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Das Geheimnis des Glaubens feiern. Die Heilige Messe verstehen und leben.
Der zweite Tag des Adoratio-Kongresses begann mit der Laudes, gestaltet von Sängern der Katholischen Studentengemeinde Passau. Im Anschluss sprach Pater Johannes Paul Chavanne OCist, Dozent für Liturgiewissenschaft und Prior im Stift Heiligenkreuz. Er beleuchtete das Thema des Kongresses von einer liturgischen Perspektive: Das Geheimnis des Glaubens feiern — Die Heilige Messe einfach verstehen.
Er begann mit der Frage nach den eigenen Erfahrungen mit der Heiligen Messe und beschrieb ein Spektrum von „Ausschlafen ist mir wichtiger“ bis „Ohne die Messe kann ich nicht leben“, wie es Christen in Abitinae in Nordafrika im Jahr 304 bezeugt hatten, die lieber gefangengenommen wurden als die Heilige Messe zu verpassen. Chavanne beschrieb weiter den Ursprung der Heiligen Messe. Vor Jesu Tod gab der beim letzten Abendmahl diesem Tod eine Deutung: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ sei der Auftrag bis heute. Die Eucharistie wird in verschiedenen kirchlichen Dokumenten beschrieben als „Quelle“, „Höhepunkt“, „Wurzel“, „Angelpunkt“ und „Mitte“. Daraufhin stellte der Mönch aus Heiligenkreuz die provokante Frage, ob nicht Jesus wichtiger sei als die Heilige Messe. Und er gab selbst die Antwort: „Wenn wir von der Messe sprechen, sprechen wir von Jesus. … Die Heilige Messe ist die Form der dichtesten und deutlichsten Gegenwart Jesu“.
„In der Eucharistie feiern wir die Lebenshingabe Jesu. Er selbst zeigt uns, wie weit er um unseretwillen bereit ist, zu gehen.”
Dies führte er weiter aus, indem er die beiden großen Teile der Eucharistiefeiern beleuchtete: Den Wortgottesdienst und die Eucharistiefeier. Es gehe beim Verkünden biblischer Texte nicht darum, „alte Geschichten“ zu reflektieren, sondern darum „dass der lebendige Gott heute sein Wort an uns richtet und uns heute, in unserer konkreten Zeit und Situation hinein etwas sagen möchte.“ Jesus selbst spreche im Wort Gottes zu uns. Und auch in die Eucharistiefeier seien wir persönlich hineingenommen. Die Gabenbereitung sei die Möglichkeit, sich selbst, seine Anliegen und Probleme „geistlich darzubringen“. Später folgt der Einsetzungsbericht und Chavanne stellt die Frage, wie man die Worte „Das ist mein Leib, das ist mein Blut.“ Verstehen könne und verweist darauf, dass die Kirche sie so versteht, wie Jesus es gesagt hat – „es ist sein Leib, es ist sein Blut. Es ist er selbst, der da als ganze Person unter uns gegenwärtig ist.“ Chavanne beschreibt weiter die Heilige Messe als Anbetung Gottes, doch „sie ist im Letzten nicht nur Anbetung, sondern sogar Vereinigung mit ihm“. Dies sei das Geheimnis des Glaubens. Pater Johannes Paul schloss seinen Vortrag mit dem Gedanken, dass die Heilige Messe uns in die Welt hinaussendet, um Salz und Licht zu sein. Sie ist „Kraftquelle für unseren Alltag als Jünger und Jüngerinnen Jesu in beruf, Freizeit und Familie.“
Heilige Messe mit Bischof Wolfgang Ipolt
An den Vortrag schloss die Heilige Messe an, der Bischof Wolfgang Ipolt von Görlitz vorstand. In seiner Predigt stellte er die Frage, wie Christus seine Kirche evangelisiert. Dabei erinnerte er zu Beginn an den Brief von Papst Franzsikus “Dem pilgernden Gottesvolk in Deutschland”, im dem der dazu ermahnt, den “Primat der Evangelisierung” wieder zu gewinnen: “Die Evangelisierung ist ein Weg der Jüngerschaft in Antwort auf die Liebe zu Dem, der uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,19); ein Weg also, der einen Glauben ermöglicht, der mit Freude gelebt, erfahren, gefeiert und bezeugt wird. Die Evangelisierung führt uns dazu, die Freude am Evangelium wiederzugewinnen, die Freude, Christen zu sein.“ Doch was habe das mit der Eucharistie zu tun? Und was habe die Evangelisierung, die im eigenen Herzen beginnen muss, mit der Heiligen Messe zu tun?
Daraufhin zeigte Ipolt auf, wie Christus in der regelmäßigen Eucharistie die Gläubigen„bearbeitet“, das Leben umgestalten will und seinem Bild angleichen will. So beginne jede Hl. Messe mit dem Bußritus, der immer wieder daran erinnere, dass der Mensch immer wieder Umkehr und Neuanfang benötige. “Das ist der Beginn der Evangelisierung des eigenen Herzens”, so der Bischof.
„Die Umkehr ist der Beginn der Evangelisierung des eigenen Herzens.”
