Bistum

Loslassen und mitleben

Tamina Friedl am 18.05.2023

Christi Himmelfahrt 11 Foto: Tamina Friedl/pbp

Mit einem Pontifikalgottesdienst im Passauer Stephansdom hat Bischof Stefan Oster das Hochfest Christi Himmelfahrt zelebriert. Zahlreiche Gläubige kamen zusammen, um die Aufnahme Jesu Christi in den Himmel zu feiern. „Jesus geht zu seinem Vater“, so der Bischof zu Beginn des Gottesdienstes. Dadurch gehe er jedoch nicht weg, im Gegenteil: er sei so noch näher bei uns als zuvor.

In sei­ner Pre­digt sprach Bischof Oster dar­über, wie per­sön­li­che Ent­schei­dun­gen nicht nur einen selbst, son­dern auch die engs­ten Bezie­hun­gen beein­flus­sen. Wenn ein Freund bei­spiels­wei­se in eine ande­re Stadt zie­he, sei es unse­re Auf­ga­be, uns danach zu ver­hal­ten und uns zu fra­gen: Kann ich den Weg des Freun­des inner­lich mit­le­ben?“ Los­las­sen ist immer ein Risi­ko“, so der Bischof. Eine Bezie­hung kön­ne dadurch einer­seits ver­fla­chen, sich ande­rer­seits aber auch gera­de auf die­sem Wege ver­tie­fen. Bei­des habe er im Lauf sei­nes Lebens etwa in Freund­schaf­ten schon ein­mal erfahren.

Es ist gut für euch, dass ich gehe.”

Johannesevangelium, 16:7

Auch Eltern und Kin­der machen die­se Erfah­run­gen in ihren Bezie­hun­gen. Wäh­rend Eltern zum einen ihre Kin­der beschüt­zen, lie­ge es zum ande­ren eben­so an ihnen, los­zu­las­sen und dem Kind den Weg ins Eige­ne zu eröff­nen“, so der Bischof. Als er selbst in den 80er-Jah­ren vor der Ent­schei­dung stand, den Wehr­dienst anzu­tre­ten oder ihn zu ver­wei­gern, for­der­te dies auch die Bezie­hung zu sei­nem Vater her­aus. Hät­te das die Fami­lie aus­ein­an­der­brin­gen kön­nen? Ja.“ Aber sein Vater habe ihn nie gezwun­gen. Er habe ihn los­ge­las­sen, was die bei­den letzt­lich auf einer Erwach­se­nen­ebe­ne viel tie­fer zusam­men­ge­bracht habe.

Die­ses Risi­ko kann aus­ein­an­der­brin­gen und kann tie­fer zusam­men­brin­gen“, beton­te Bischof Oster. Auch die Jün­ger hät­ten den frei­wil­li­gen Gang Jesu in den Kar­frei­tag zuerst nicht ver­stan­den. Er habe sie immer hin­ein­ge­führt in das, was sein tiefs­tes Inne­res sei und sein tiefs­tes Anlie­gen. Mit dem Wun­der der Auf­er­ste­hung folg­te so auch die Beschwich­ti­gung Jesu: Es ist gut für euch, dass ich gehe.“ Ihr Los­las­sen, das sie auch am Him­mel­fahrts­tag bereits ein­ge­übt haben, habe zu einer tie­fe­ren Inner­lich­keit mit dem Herrn geführt, so Bischof Oster. Erst durch ihr Los­las­sen habe er ihnen noch näher sein kön­nen als zuvor. Auch wir als Getauf­te und Gefirm­te sei­en in eine pfingst­li­che Zeit der Kir­che gesteckt wor­den, damit wir ler­nen, den Herrn durch das Los­las­sen tie­fer in unser Inne­res zu las­sen. Das Pfingst­er­eig­nis mache erst mög­lich, dass wir Zeug­nis geben davon, dass der Vater wirk­lich ein Vater ist“. Dass der Him­mel offen sei und wir ein­ge­la­den sei­en, an der Freund­schaft mit Gott teil­zu­neh­men, so Bischof Oster. Damit wir raus­ge­hen und Zeug­nis geben von der Hoff­nung, die uns erfüllt.“

Beson­de­rer Dank galt zum Abschluss des Got­te­diens­tes der Dom­mu­sik unter der Lei­tung von Dom­ka­pell­meis­ter Andre­as Unter­gug­gen­ber­ger, die trotz der Bau­stel­le auf der Dom­or­gel­em­po­re stets mit viel Lei­den­schaft die Got­tes­diens­te im Dom mitgestalte. 

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