Das glauben wir

Eine Liebe, die alles überdauert

Redaktion am 07.03.2023

S22 ausstellung PB Foto: Wolfgang Krinninger / PBB

Was macht ein japanisches Ehepaar des vergangenen Jahrhunderts in aller Welt interessant? Die Antwort darauf gibt eine Ausstellung im Kulturmodell Passau. Der Titel ist Programm: Was niemals stirbt – Verkündigung aus Nagasaki

Das Leben von Taka­shi Nagai sprengt die Gren­zen des Den­kens. Er muss beruf­li­che Träu­me begra­ben, in den Krieg zie­hen und ver­liert durch den Atom­bom­ben­ab­wurf auf Naga­sa­ki sei­ne Frau Medo­ri, sei­ne Gesund­heit und sei­nen Besitz. Doch sein tie­fer Glau­be lässt ihn wei­ter­le­ben, mehr noch: Er wird in der Zeit, die ihm noch bleibt, zum Hoff­nungs­trä­ger. Sein Vor­bild, sei­ne Bücher zur Ver­söh­nung, Frie­de und Wie­der­auf­bau ent­fa­chen neu­en Mut im vom Krieg ver­wüs­te­ten Japan. Und am Ende kommt sogar der Kai­ser an sein Ster­be­bett. In der katho­li­schen Kir­che sind schon Men­schen für weni­ger selig- oder hei­lig­ge­spro­chen worden.

Ihre Hal­tung zum Leben mache das Ehe­paar Nagai auch für die Welt heu­te zu Weg­ge­fähr­ten. Davon ist Maria Groos zutiefst über­zeugt. Die Vor­stands­vor­sit­zen­de des Eich­stät­ter Ver­eins Kno­ten­punkt – Begeg­nung ver­bin­det“ hat die Aus­stel­lung über das japa­ni­sche Paar nach Deutsch­land geholt. Nor­bert Pal­sa, Vor­sit­zen­der der Deutsch-Japa­ni­schen Gesell­schaft in Pas­sau, fand im Kul­tur­mo­dell den pas­sen­den Ort für die Prä­sen­ta­ti­on. Die Eröff­nung lie­ßen sich auch Japans Gene­ral­kon­sul Nobu­ta­ka Mae­ka­wa und Vize­kon­su­lin Kei­ko Toda nicht entgehen.

Maria Groos lässt in ihrem Vor­trag zu Beginn gleich Taka­shi Nagai selbst zu Wort kom­men: Alles war ver­lo­ren! Und den­noch… Wäh­rend mein Blick über die gren­zen­lo­se Ebe­ne schweif­te, ent­deck­te ich stau­nend, dass ich weder Bedau­ern noch Trau­rig­keit dar­über emp­fand, alles ver­lo­ren zu haben. Als ich erkann­te, das ich etwas suchen muss­te, das nicht stirbt, nis­te­te sich eine neue und gro­ße Hoff­nung in mei­nem Her­zen ein. Ich begann ein neu­es Leben.“

Die­se Sät­ze haben Maria Groos gepackt: Es gibt wohl nichts, was ich für mein eige­nes Leben so sehr erseh­ne wie die­se Hoff­nung, von der Taka­shi Nagai so erfüllt ist“, gibt sie unum­wun­den zu. Frei­lich sei die­se Hoff­nung auch für ihn nicht selbst­ver­ständ­lich gewe­sen. Als Taka­shi weni­ge Tage nach dem Atom­bom­ben­ab­wurf in der Asche sei­nes Hau­ses die Kno­chen und den Rosen­kranz sei­ner getö­te­ten Frau fin­det, über­mannt ihn zunächst völ­li­ge Ver­zweif­lung“. Doch beim Auf­wa­chen in der Mor­gen­däm­me­rung des nächs­ten Tages erfüllt ihn – über­ra­schend für ihn selbst – eine Gewiss­heit, die ihn über­le­ben lässt: Das, was Zeit und Raum über­steigt und für immer bleibt, ist das Wort Jesu Chris­ti, der Gott ist.“ Bischof Ste­fan Oster zitiert die­se Wor­te in sei­nem Gruß­wort, das Maria Groos‘ Ehe­mann Dr. Mar­tin Groos verlas. 

