110 Bischöfe aus über 30 Staaten fordern von der Politik, dass Unternehmen und internationale Konzerne verantwortlich für die Einhaltung von Menschenrechten und den Umweltschutz gemacht werden. Auch der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB unterstützt die Initiative.
Verfasst hat den Aufruf die internationale Allianz katholischer Entwicklungsorganisationen Cidse. Er richtet sich an alle Regierungen weltweit. Darin heißt es u.a.: „Wir rufen alle Regierungen dazu auf, ihre Versprechen und völkerrechtlichen Verpflichtungen einzuhalten und gegen die Missachtung der Menschenrechte durch Unternehmen vorzugehen.“ Hintergrund für ein Lieferkettengesetz ist die fortwährende Kritik an Kinderarbeit und Hungerlöhnen am Beginn von Lieferketten in Entwicklungsländern.
„Ich meine, wenn gelingt, dass Unternehmen verpflichtend zeigen, wie und unter welchen Umständen und von wem ihre Waren produziert und geliefert wurden, kann sich für diejenigen etwas ändern, die die schwächsten Glieder in der Kette sind”
Auch Bischof Stefan Oster hat den Aufruf unterschrieben: „Wir sehen, dass beispielsweise bei Lebensmitteln oder Kleidung, um nur zwei von vielen möglichen Branchen zu nennen, die uns alle unmittelbar betreffen, sehr häufig viel zu wenig bezahlt werden muss. Jeder, der ein wenig nachdenkt, muss wissen, dass es eigentlich unmöglich ist, dass etwa ein Kleidungsstück, das aus einem fernen Land zu uns kommt, für unter zehn Euro verkauft wird. Und jeder kann sich deshalb ausmalen, dass dafür die Produktionsbedingungen vermutlich für viele Beteiligten sehr schlecht sind. Nicht selten sind Kinder am Produktionsprozess beteiligt. Ich meine, wenn gelingt, dass Unternehmen verpflichtend zeigen, wie und unter welchen Umständen und von wem ihre Waren produziert und geliefert wurden, kann sich für diejenigen etwas ändern, die die schwächsten Glieder in der Kette sind“, so Bischof Stefan Oster.
„Globale Profite erfordern globale Verantwortung, d. h. eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht von Unternehmen, die nicht der Freiwilligkeit obliegen kann. Dieser Einsatz für Recht und Gerechtigkeit, besonders für die am Rand der globalen Gesellschaft stehenden Menschen, gehört zum Grundrepertoire jedes Christen“, betont Christine Krammer vom Referat Mission und Weltkirche in der Diözese Passau.
Der weltweite Ausbruch von Covid-19 habe die Menschheit in eine weltweite Krise gestürzt, heißt es in dem Apell weiter. Abgesehen von den Gefahren für die öffentliche Gesundheit, bedrohe eine schwere Störung des Wirtschafts- und Soziallebens langfristig die Existenzgrundlagen und das Wohlergehen von Millionen Menschen. „Besonders anfällig für die schlimmsten Folgen der Krise sind die Millionen Arbeitskräfte am Beginn von globalen Lieferketten – darunter zahllose Frauen. So haben mehrere große Modemarken und Einzelhändler Aufträge storniert und verweigern sogar die Bezahlung für bereits produzierte Textilien. Millionen Beschäftigte wurden ohne Lohnfortzahlung, Sozialleistungen oder Abfindung nach Hause geschickt. Die Pandemie zeigt deutlich, wie abhängig wir voneinander sind. Sie erschüttert globale Lieferketten, die Produktionsstätten über Grenzen hinweg miteinander verbinden.“
Unterschrieben haben den Apell aus Deutschland neben Bischof Stefan Oster unter anderem der Vorsitzende der Bischofskonferenz Georg Bätzing (Limburg) sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stephan Ackermann (Trier), Franz Josef Bode (Osnabrück), Stephan Burger (Freiburg), Ludwig Schick (Bamberg) und Heiner Wilmer (Hildesheim).
Text: Pressemitteilung cidse / pbp
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:
www.cidse.org