
Manchmal muss in uns etwas ‚sterben‘, damit Neues beginnen kann. Manchmal muss ich loslassen, damit ich mich wieder einlassen kann. Jesus, du hast dein Leben losgelassen, bist für uns am Kreuz gestorben, um uns Liebe und Leben zu schenken. Du bist auferstanden, damit auch wir auferstehen und lebendig sind, jetzt und für immer, bei Dir und mit Dir.
1. Impuls: Leben spüren
Wahrnehmungsübung
Ich setze mich aufrecht auf einen Stuhl und atme ruhig ein und aus.
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf jeden Bereich meines Leibes: die Füße,
die Beine, den Beckenraum, die Wirbelsäule, den Brustraum, die Schultern, die
Arme, die Hände, den Nacken, den Hinterkopf, Stirn und Augen, die Mundpartie, den Kiefer.
Wo fühle ich Entspannung, Wärme oder Weichheit?
Wo spüre ich Verspannung, Schmerz oder Unbeweglichkeit?
Ich nehme wahr ohne zu werten.
So ist es im Moment.
Anschließend stelle ich mir vor, ich sitze in der Gegenwart Gottes.
ER ist da in seiner liebenden, barmherzigen Gegenwart.
Ich atme ruhig ein und aus.
Mit jedem Atemzug wird mein Leib mehr und mehr erfüllt von Lebendigkeit und Liebe.
Ich bleibe einige Zeit in dieser Vorstellung.
Dann nehme ich meinen Leib noch einmal im Ganzen wahr.
Hat sich etwas verändert?
Wort für den Tag
„Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ (Gen 2, 7)
Gebet
Gott, mit jedem Atemzug
schenkst du mir neu
Lebendigkeit.
Ich danke dir!
2. Impuls: sterben, um zu leben
Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein. Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben. So gab der Herr sein Leben, verschenkte sich wie Brot. Wer dieses Brot genommen, verkündet seinen Tod. Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben.
…
Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt; wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt. Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben.
Lothar Zenetti, aus dem Gotteslob Nr. 210, 1./2./4. Str.
Sterben, um zu leben? Eine Dimension des Glaubens, die widersinnig erscheint. Jesus zeigt uns, dass das Loslassen des eigenen Lebens letztlich ins göttliche Leben führt. Nicht das ängstliche Festhalten am eigenen ‚Ich‘ führt mich zu einem erfüllten Leben, sondern das sich Verschenken bringt Leben in Fülle. Wo spüre ich, dass etwas in meinem Leben ‚sterben‘ muss, damit ich lebendiger werde? Was lasse ich los, damit mehr Leben möglich wird für mich, für andere und für Gott?
Wort für den Tag
„Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben“.
Gebet:
Jesus, Brot des Lebens.
Du gibst dein Leben,
damit ich lebe
aus dir.
3. Impuls: Gottes Wille geschehe
Wort Gottes Lk 22, 39 – 46
Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet! Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft. Da sagte er zu ihnen: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!
Jesus überwindet am Ölberg seine Angst und gibt sich ganz in die Hände seines Vaters. In seinem Ringen steht ihm ein Engel Gottes bei; so kann er Gottes Willen annehmen. Das Ringen Jesu am Ölberg erleben viele Menschen auf ihre eigene
Weise:
Ein Beispiel: „Die Welt ist Gottes so voll. …. In allem will Gott Begegnung feiern und fragt und will die anbetende, hingebende Antwort. Dann wird das Leben frei in der Freiheit, die wir oft gesucht haben“. So formulierte es Alfred Delp (SJ) 1945 kurz vor seiner Hinrichtung. Von Jesus lerne ich in schweren Situationen durch mein JA in die Freiheit zu kommen. Hingebung und Freiheit wie passt das für mich zusammen? Wo schien mir mein Leben ausweglos und doch hat sich eine neue Freiheit aufgetan?
Wort für den Tag
„Steht auf und betet!“ (Lk 22, 46)
Gebet
Liebender Gott,
Dein Wille geschehe, so lehrt mich Jesus.
Lehre mich, in diesem Vertrauen,
den dunklen Momenten des Lebens zu begegnen.
Denn nur Du sendest Kraft und Stärke
und führst mich in eine neue Freiheit.
4. Impuls: auferstehen
Wort Gottes Lk 24, 1 – 12
Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, diesie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. Da erinnerten sie sich an seine Worte. Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln.
Die Frauen wollen dem Leichnam Jesu den letzten Dienst erweisen. Dabei erfahren sie, ER ist nicht tot, ER lebt! Manchmal suche auch ich den Lebenden bei den Toten! Nur wenn ich mich wieder neu an seine Worte erinnere, lebt Jesus in mir und ich kann seine Botschaft von seiner Auferstehung bezeugen. Ich kann anderen bezeugen, ER lebt! Dabei erlebe ich, dass auch andere an ihn glauben und wir uns gegenseitig stärken können.
Wort für den Tag
„Was suchst du den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24, 5)
Gebet
Jesus, du bist auferstanden
und du lebst!
In deinen Worten wirst du lebendig -
in mir und in der Gemeinschaft derer,
die an dich glauben.
In deinem Wort erfahre ich
die Zusage der Auferstehung
und des ewigen Lebens.
Rückblick auf die gesamte Exerzitienzeit
„Die Liebe besteht in der Mitteilung von beiden Seiten:
nämlich darin, dass der Liebende dem Geliebten gibt und
mitteilt, was er hat und kann; und genauso umgekehrt der
Geliebte dem Liebenden.“
(Ignatius von Loyola: Betrachtung zur Erlangung der Liebe, EB 231)
• Ich rufe mir die liebende Zuwendung Got tes, der mich geschaffen und in diese Welt gerufen hat in mein Gedächtnis. Ich spüre nach, wie ich darauf geantwortet habe?
• Ich bitte Gott darum, mir das Herz zu öffnen für das , was jetzt am Ende der Exerzitien wichtig ist?
• Wie habe ich Gottes Schöpfung neu wahrgenommen und ihm dafür gedankt, auch durch mein achtsames Umgehen damit?
• Habe ich das Wirken Gottes in mir, in den Mitmenschen und in der Schöpfung erkannt?
• Wie habe ich dies in mein Beten in den Alltag mit hineingenommen?
• Wie hat sich mein Glaube an den Schöpfer Gott und an Jesus Christus, der Mensch geworden ist auf dieser Erde in mein liebendes Dasein, in meinen Beziehungen, in der Familie, in der Gemeinschaft, in der Arbeit, in der Kirche, … ausgewirkt?
• Was hat mich gestärkt und mir Mut gemacht?
• Mit welchen konkreten Schritten will ich weitergehen?
• Das, was ich jetzt als Antwort auf die Liebe Gottes erkannt habe, lasse ich in einem persönlichen Gebet zum Ausdruck kommen.
Du Herr, segne mich, erfülle meine Füße mit Tanz und meine Arme mit Kraft,
erfülle mein Herz mit Zärtlichkeit und meine Augen mit Lachen.
erfülle meine Ohren mit Musik und meine Nase mit Wohlgeruch,
erfülle meinen Mund mit Jubel und mein Herz mit Freude.
Du Herr, schenke mir immer neu Lebendigkeit, die aus Deiner Liebe und Deinem Segen kommt.
So segne Du mich, mein Herr und mein Gott.