Es folge daraufhin der Wortgottesdienst mit Evangelium und Lesung: “Das Wort Gottes wird uns in der Hl. Messe verkündet und zugesprochen, weil es uns treffen will.” Und er erinnerte daran: “Mit seinem Wort arbeitet der Herr an uns, er konfrontiert uns mit seinem Denken und seinen Ansprüchen an uns. Das ist eine Herausforderung, der wir nicht ausweichen dürfen!”
Auf dem Wortgottesdienst folge sodann die Eucharistiefeier: “In der Eucharistie feiern wir die Lebenshingabe Jesu. Er selbst zeigt uns, wie weit er um unseretwillen bereit ist, zu gehen. Er liebt uns zuerst – bis zum Tod am Kreuz und durch das Kreuz hindurch in ein neues österliches Leben hinein”, betonte Bischof Ipolt. Es gehe darum, ob wir uns auf den Weg der Jüngerschaft selbst einlassen und darin wachsen wollen. “Indem wir den Herrn in der Eucharistie empfangen, nehmen wir ihn tatsächlich und leiblich in unser Leben hinein – bieten wir ihm an, wirklich seine Jünger sein zu wollen. In der hl. Kommunion werden wir zugleich hineingenommen in die Gemeinschaft (communio) der Brüder und Schwestern, die mit uns auf dem Weg der Jüngerschaft sind.” Und der Bischof schloss mit dem Worten: “Wir lassen in der Feier der Eucharistie und in der Anbetung, auch im Sakrament der Buße, den Herrn (!) an uns arbeiten und wirken – um die Freude am Christsein uns wieder schenken zu lassen.”
Podiumsdiskussion
Heimat finden, angenommen sein – wer möchte das nicht? Wie schwer das oft ist und wie es gelingen kann, darüber sprach Sophia Kuby, Leiterin der christlichen Menschenrechtsorganisation ADF International in Wien, ab 14 Uhr mit Anne Fleck und Dirk Egger.
Kuby übergab erst Anne Fleck das Wort. Die quirlige 40-Jährige erzählte aufgeräumt in lockerer Weise über die Glaubenspirouetten in ihrem Leben. Aufgewachsen in einem frommen evangelischen Elternhaus, fremdelte sie selbst zunächst mit dem Glauben und entschied sich als junge Frau bewusst dagegen. Aber: „Ich war ein ganz schlechter Atheist“. Ein Umzug nach Berlin gepaart mit einem Schicksalsschlag verfestigte ein tiefes Gefühl von Einsamkeit und stürzte sie in eine schwere Krise. In der Freikirche konnte sie schließlich neue Freunde und ihren Glauben wiederfinden. Doch stets blieb die Ahnung von „mehr“, von etwas Tieferem. Die junge Frau bat Jesus um ein Zeichen, ob doch die katholische Kirche mit der Eucharistie und den Sakramenten ihre Bestimmung sein könnte. Sie erhielt das Zeichen während einer stillen Anbetung vor dem Allerheiligsten in der Monstranz und konvertierte daraufhin zum Katholizismus. Heute arbeitet sie als Missionarin in den neuen Medien für Missio in Österreich.
Auch Dirk Egger wurde evangelisch getauft, wuchs aber im Gegensatz zu Anne Fleck in einem Haushalt auf, in dem die Kirche keine Rolle gespielt hat, wie er berichtete. Dazugehört habe er – evangelisch, rothaarig, beleibt – nie wirklich. Nach dem geplatzten Traum vom Medizinstudium rutschte Egger in ein tiefes Loch. Doch dann die Wende: Der junge Mann fing mehr oder weniger zufällig an, in der Bibel zu lesen – und wollte immer mehr wissen. Irgendwann habe er gemerkt: „Vielleicht liegt es ja an MIR, vielleicht muss ICH etwas verändern“. Zur katholischen Kirche hat ihn schließlich die Familie eines Jugendfreundes geführt. Diese habe ihn bei Besuchen stets so auf- und angenommen wie er damals war. Irgendwann habe er verstanden, dass die Familie einfach ihren Glauben ganz authentisch lebte. Ihm sei klargeworden: „So wie die, so will ich auch leben.“ Nachdem er sich intensiv mit dem katholischen Glauben beschäftigt hatte, lernte er Menschen aus der Gemeinschaft Emmanuel und der Loreto-Gemeinschaft kennen und fühlte sich angenommen. Schließlich konvertierte er, trat in den Augustiner-Orden ein, studierte und wurde Priester.
„So wie die, so will ich auch leben.”
Egger wie Fleck haben echte Heimat in der katholischen Kirche gefunden, ein vorbehaltloses, bedingungsloses Angenommen sein durch Jesus. Diese tiefgreifende, lebensverändernde Erfahrung möchten beide durch ihre Hingabe an Gott, an die Kirche nun anderen Menschen vermitteln. Jesus könne alle Wunden heilen, so Egger. Zudem sei Kirche eine Familie, alle Christen Brüder und Schwestern, weltweit. Heimat, das sei die katholische Kirche aber nicht nur in den guten Momenten des Lebens, sondern gerade auch in den schwierigen, ergänzte Anne Fleck. Es gebe hier viel Kompetenz und Empathie – vor allem aber die Gewissheit: Jesus ist immer da! In seinem Sinne habe die Kirche „den Job, die Welt gesund zu lieben. Jeder könne dazu beitragen und durch missionarischen Einsatz wachse die eigene Freude am Glauben.