch sind die Mal­te­ser aller­dings für die Behin­der­ten­fra­ter­ni­tät im Ein­satz, die auch Bri­git­te Lin­der­mayr noch gut aus ihrer Zeit kennt.

Seit am 4. März 1996 die ers­te Fahrt in Zusam­men­ar­beit mit der Cari­tas-Behin­der­ten­hil­fe St. Seve­rin in Pas­sau-Grub­weg statt­fand, ging die Ent­wick­lung immer mehr von Indi­vi­du­al­fahr­ten hin zu Lini­en­fahr­ten und die Zah­len stei­ger­ten sich kon­ti­nu­ier­lich. Wur­den 1994 noch 118.821 Kilo­me­ter zurück­ge­legt, waren es 2003 schon 727.151 Kilo­me­ter, 2006 wur­de erst­mals die 1 Mio.-Grenze über­schrit­ten und im Jahr 2018 betrug die Kilo­me­ter­leis­tung 2.499.321.

Natür­lich läuft die Tou­ren­pla­nung längst elek­tro­nisch. Ganz anders war es frü­her. Da gab es noch kei­nen Com­pu­ter. Wir hat­ten ein Buch, da schrie­ben wir die Fahr­ten mit Uhr­zeit, Fah­rer und Fahr­zeug ein“, erklär­te die ehe­ma­li­ge Fahr­dienst­lei­te­rin. Sie erzähl­te auch von außer­ge­wöhn­li­chen Fahr­ten. So fuh­ren die Ehren­amt­li­chen eine jun­ge Frau frei­tags in die Dis­ko­thek nach Büchl. Die Rück­fahrt war dann in der Regel zwi­schen 2.00 und 3.00 Uhr in der Nacht. Das ken­ne ich auch“, sag­te Bern­hard Kil­ger, der von Fahr­ten um 1.00 Uhr nachts berich­te­te. Wir haben auch eine Art Zet­tel“, sag­te er zur Tou­ren­pla­nung. Der ist im Bild­schirm drin und beinhal­tet jeden Tag 80 Tou­ren allein für die Schulen.“

Die Drei kamen auch auf die The­men Mit­ar­bei­ter-Aus- und Fort­bil­dung im All­ge­mei­nen sowie Fah­rer­schu­lung und Aus­bil­dung in der Roll­stuhl­si­che­rung im Beson­de­ren zu spre­chen. Schnell stell­te sich her­aus, dass sich in die­ser Hin­sicht in 40 Jah­ren nichts Wesent­li­ches geän­dert hat. Frü­her wie heu­te ist die­ses The­ma den Mal­te­sern sehr wich­tig. Wir legen beson­de­ren Wert dar­auf, unse­re Mit­ar­bei­ter stän­dig zu schu­len und unse­ren Fuhr­park zu ver­jün­gen“, beton­te Bern­hard Kilger.

Aus pri­va­ten Grün­den been­de­te Bri­git­te Lin­der­mayr im Jah­re 1993 ihre haupt­amt­li­che Tätig­keit bei den Mal­te­sern, enga­giert sich aber nach wie vor ehren­amt­lich, wie etwa beim Senio­ren­ball oder beim Got­tes­dienst zum Tag des seli­gen Ger­hard, und auch beim Hoch­was­ser war sie zur Stelle.

Text: Mal­te­ser Hilfs­dienst e. V. ; Diö­ze­san­ge­schäfts­stel­le Pas­sau
Fotos: Archiv Malteser/​Krenn

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