Ordensleute aus dem ganzen Bistum kamen in der Votivkirche in Passau zum „Tag des geweihten Lebens“ zusammen – ein Tag der Begegnung, aber auch ein Tag, um Gott für die eigene Berufung bzw. für das Wirken der Ordensleute in der Welt zu danken. Mariä Lichtmess, kurz vor 16 Uhr: Vor den Toren der Votivkirche am Eingang der Passauer Fußgängerzone pulsiert das Leben; trotz des schlechten Wetters sind viele Menschen unterwegs, mit dem Auto, mit dem Fahrrad, zu Fuß.
Auch drinnen sitzen viele Menschen, Gemeindemitglieder, vor allem aber auch Ordensleute der verschiedenen im Bistum vertretenen Gemeinschaften. Sie sind zusammengekommen, um miteinander den „Tag des geweihten Lebens“ zu begehen. Die Bankreihen sind dicht gefüllt. Die Stimmung aber ist eine ganz andere als draußen: Da ist nichts von der Hektik, nichts vom Lärm der Stadt, sondern eine tiefe Stille – oder eigentlich treffender: eine tiefe Ruhe. Denn auch der Kirchenraum ist von einer besonderen Lebendigkeit erfüllt, einer Lebendigkeit aber, die sich deutlich von der draußen unterscheidet: einer Lebendigkeit, die sich aus der Begegnung speist, der Begegnung mit sich selbst, mit dem Nächsten, mit Gott.
Es ist diese besondere Stimmung, die den „Tag des geweihten Lebens“ prägt, der, wie Dr. Franz Haringer, der neue bischöfliche Beauftragte für die Orden im Bistum, am Beginn seiner Predigt erklärte, nun schon seit über 20 Jahren immer am Festtag „Darstellung des Herrn“ begangen wird. „Es ist ein Tag, um Gott für die eigene Berufung zu danken, aber auch ein Tag, um sich gegenseitig in dem gegebenen Versprechen zu bestärken“, so Haringer. Ohne die Ordensleute und ihr besonderes Zeugnis, das sich in einem ganz Gott hingegebenen Leben realisiert – einem Leben, das sich aber keineswegs vor der Welt verschließt, sondern dem Nächsten nur umso tiefer verbunden ist –, „wäre nicht nur das Bistum ärmer, sondern auch die Stadt, ja die ganze Region.“
Auch auf die Frage, wie der „Tag des geweihten Lebens“ mit dem Fest „Darstellung des Herrn“ in Verbindung steht, ging Haringer ein. Das Evangelium selbst, so zeigte er, liefert die Antwort. Dort treffen Josef und Maria, die mit dem kleinen Jesus in den Tempel kommen, auf Simeon und Hanna. Beide merken sofort, dass sie keinem gewöhnlichen Kind gegenüberstehen, denn beide verfügen über besondere Qualitäten – Qualitäten, die auch viele Ordensleute auszeichnen, darunter Frömmigkeit, Gerechtigkeit, die Fähigkeit, in trostlosen Zeiten warten zu können und nicht die Hoffnung zu verlieren und eine Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes, eine Bereitschaft, sich von ihm leiten zu lassen. „Das alles“, so Haringer, zeichne nicht nur Simeon und Hanna aus, sondern auch das Gott hingegebene Leben, das sich in dem Moment erfüllt, in dem es zur Begegnung mit Jesus kommt. Darüber hinaus sei der 2.2. aber auch deshalb besonders passend, weil es der Todestag von Pfarrer Alfred Delp ist, der 1945 von den Nazis hingerichtet wurde. Delp habe einmal das gebeugte Knie und die leeren, hingehaltenen Hände als „Urgebärden des freien Menschen“ bezeichnet. Denn frei sei der Mensch, der wisse, vor wem er das Knie beuge, weil er erkannt habe, dass er nichts aus sich selbst heraus besitze, sondern von dem lebe, was ihm geschenkt wird. „Welch ein Gegensatz zur ‚Herrenmenschen‘-Ideologie der Nazis, aber auch zur Selbstbezogenheit unserer Zeit!“ – mit diesem Gedanken beschloss Haringer seine Predigt und lud alle Anwesenden im Namen des Ordensreferats und der Arbeitsgemeinschaft der Orden im Bistum Passau zu einem Begegnungsabend ein.
Ein schönes Bild: Wer bei der Vesper zum „Tag des geweihten Lebens“ von der Empore der Votivkirche herabblickte, konnte auf dicht gefüllte Bankreihen schauen. Die Feier, die Dr. Franz Haringer leitete, wurde mit der Segnung der Kerzen eröffnet und diente nicht nur dem gemeinsamen Gebet, sondern auch der Begegnung.
Text und Bild: Barbara Osdarty