Treffpunkt der Frauengruppe war die Kirche St. Nikola, wo Gisa Berger, Gesamtschuldirektorin a. D., vom segensreichen Wirken der Deutschordensschwestern berichtete. 16 Ordensschwestern betreuten ab 1945 das Flüchtlingslager St. Nikola. Mit Oberin Amata Grüner wurde das Kloster zum Mutterhaus bestimmt. Weitere Einrichtungen wurden übernommen bis zur Gründung des Kindergärtnerinnen-Seminars 1960 und dessen Umwandlung 1973 zur Fachakademie für Sozialwesen. In Verbindung mit dem Kloster ist Provinzoberin des Deutschordens Schwester Mirjam Müller allen bekannt.
Ein paar Schritte weiter, wo früher die Nibelungenhalle stand, berichtete die Referentin von Margarete Schneider-Reichel, Künstlerin und glühende Mitläuferin und Gründerin der NSDAP, für die 1944 eine pompöse Trauerfeier in der Nibelungenhalle inszeniert wurde. Die im kirchlichen und politischen Leben der Stadt engagierte Maria Weiss ist mit dem Gebäudekomplex Nummer 3 und 4 am Ludwigsplatz in Verbindung zu bringen. Von 1956 bis 1978 wirkte die Stadträtin auch im Haupt- und Schulausschuss und gründete 1959 zudem die Bräute- und Mütterschule, das spätere Haus der Familie, dessen Leitung sie 25 Jahre innehatte. 19 Jahre lang war sie Diözesanvorsitzende des Katholischen Frauenbundes, wo sie wichtige Aufbauarbeit für den Verband leistete.
In der Kirche St. Matthäus erzählte die Referentin von Johanna von Rudhart, geborene von Cammuzzi. Der Gatte katholisch, sie evangelisch, um 1833 sehr ungewöhnlich, hinderte die siebenfache Mutter nicht, sich für die Gründung der evangelischen Gemeinde in Passau einzusetzen. Sie gründete auch den Frauenverein zur Unterstützung armer verehelichter Wöchnerinnen. In der Theresienstraße, gegenüber von St. Matthäus, wurde die Gruppe hingewiesen auf Elise Langesee, die 1910 die Bahnhofsmission in Passau gründete mit dem Schwerpunkt Schutz junger Mädchen und Frauen.
In der Grabengasse 22 befand sich das Passauer Töchterinstitut, das von Emma Hoff 1877 gegründet und bis 1904 geleitet wurde. Mehrheitlich wurden evangelische und jüdische Mädchen unterrichtet. Ab 1908 war dort Heindl‘s Höhere Mädchenschule. Das Haus in der Ludwigstraße 1 erinnert an Irene Brunhilde Emilie Heberle, 1906 Mitbegründerin des Fraueninteressenvereins und spätere Aktivistin im Hausfrauenverein. Mit der Tochter Brunhilde Irene Henschke-Heberle haben sich beide als Schriftstellerinnen einen Namen gemacht.
Letzter Begegnungsort mit bemerkenswerten Passauerinnen war die Stadtpfarrkirche St. Paul. Auf dem Epitaph des Wohltäters Lukas Kern, dem 1758 die Gründung des Waisenhauses zugeschrieben wird, wird aber nicht erwähnt, dass wesentlich Anna Theresia Kern, geborene Schwarz, dafür sorgte, dass zu gleichen Teilen Buben wie Mädchen aufgenommen wurden und Ausbildung erhielten. Auch Schwester Renata Hampel, Mitglied der Kongregation Jesu der Englischen Fräulein und vorletzte Leiterin des Lukas-Kern-Waisenhauses, ist durch Fernsehauftritte gut in Erinnerung. Sie ist auch die Verfasserin des sudetendeutschen Altvaterliedes.
Bei einer Tasse Kaffee bedankte sich die Gruppe bei Gisa Berger für den interessanten Stadtspaziergang mit der Bitte, bei einer nächsten Tour weitere bemerkenswerte Frauen vorzustellen.
Text: Mareen Maier
Foto: Irmgard Sagmeister