Bistum

Diözesanrat: Mehr Ökologie und soziale Gerechtigkeit

Redaktion am 13.06.2021

DSC1375 Foto: Christine Limmer
Von li nach re: Stephan Mayer (MdB, CSU), Stefanie Auer (Bündnis 90/Grüne), Dr. Hanna Seidl (Diözesanrat), Dr. Johann Bauernfeind ( Domdekan und bischöflicher Beauftragter im Diözesanrat), Reinhold Sterflinger (KEB Rottal-Inn-Salzach), Eva-Maria Schreiber (MdB, die Linke), Jesuitenpater Dr. Jörg Alt (Sozialwissenschaftler), Birgit Geiger (Diözsanrat), Rita Heigl-Kehl (MdB, SPD), Christine Krammer (Bistum Passau, Referat Weltkirche), Peter Oberleitner (geschäftsführender Vorstand), Markus Biber (Vorsitzender des Diözesanrates), Lena Klinger (Abteilung Familienpastoral)

Auch am zweiten Tag seiner Online-Sommer-Vollversammlung am 12. Juni hat der Diözesanrat des Bistums Passau Ökonomie, Ökologie und weltweite Entwicklungszusammenhänge in den Fokus gestellt. Jesuitenpater Dr. Jörg Alt hat in seinem Impulsvortrag auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge für Ungerechtigkeit hingewiesen. Zudem fand eine Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten aus den Wahlkreisen des Bistumsgebiets statt.

Auch am zwei­ten Tag der Online-Som­mer­voll­ver­samm­lung am 12. Juni hat der Diö­ze­san­rat des Bis­tums die Ver­samm­lung unter das Mot­to es geht uns bes­ser, wenn es allen bes­ser geht. – Per­spek­ti­ven für eine gerech­te­re Welt“ gestellt. Dabei hat Jesui­ten­pa­ter Dr. Jörg Alt in sei­nem Impuls­vor­trag vor allem auf die gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Zusam­men­hän­ge für Unge­rech­tig­keit in Deutsch­land und welt­weit hin­ge­wie­sen. Nach ver­schie­de­nen Gesprächs­krei­sen folg­te eine Podi­ums­dis­kus­si­on mit Bun­des­tags­kan­di­da­ten aus den Wahl­krei­sen des Bis­tums­ge­biet. Dabei wur­den vor allem die The­men­be­rei­che Soli­da­ri­tät welt­weit, Wirt­schaf­ten im Sin­ne des Gemein­wohls, Sozia­le Gerech­tig­keit am Arbeits­platz, Teil­ha­be durch Bil­dung und die Gene­ra­tio­nen­ge­rech­tig­keit beleuch­tet. Coro­nabe­dingt fand auch die­ser Tag für die Poli­ti­ker und den Vor­stand des Diö­ze­san­ra­tes im Haus der Begeg­nung in Burg­hau­sen in Prä­senz statt und für die wei­te­ren Mit­glie­der im Onlineformat.

