
Ganz im Zeichen der 400jährigen Geschichte des Gnadenbildes Mariahilf ob Passau stand der Samstagabend im Rahmen der Maria-Hilf-Woche im Bistum Passau. Schon beim Pontifikalgottesdienst sagte Bischof Stefan, dass nach Jesus „Maria der freieste Mensch ist, der je gelebt hat“.
Maria führe die Menschen direkt zu Jesus und das sei auch auf dem berühmten Gnadenbild zu sehen, dessen Reproduktionen sich von Passau in viele Länder verbreitet haben. Im Anschluss an den Pontifikalgottesdienst gab die Archivdirektorin des Bistums, Dr. Hannelore Putz, einen tiefen Einblick in die bewegte Geschichte der 400jährigen Wallfahrtsgeschichte von Mariahilf, die im Jahr 1611 beginnt. Damals besuchte der Passauer Bischof Leopold den sächsischen Kurfürsten in Dresden. Dort erhielt er als Gastgeschenk ein Marienbild, das der berühmte Maler Lukas Cranach d.Ä. knapp ein Jahrhundert zuvor gemalt hatte. „Das Bild betont in besonderer Weise die menschliche Seite des Mutter-Kind-Verhältnisses“, so Dr. Putz. Mit beiden Armen umfasst Maria den Knaben, der ihr zugewandt ist – die innige Umarmung und die zarte Berührung der Wangen bilden den Kern der Darstellung. „Aber Maria blickt nicht zum Kind, sondern aus dem Bild heraus. Auf diese Weise nimmt sie jeden einzelnen Gläubigen in ihre mütterlichen Arme“, so Dr. Putz. Bischof Leopold brachte das Gemälde nach Passau. Eine weitere zentrale Rolle in der Geschichte des Gnadenbildes spielt Domdekan Marquard von Schwendi, der das Bild in Passau sieht. „Er betete häufig vor dem Gemälde und spürte, wie sehr ihn der Blick Mariens tröstete. Marquard von Schwendi bat daraufhin Bischof Leopold, sich für seine persönliche Andacht von einem Maler Kopien anfertigen lassen zu dürfen.“
Dazu kam, dass Marquard von Schwendi — wie auch andere auf dem Mariahilfberg — Visionen wahrnahm. In Gebet und geistlichem Gespräch erkannte er, dass er das von ihm verehrte Gnadenbild in einer kleinen Kapelle zur öffentlichen Verehrung darstellen sollte. „Das war im Jahr 1622 und schon bald kamen viele Menschen und es ereigneten sich erste Gebetserhörungen und Wunder“, so Dr. Putz. 1624 begann Marquard von Schwendi daraufhin mit dem Bau der heutigen Mariahilfkirche, 1627 wurde sie eingeweiht. Marquard von Schwendi war es auch, der dem Gemälde den Titel „Maria Hilf!“ zueignete. In Passau Mariahilf liegt damit der Ursprung und Ausgangsort der Verehrung des Gnadenbildes „Maria Hilf“, das von hier seinen Weg durch ganz Europa findet. Allein in den bayerischen Diözesen gibt es 53 Gemälde, die als Gnadenbild verehrt werden. Viele zigtausende Wallfahrerinnen und Wallfahrer kamen seitdem Jahr für Jahr nach Mariahilf ob Passau, um ihre Nöte und Sorgen vor die Gottesmutter zu tragen. Bis 1803 betreuten die Kapuziner die Wallfahrt, nach dem Säkularisationsbruch waren zunächst Weltgeistliche für die Betreuung zuständig, seit 1890 und bis 2002 wiederum Kapuziner. Seit nunmehr 20 Jahren betreuen die Pauliner die Wallfahrtskirche Mariahilf.