Mit einem Pontifikalgottesdienst im Passauer Stephansdom hat Bischof Stefan Oster das Hochfest Christi Himmelfahrt zelebriert. Zahlreiche Gläubige kamen zusammen, um die Aufnahme Jesu Christi in den Himmel zu feiern. „Jesus geht zu seinem Vater“, so der Bischof zu Beginn des Gottesdienstes. Dadurch gehe er jedoch nicht weg, im Gegenteil: er sei so noch näher bei uns als zuvor.
In seiner Predigt sprach Bischof Oster darüber, wie persönliche Entscheidungen nicht nur einen selbst, sondern auch die engsten Beziehungen beeinflussen. Wenn ein Freund beispielsweise in eine andere Stadt ziehe, sei es unsere Aufgabe, uns danach zu verhalten und uns zu fragen: „Kann ich den Weg des Freundes innerlich mitleben?“ „Loslassen ist immer ein Risiko“, so der Bischof. Eine Beziehung könne dadurch einerseits verflachen, sich andererseits aber auch gerade auf diesem Wege vertiefen. Beides habe er im Lauf seines Lebens etwa in Freundschaften schon einmal erfahren.
„Es ist gut für euch, dass ich gehe.”
Auch Eltern und Kinder machen diese Erfahrungen in ihren Beziehungen. Während Eltern zum einen ihre Kinder beschützen, liege es zum anderen ebenso an ihnen, loszulassen und „dem Kind den Weg ins Eigene zu eröffnen“, so der Bischof. Als er selbst in den 80er-Jahren vor der Entscheidung stand, den Wehrdienst anzutreten oder ihn zu verweigern, forderte dies auch die Beziehung zu seinem Vater heraus. „Hätte das die Familie auseinanderbringen können? Ja.“ Aber sein Vater habe ihn nie gezwungen. Er habe ihn losgelassen, was die beiden letztlich auf einer Erwachsenenebene viel tiefer zusammengebracht habe.
„Dieses Risiko kann auseinanderbringen und kann tiefer zusammenbringen“, betonte Bischof Oster. Auch die Jünger hätten den freiwilligen Gang Jesu in den Karfreitag zuerst nicht verstanden. Er habe sie immer hineingeführt in das, was sein tiefstes Inneres sei und sein tiefstes Anliegen. Mit dem Wunder der Auferstehung folgte so auch die Beschwichtigung Jesu: „Es ist gut für euch, dass ich gehe.“ Ihr Loslassen, das sie auch am Himmelfahrtstag bereits eingeübt haben, habe zu einer tieferen Innerlichkeit mit dem Herrn geführt, so Bischof Oster. Erst durch ihr Loslassen habe er ihnen noch näher sein können als zuvor. Auch wir als Getaufte und Gefirmte seien in eine pfingstliche Zeit der Kirche gesteckt worden, damit wir lernen, den Herrn durch das Loslassen tiefer in unser Inneres zu lassen. Das Pfingstereignis mache erst möglich, dass wir Zeugnis geben davon, „dass der Vater wirklich ein Vater ist“. Dass der Himmel offen sei und wir eingeladen seien, an der Freundschaft mit Gott teilzunehmen, so Bischof Oster. „Damit wir rausgehen und Zeugnis geben von der Hoffnung, die uns erfüllt.“
Besonderer Dank galt zum Abschluss des Gottedienstes der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger, die trotz der Baustelle auf der Domorgelempore stets mit viel Leidenschaft die Gottesdienste im Dom mitgestalte.