Hin­schau­en statt Igno­rie­ren, Posi­ti­on bezie­hen und kla­re Wer­te bezie­hen, Ver­ant­wor­tung über­neh­men und han­deln – dies sind für Sozi­al­wis­sen­schaft­ler und Jesui­ten­pa­ter Dr. Jörg Alt die wesent­li­chen Hand­lungs­schrit­te die es nicht nur für die Kir­che zu gehen gilt, son­dern auch für die Poli­tik, um die Wei­chen für mehr sozia­le Gerech­tig­keit welt­weit zu stel­len. Ange­sichts der Dop­pel­kri­se in Kir­che und Welt eine gro­ße Auf­ga­be, wie er bemerk­te. Rei­che wer­den rei­cher, Arme wer­den ärmer“, so der Jesu­it. Vie­le Men­schen befin­den sich in einer Sinn- und Wer­te­kri­se und die Welt befin­de sich in einer Demo­kra­tie­kri­se. Dar­aus wür­den Armut, Ungleich­heit, Hun­ger und Krank­heit, Migra­ti­on und Popu­lis­mus wach­sen. Es ist fünf Sekun­den und nicht fünf Minu­ten vor 12“, so sei­ne Dia­gno­se. Des­halb brau­che es eine mora­li­sche Revo­lu­ti­on“ mit über­zeug­ten Men­schen. Die katho­li­sche Sozi­al­leh­re mit sei­nen Prin­zi­pi­en und Nor­men hel­fe dabei. Hier müs­se man prag­ma­ti­sche das Glo­ba­le und Loka­le in Span­nung sehen, so Alt über­zeugt. Es ist unse­re Ver­ant­wor­tung als Chris­ten. Wel­chen Bei­trag leis­ten wir?“ Als Bei­spie­le nann­te Alt die huma­ni­tä­re Hil­fe als direk­te Soli­da­ri­tät oder die kon­tro­vers geführ­ten gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Dis­kus­sio­nen nann­te er. Fan­gen wir ein­fach an, zu einer gerech­te­ren und nach­hal­ti­ge­ren Welt bei­zu­tra­gen. Schnal­len wir den Gür­tel enger zuguns­ten der Ärme­ren. “, so sein Auf­ruf. Auch anders­wo ist der Hei­li­ge Geist“. Die Fra­gen, die im Chat an Jörg Alt gestellt wur­den, beant­wor­te­te er aus­führ­lich und wies gleich­zei­tig dar­auf hin, dass nicht alles 1:1 an die regio­na­le Situa­ti­on über­tra­gen wer­den kön­ne. Er ging auf die Frau­en­fra­ge in der katho­li­schen Kir­che ein und ist über­zeugt, dass das Dia­ko­nat der Frau die kirch­li­che Ord­nung nicht stö­ren wür­de. Dafür gab es von den Mit­glie­dern eine Zustim­mung von 78,26 Pro­zent. Es braucht eine viel­fäl­ti­ge Kir­che“ und gab damit auch ein star­kes Plä­doy­er für den syn­oda­len Weg. Lei­den­schaft­lich wur­de Alt beim The­ma Flücht­lin­ge. Die Flucht ist ein Sym­ptom. Wenn die Ursa­che nicht behan­delt wird, wird es bis 2050 etwa eine Mil­li­on Flücht­lin­ge geben. Die Zuwan­de­rung an den EU-Außen­gren­zen auf­zu­hal­ten ist der fal­sche Ansatz.“ Auf die Fra­ge wie die Träg­heit in der Kir­che in Begeis­te­rung umge­wan­delt wer­den kön­ne ant­wor­te­te er: Fra­gen Sie ihre Enkel. Haben Sie als Älte­re den Mut bei den Jün­ge­ren mit­zu­ma­chen. Suchen Sie die inne­re Moti­va­ti­on. Fra­gen Sie sich, wo ihre Stär­ken sind – ver­su­chen sie nicht die Welt zu ret­ten“, so sei­ne Aufforderung.

Bei der Podi­ums­dis­kus­si­on, mode­riert von Chris­ti­ne Kram­mer (Refe­rat Mis­si­on & Welt­kir­che) und Rein­hold Sterf­lin­ger (KEB Rot­tal-Inn-Salz­ach) kamen die Bun­des­tags­kan­di­da­ten MdB Ste­phan May­er (CSU, Wahl­kreis Alt­öt­ting), Ste­fa­nie Auer (Bünd­nis 90/​Grüne, Wahl­kreis Pas­sau), MdB (Rita Hagl-Kehl, SPD, Wahl­kreis Deg­gen­dorf, Frey­ung-Gra­fen­au) und MdB Eva-Maria Schrei­ber (die Lin­ke, Wahl­kreis Regens­burg) zu Wort. Muha­nad Al-Halak (FDP, Wahl­kreis Deg­gen­dor­f/Frey­ung-Gra­fen­au) ent­schul­dig­te sich kurz­fris­tig. Bewusst wur­den die Dis­kus­si­ons­part­ner aus den ver­schie­de­nen Regio­nen der Diö­ze­se aus­ge­wählt. Alle Kan­di­da­ten erhiel­ten die Gele­gen­heit ihre Ansicht zu den fünf kom­ple­xen The­men­blö­cken darlegen.

