Eine Frage stellt sich in jeder Adventszeit: Gibt es heuer weiße Weihnachten? Die stets wiederkehrende Frage nach dem Schnee am Heiligen Abend scheint heute das Einzige zu sein, was an Hoffnung, an Erwartung für Weihnachten noch übrig ist: Alles andere für das Fest Notwendige lässt sich planen, fast alle Geschenkwünsche können erfüllt werden. Nur den Schnee kann man noch nicht bestellen.
Was haben wir Christen an Weihnachten eigentlich wirklich zu er-warten? Wozu brauchen wir eigentlich die Wartezeit des Advent?
„Warten müssen“ gehört zu unserem Alltag: Wir warten beim Arzt, in der Schlange vor der Supermarkt-Kasse oder auf einen wichtigen Telefonanruf. Diese Art des Wartens macht uns unruhig. Wir fühlen uns aufgehalten, können es kaum erwarten, dass es endlich weitergeht. Aber es gibt noch ein anderes Warten: das bereitwillige und freiwillige. Das Warten auf einen gemeinsamen Abend mit Freunden, auf den wohlverdienten Urlaub. Oder das freudige Erwarten der Geburt eines Kindes. Dieses Warten ist geprägt von Vorfreude. Und von der Geduld, relativ gelassen den Zeitpunkt des Ereignisses abwarten zu können.
Zur letzteren Art von Wartezeit sollte der Advent gehören. Wofür wir ausharren, scheint klar: Wir bereiten uns wieder auf die Feier der Geburt unseres Erlösers vor. In ihm wird Gott Mensch. Ein Ereignis, das unsere Vorstellung sprengt.
Die vorweihnachtlichen Tage des Advent könnte man mit einem Wort umschreiben: Unterbrechung. Eine „Aus-Zeit“, in der wir Gewohntes hinterfragen dürfen. Eine Zeit, der wirklich „freudigen Erwartung“. Eine „Warte-Zeit“, die nicht vergebens ist. Denken Sie daran: Wir haben niemand Geringeren zu erwarten als Jesus, unseren Bruder.
Text: Lothar Wimberger