Wie Maria Groos beschreibt, ent­stand die­se Erkennt­nis aus der Geschich­te eines von vie­len Höhen und Tie­fen gezeich­ne­ten Lebens­we­ges. Und sie reif­te in den Taka­shi Nagai ver­blei­ben­den Lebens­jah­ren zu immer grö­ße­rem Glück.

Was dem vor­aus ging, wie Taka­shi all die Prü­fun­gen sei­nes Lebens bestand, wel­che Rol­le sei­ne Ehe­frau Mido­ri auf die­sem Weg hat­te – all das erfah­ren die Besu­che­rin­nen und Besu­cher der Aus­stel­lung auf 47 gra­fisch anspre­chen­den Bildtafeln.

Gezeigt wird dar­auf auch die Geschich­te des Chris­ten­tums in Japan sowie die dor­ti­ge shin­tois­ti­sche und bud­dhis­ti­sche Spi­ri­tua­li­tät und die kon­fu­zia­ni­sche Ethik. Die Aus­stel­lung wur­de beim Mee­ting für Völ­ker­freund­schaft in Rimi­ni unter dem Titel Ver­kün­di­gung aus Naga­sa­ki“ sowie beim New York Encoun­ter bereits über 20.000 Besu­chern gezeigt. 

Das Ehe­paar Nagai ist geprägt vom Wunsch nach Wahr­heit, von der Gewiss­heit des christ­li­chen Glau­bens, der Wert­schät­zung der über­lie­fer­ten Spi­ri­tua­li­tät und der Bereit­schaft zur Hin­ga­be ihrer selbst, wie Maria Groos in ihrem Vor­trag ein­drucks­voll beschreibt. Taka­shi über­lebt und wird zum Hoff­nungs­trä­ger für die Men­schen in sei­ner Umge­bung und schließ­lich für die gan­ze Welt. Er hat auch nach der Atom­ka­ta­stro­phe den Wunsch bewahrt, die in allem ver­bor­ge­ne Schön­heit zu ent­de­cken. Er wird zum Mys­ti­ker des Frie­dens“, denn er setzt all sei­ne Kraft für den spi­ri­tu­el­len und mate­ri­el­len Wie­der­auf­bau Naga­sa­kis ein. Nicht Hass und Rach­sucht prä­gen den Arzt, son­dern die Bereit­schaft zur Versöhnung.

Das zu Asche gewor­de­ne Stadt­vier­tel Ura­ka­mi ist für ihn zu einem Ort der Begeg­nung mit Gott gewor­den: Ich bin mit Gott in der gespens­ti­schen Ein­öde von Ura­ka­mi gewan­dert und habe end­lich die Tie­fe sei­ner Freund­schaft ver­stan­den“, schreibt er. 

Ab 1948 zieht er sich schließ­lich in eine nur vier Qua­drat­me­ter gro­ße Hüt­te zurück, um sich auf den Tod vor­zu­be­rei­ten. Kurz vor sei­nem Tod im Mai 1949 besucht ihn der japa­ni­sche Kai­ser und dankt ihm für das, was er für das Land getan hat. 

In sei­nem Gruß­wort beton­te Bischof Ste­fan Oster, er hof­fe, dass die­se Aus­stel­lung gera­de in Zei­ten, in denen in Euro­pa ein Krieg statt­fin­det, einen Bei­trag leis­tet, dass allen klar wird, dass Krieg nicht mehr sein darf“. Bür­ger­meis­te­rin Eri­ka Trä­ger sprach von einer berüh­ren­den Aus­stel­lung“ und wür­dig­te den Ein­satz Takashis für Frie­den und Ver­söh­nung. Dass die Aus­stel­lung rei­che Früch­te tra­gen möge, wünsch­te Gene­ral­kon­sul Nobu­ta­ka Mae­ka­wa den Machern, denen er sei­ne Hoch­ach­tung aus­sprach. Er appel­lier­te an die Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer, sich für eine Welt ohne Atom­waf­fen ein­zu­set­zen. Dies müs­se ein unver­än­der­li­ches Ziel sein. Nach Ansicht von Nor­bert Pal­sa gebe das Vor­bild Takashis Trost und Hoff­nung für schwie­ri­ge Zei­ten. Musi­ka­lisch wun­der­bar gestal­tet wur­de die Eröff­nung von einem jun­gen Flö­ten­quin­tett der Städ­ti­schen Musik­schu­le Passau.

Text: Krin­nin­ger Wolf­gang / PBB

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