Unein­ge­schränkt einig waren sich alle Gesprächs­part­ner beim The­ma Sonn­tags­ar­beit. Der Sonn­tag muss arbeits­frei sein und blei­ben“, so alle uni­so­no. Wei­ter­hin waren sich alle einig, dass die Coro­na-Pan­de­mie für eine gesell­schaft­li­che Ent­so­li­da­ri­sie­rung gesorgt habe. Alt mein­te dazu, dass die Pan­de­mie als Brand­be­schleu­ni­ger“ gewirkt und sich das Sozi­al­ge­fü­ge mas­siv geän­dert habe. Er hofft nun auf einen grup­pen­über­grei­fen­den Rah­men für die vie­len Auf­brü­che, die es in der Volks­kir­che durch­aus gebe. Beson­ders in den Fokus wur­de das The­ma Bil­dung gesetzt. Ste­fa­nie Auer war der Ansicht, dass die Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten nicht nur als Ort der Wis­sens­ver­mitt­lung die­nen. Per­sön­li­che Begeg­nun­gen hät­ten gefehlt. Rita Hagl-Kehl stell­te fest, dass es vor allem die Frau­en waren, die Mehr­fach­be­las­tun­gen aus­ge­setzt waren. Außer­dem sei es nun Zeit, wie­der Mög­lich­kei­ten der Begeg­nun­gen wie Zelt­la­ger oder Grup­pen­stun­den zu schaf­fen. Eva-Maria Schrei­ber wünsch­te sich ein durch­dach­tes Kon­zept für Schü­ler, die aus dem Ras­ter fie­len und May­er dank­te den Lehr­kräf­ten für ihr über­ob­li­ga­to­ri­sches Enga­ge­ment“. Alt war sich nicht sicher, ob die vom Bund ver­spro­che­nen Gel­der dort ankom­men, wo sie sol­len. Es fehlt nicht nur am Geld, son­dern vor allem an der sozia­len Unter­stüt­zung – der Alltagsunterstützung“.

Sie haben sich alle als Katho­li­ken geoutet. Sie haben sich auf den Weg zur Kir­che gemacht, der Kir­che von Pas­sau, zu ihren Ver­tre­tern. Was wün­schen sie sich für die Kir­che von Pas­sau und was wün­schen sie sich von der Kir­che von Pas­sau?“ – so die wohl wich­tigs­te Fra­ge am Ende der Ver­an­stal­tung von Rein­hold Sterflinger.

So wünsch­te sich Rita Hagl-Kehl den Aus­bau und Zweck­frei­heit der ver­band­li­chen Jugend­ar­beit und mehr Nächs­ten­lie­be statt ego­is­ti­schem Den­ken. Für Eva-Maria Schrei­ber ist es wich­tig, dass die Jugend­ar­beit neu­en Schwung erhält und das Frau­en als Pries­te­rin­nen zuge­las­sen wer­den, auch wenn dies nicht in der Macht des Bis­tums Pas­saus ste­he. Ste­fa­nie Auer möch­te die Aner­ken­nung der Viel­falt des Lebens. Die Kir­che soll ein Ort und Anlauf­punkt für Begeg­nung sein. Maria 2.0 oder die sexu­el­le Ori­en­tie­rung darf dabei kei­ne über­ge­ord­ne­te Rol­le spie­len“, so die Grü­nen­po­li­ti­ke­rin. Ste­phan May­er möch­te, dass sich die Pfar­rer wie­der stär­ker der Seel­sor­ge wid­men. Es ist eine gro­ße Sehn­sucht nach Ori­en­tie­rung, Zusam­men­halt und Aus­rich­tung. Da besteht viel Poten­ti­al. Es muss auch ver­lo­re­nes Ver­trau­en wie­der zurück­ge­won­nen wer­den. Wir haben die größ­te Kri­se der Kir­chen­ge­schich­te“, so May­er. Alt ergänz­te, dass die Nöte der Mensch­heit erkannt und Respekt vor der Viel­falt gewahrt wer­den müsse.

Text + Fotos: Chris­ti­ne Limmer

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