Zu Beginn begrüßte der Bischof von Osnabrück, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, die 65 anwesenden Bischöfe, Vertreter der Weltkirche und zahlreiche Gläubige in der überfüllten Pfarrkirche St. Bonifatius. Dabei erinnerte er an die Vollversammlung der deutschen Bischöfe, die 1999 in Lingen stattgefunden hatte. Auch jetzt ständen aktuelle Fragen, die viele Menschen bewegten, auf der Tagesordnung, so Bischof Bode.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, appellierte an die Gläubigen, Religion nicht als Auslaufmodell zu sehen. Die russische Schriftstellerin Tatjana Goritschewa habe noch in kommunistischer Zeit das Buch „Von Gott zu reden, ist gefährlich“ geschrieben. Darin werde deutlich, dass die Rede über Gott Widerstand hervorrufe, so Kardinal Marx. Auch heute erscheine es oft so, dass es gefährlich sei, von Gott zu sprechen. „Das Gegenteil aber ist der Fall: Gott ist da! Die Religion verschwindet nicht. Natürlich hat es in den vergangenen Jahren Diskussionen über die Religion gegeben: Religionen, die missbraucht worden sind, die missbraucht haben, die für politische Zwecke verwendet wurden. Auf diesen Missbrauch müssen wir als gläubige Menschen eine Antwort geben“, sagte Kardinal Marx.
Neu sei, dass Religion oft instrumentalisiert, verharmlost oder banalisiert werde. In den zehn Geboten heiße es: „Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Haben wir die Heiligkeit Gottes erkannt und uns dafür eingesetzt?“, fragte Kardinal Marx. Oft genug sei in den zurückliegenden Wochen und Monaten deutlich geworden, dass im Namen der Religion und im Namen Gottes andere missbraucht worden seien. Wenn die Bischofkonferenz über Missbrauch nachdenke, sei damit die Frage des sexuellen Missbrauchs gemeint, aber auch der Missbrauch, wenn sich die Religion über andere erhebe. „Deshalb brauchen wir einen Weg der Erneuerung. Gerade die österliche Bußzeit ruft uns auf, diesen Weg als ganzes Gottesvolk zu gehen. Von Gott zu sprechen sollten wir demütig und verantwortungsvoll tun und nicht von oben herab“, so Kardinal Marx.
Die Gottesbegegnung zeige sich in der Person Jesu von Nazareth und im Nächsten. „In der konkreten Wahrnehmung der Nächstenliebe komme ich dem Geheimnis Gottes auf die Spur – wenn wir dem Armen und Kranken, dem Missbrauchten und Ausgestoßenen begegnen. Nur so können wir eine neue Glaubwürdigkeit gewinnen, nachdem, was manche Priester anderen angetan haben. Die Ausbeutung, die durch Missbrauch geschehen ist, kann nie gutgeheißen werden. Sind wir uns darüber bewusst, wie viel Leben und wie viel Glauben zerstört wurde?“, fragte Kardinal Marx.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betonte in seiner Predigt, dass die Bischöfe alles tun würden, um Missbrauch aufzuklären. „Aber es geht um mehr, es geht um das, was Papst Johannes Paul II. zum Heiligen Jahr 2.000 als ‚Reinigung des Gedächtnisses‘ bezeichnet hat: Eine Reinigung im umfassenden Sinne – der Kirche, der Theologie, der Tradition, der Geschichte!“ Dieser Prozess der Reinigung sei nicht nach drei Tagen abgeschlossen, sondern ein kontinuierlicher Weg. „Ich glaube, dass wir an einer neuen Epochenschwelle der Kirche stehen: tastend und suchend, aber in der Verantwortung von allen im Gottesvolk. Nur so können wir eine Reinigung ermöglichen, die dann ahnen lässt, was das Heilige, was Gott bedeutet“, so Kardinal Marx.
Text: Pressestelle DBK
Bild: pbp — R. Geissler